Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern

Diskutiere Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern im Vintage Uhren Forum im Bereich Uhrentypen; Zugegeben, ich überstrapaziere den Spruch „ZentRas sind wie Wundertüten - man weiß nie, was drinsteckt“ - aber auf keine andere Modellreihe passt...
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Zugegeben, ich überstrapaziere den Spruch „ZentRas sind wie Wundertüten - man weiß nie, was drinsteckt“ - aber auf keine andere Modellreihe passt er so gut, wie auf die ZentRa-Sola der 30er Jahre.

01_ZentRa-Sola_Still_05_1600.jpg

Es ist nämlich das Modell mit den (mindestens) vier Gesichtern und man weiß bei einer ZentRa-Sola tatsächlich nicht, was sich im Inneren verbirgt.

Eigentlich sollte es einfach sein: ZentRa-Sola = Revue. Denn die Marke „Sola“ gehörte ja Revue (Thommens Uhrenfabriken AG) in Waldenburg/Schweiz. Und tatsächlich besaß nämliche Firma eine Marke Sola:

02_CH59633_Thommens_Sola.jpg

Hier in der Variante von 1925 - die erste, identische Marke Nr. 19444 wurde im September 1905 angemeldet, die letzte, ebenfalls identische Marke Nr. 111106 im Juni 1945. Schwachpunkte der Marke: sie ist eingetragen für „Taschenuhren, Taschenuhrenwerke und deren Bestandteile, Taschenuhrgehäuse“ und sie besteht nicht nur aus dem Wort „Sola“, sondern weist auch noch Bildelemente auf. D. h, der Schutz erstreckt sich eben nicht auf „Uhren aller Art“ und schützt das Wort auch nicht per se. Kurz: Die Marke von Revue stand auf wackeligen Beinen. Gesehen habe ich sie jedenfalls noch nicht auf Armbanduhren von Revue/Thommen. Gleichwohl hat Revue der ZentRa-Sola eines der vier Gesichter geliehen:

Das erste Gesicht der ZentRa-Sola: Revue 54


Eine ZentRa-Sola von Revue/Thommen sieht beispielsweise so aus:

03_ZentRa-Sola_Revue54_01_1600.jpg

04_ZentRa-Sola_Revue54_04_1600.jpg

Es fällt auf, dass auf dem Zifferblatt nicht darauf hingewiesen wird, dass die Uhr Schweizer Herkunft ist - kein „SWISS“, „SWISS MADE“ oder ähnliches. Rückseitig gibt sich die Uhr ebenfalls unauffällig - abgesehen von einer siebenstelligen Seriennummer präsentiert sie sich sehr schlicht:

05_ZentRa-Sola_Revue54_05_1600.jpg

Das gilt ebenfalls für die Deckelinnenseite:

06_ZentRa-Sola_Revue54_07_1600.jpg

Selbst das Werk gibt sich wortkarg - außer „ZentRa 4“ gibt es da nichts zu lesen:

07_ZentRa-Sola_Revue54_09_1600.jpg

Nun, es IST ein Revue 54. Dass dem so ist, und dass die ganze Uhr von Thommen stammt, das erschließt sich einem erst, wenn man sich eine als Revue gelabelte Uhr aus dem Hause Thommens Uhrenfabriken betrachtet:

Revue 54 Raumnutzwerk

Man beachte die ebenfalls siebenstellige Seriennummer und das Zeichen „Revue G.T“ auf dem Werk. Welches ein Revue 54 ist, das bekanntlich dem Urofa-Raumnutzwerk als Vorbild diente. Höflich formuliert.

Neben den „komplett echten“ Sola aus Waldenburg gab es aber auch „halbechte“ Waldenburger Solas. Beispielsweise eine Sola mit ZentRa-Kaliber 4 (=Revue 54), aber deutschem Gehäuse aus 585er Gold:

???????Թ??????? : Zentra SoLa 14K

Dass es sich hierbei um ein deutsches Gehäuse handelt, erkennt man nicht nur an den fehlenden Schweizer Goldpunzen, sondern vor allem an der NWSO-Marke, welcher der Fa. Gerl & Schipper/Köln gehörte, einem der wichtigsten Lieferanten der ZentRa. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die von Revue (Thommen) stammenden ZentRa-Sola zumindest teilweise in Deutschland mit Gehäusen versehen wurden.


Das zweite Gesicht der ZentRa-Sola: Venus 130

Das zweite Gesicht ist mit seinem grauen Zifferblatt ein wunderschönes:

08_ZentRa-Sola_Venus130_01_1600.jpg

09_ZentRa-Sola_Venus130_02_1600.jpg

Nachteil: sie gehört mir nicht. Immerhin durfte ich die Vorderseite fotografieren - alle anderen Fotos stammen vom Eigentümer.

Wie bei der Variante von Revue erfährt man nicht, dass sie Schweizer Provenienz ist - die Rückseite ist hier komplett leer:

10_IMG_3841_1600.JPG

Innen gibt der Deckel an Informationen lediglich eine sechsstellige Seriennummer und die Materialangabe „Acier inoxydable“ (rostfreier Stahl) preis:

11_IMG_3852_1600.JPG

Gleichfalls schmallippig gibt sich das Werk mit der knappen Auskunft „ZentRa 235“:

12_IMG_3849_1600.JPG

Wie beim ersten Gesicht der ZentRa-Sola findet sich auf dem Werk keinerlei Angabe zur Schweizer Herkunft. Gleichwohl handelt es sich beim Werk „ZentRa 235“ um ein Venus 130.

Leider konnte ich bislang nicht enträtseln, welchem Hersteller die Uhr zugeordnet werden kann. Ich gehe aber aufgrund der Angabe „Acier inoxydable“ davon aus, dass nicht nur das Werk, sondern die komplette Uhr aus Schweizer Produktion stammt. Wie auch:


Das dritte Gesicht der ZentRa-Sola: Minerva Fallfest

Das dritte Gesicht ist mit einem ganz besonderen Makel behaftet: es handelt sich hier quasi um eine Anti-Medusa: die Uhr ist so schön, dass jedermann, der ihrer ansichtig wird, in Handumdrehen zu Stein erstarrt. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich sie hier nicht zeige. Für den urplötzlichen Zuwachs an einheimischen Granit möchte ich nicht verantwortlich gemacht werden.

Scherz beiseite: ich besitze leider (noch) keine! 😢

Natürlich hoffe ich, dass mir mal eine über den Weg läuft - denn wunderschön ist sie:

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Ausgestattet ist dieser Augenschmeichler mit einem Minerva-Kaliber 717, bei welchem es sich wohl um eine Abwandlung eines ETA 735 handelt. Im Gegensatz zu den anderen drei Gesichtern ist bei dieser ZentRa-Sola völlig klar, aus welchem Hause die Uhr stammt, denn es steht unmissverständlich „Minerva“ auf dem Werk. Außerdem wurde m. W. die ungewöhnliche Bezeichnung „Fallfest“ nur von Minerva verwendet.

Das UF-Mitglied „speed4mee“ darf sich darüber freuen, eine Minerva sein eigen nennen zu dürfen, bei welcher es sich schlicht um das Minerva-Original der im obigen Link gezeigten ZentRa-Sola handelt:

Welche Vintage-Uhr tragt Ihr heute? -Teil 4-

Bis auf den Minerva-Schriftzug auf dem Zifferblatt: völlig identisch.


Das vierte Gesicht der ZentRa-Sola: FEF 133

Dieses vierte Gesicht kommt im Zustand NOS und mit dem originalen Etikett daher:

13_ZentRa-Sola_FEF133_mE_02_1600.jpg

Einziges Manko: ein Stückchen des Glases ist abgeplatzt:

14_ZentRa-Sola_FEF133_mE_03_1600.jpg

Aber ansonsten: alles nigelnagelneu. Anders als bei den anderen ZentRa-Sola wird hier auf dem Zifferblatt Ross und Reiter benannt - oder doch zumindest deren Herkunft: SWISS MADE. Auch rückseitig ist genügend Lesestoff vorhanden:

15_ZentRa-Sola_FEF133_mE_07_1600.jpg

Neben den Angaben „Oberteil 40 Mikron“ und „Boden Edelstahl“ fällt eine mir unbekannte Marke „DoSta“ in Wappenschild auf. Um genau zu sein: bei der hier vorgestellten Uhr sieht es eher wie „DoSti“ aus. Das ist wohl eine Fehlstempelung. Auf einer identischen Uhr, die ansonsten nicht ganz so gut erhalten ist, ist es ganz klar ein „a“, kein „i“. Hier mal Ausschnitte beider Böden im Vergleich (links die Uhr mit Etikett, rechts die ohne)

16_ZentRa-Sola_FEF133_mE_25_1600.jpg

Bislang habe ich noch keinen Hebel gefunden, mit dem ich das Rätsel aufknacken könnte. Möglicherweise steht das „Do“ für „Dohrmann“ (E. Dohrmann, Bremen - einer der vier großen Einkäufer der ZentRa), das „Sta“ für „Stahl“? Oder für etwas ganz anderes? Vielleicht ist es auch die Marke eines Schweizer Herstellers? Keine Ahnung - allen Spuren, die ich bislang nachgegangen bin, führten ins Nichts.

Innen ist der Deckel völlig blank:

17_ZentRa-Sola_FEF133_mE_09_1600.jpg

Das Werk:

18_ZentRa-Sola_FEF133_mE_11_1600.jpg

Hier steht - im Gegensatz zu den Werken der anderen Gesichter - ebenfalls „SWISS MADE“ drauf. Und wenn man zwischen das recht stark gewölbte Zifferblatt und der Ziffernblattseite des Werkes linst kann man sogar den Stempel „FEF 133“ erkennen - oder doch zumindest erahnen:

19_ZentRa-Sola_FEF133_mE_13_1600.jpg

Aufgrund dieses informativen Beitrages war mir aber auch schon vorher klar, dass es ein FEF 133 sein müsste:

Zentra Sola mit unbekanntem Werk

Über den Eingangssatz von „ducjb“: „Die letzte Postsendung enthielt u.a. eine Zentra Sola, die ich relativ "blind" ersteigert habe, da das Auktionsbild nicht SOOO viel hergab“ muss ich in Verbindung mit dem gezeigten Foto des Verkäufers jedes Mal grinsen…☺️

Die dann mit deutlich besserem Bildmaterial gezeigte Sola entspräche mit dem schwarzen Zifferblatt noch mehr meinem Beuteschema. Na, jedenfalls habe beide Uhren also ein FEF 133 mit Shock-Absorber-Stoßsicherung (aus dem Hause Erismann-Schinz). Das Vorhandensein einer Stoßsicherung wird auf der Uhr diskret verschwiegen - nicht jedoch auf dem Etikett (Vorder- und Rückseite):

20_ZentRa-Sola_FEF133_mE_24_1600.jpg

„10 Jahre Stoßsicher“ - allerhand!

Aber noch interessanter finde ich die Angabe „ZentRa-Sola“ in Verbindung mit „Handelsmarke“. Vielleicht interpretiere ich da zu viel hinein, aber mir scheint, als hätte ZentRa sich damit geschmückt, dass „ZentRa-Sola“ ihre eigene Marke sei - und eben NICHT die Marke eines (in Zahlen: 1) Schweizer Herstellers. Was ja auch Sinn machen würde, denn ganz offensichtlich hat ZentRa die Solas von wenigstens vier Herstellern bezogen - und Thommens Uhrenfabriken AG (Revue) war nur einer davon. Übrigens ist so ein Etikett auch bei der ZentRa-Sola aus dem Hause Minerva vorhanden:

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Andere Farben - aber die Kernaussage „ZentRa-Sola - Handelsmarke“ ist auch dort vorhanden.


Wie dem auch sei: ZentRas sind fast immer spannend, da sie i.d.R. nur widerwillig ihren Hersteller preisgeben.

Über weitere ZentRa-Solas würde mich natürlich freuen!
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #2
Goldstadtjung

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Hallo Martin,
eine wunderbare Beschreibung der ZentRa Sola‘s mit ganz hervorragenden Bildern. Vielen Dank für den schönen Thread.
Eine kann ich hier auch zeigen. Allerdings nicht so professionell fotografiert wie deine oben gezeigten Schätze.

ZentRa Sola mit einem FEF 130.

Einen schönen Sonntag.
 

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  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #3
pallasquarz

pallasquarz

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Hallo Martin, eines ist sicher, Deine Beiträge sind keine Wundertüten, man weiß immer, was man zu lesen bekommt :super:. Hervorragend recherchierte Artikel über manchmal weniger bekannte Uhren und -hersteller. Immer lesenswert auch für Leute, die sich sonst mangels Kenntnis gar nicht damit beschäftigen würden.
Vielen Dank für die Mühe und schönen Sonntag noch Christoph
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #4
DRGM

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Hallo Peter (Goldstadtjung),


Danke für das Zeigen Deiner ZentRa-Sola! Na, schau an, dann ist das das fünfte Gesicht! Also, ich bin mir sicher, dass Deine von einem weiteren Hersteller stammt. Denn bislang habe ich noch keine mit „ZentRa 147“ (FEF 130) gesehen, und schon gar nicht mit einem mit „Staybrite“ gestempelten Gehäuseboden. Es ist also noch wundertütiger, als ich ohnehin schon dachte.


Hallo Christoph (pallasquarz),

Danke für Dein wunderschön formuliertes Lob! Freut mich! ☺️
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #5
Goldstadtjung

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Hier noch eine mit einem ETA 717, meine ich.
 

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  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #6
DRGM

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Hallo Peter (Goldstadtjung),

na, das ist ja doll! Also das ist dann schon die sechste Herstellervariante - und dann noch mit einem deutschen Gehäuse! Bin gespannt, was noch kommt!
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #7
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milou

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Danke Martin für den hervorragenden Thread! Ich bin auch gespannt, was noch alles zusammen kommt.
Gruss
milou
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #8
kakerlake

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Ausgestattet ist dieser Augenschmeichler mit einem Minerva-Kaliber 717, bei welchem es sich wohl um eine Abwandlung eines ETA 735 handelt. Im Gegensatz zu den anderen drei Gesichtern ist bei dieser ZentRa-Sola völlig klar, aus welchem Hause die Uhr stammt, denn es steht unmissverständlich „Minerva“ auf dem Werk. Außerdem wurde m. W. die ungewöhnliche Bezeichnung „Fallfest“ nur von Minerva verwendet.

Kleine Anmerkung zur Minerva „Fallfest“. Auch ich besitze eine. In ihr werkelt jedoch ein ETA 714 das ist flacher und schmaler wie das 717, kann man auf den ersten Blick schnell verwechseln. Ansonsten super Beitrag 👍
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #9
DRGM

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Kleine Anmerkung zur Minerva „Fallfest“. Auch ich besitze eine. In ihr werkelt jedoch ein ETA 714 das ist flacher und schmaler wie das 717, kann man auf den ersten Blick schnell verwechseln.


Hallo "kakerlake",

herzlichen Dank für Deine Richtigstellung! Man lernt nie aus - und überall sonst wird vom ETA 717 gesprochen. Tscha, so ist das, wenn man bei anderen abschreibt....
 
  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #10
MaJoLa

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Ein absolut interessanter wie auch spannender Beitrag, Martin.

Ne Sola ist in meiner Sammlung leider nicht beheimatet.
Immerhin kann man jetzt in etwa erahnen, was in einer Sola steckt.

In dem damaligen und heute selten zu findenen Konkurenten der Zentra, GEDU, hatte man offenbar keine weiteren Bezeichnungen zum Namen. So findet sich zum Bsp. in meiner ebenfalls ein schweizer Werk. Ein Damas/Béguelin, welches auch von Rolex für deren Ableger Rolco, Marconi, Unicorn usw. verwendet wurde. Fab.Swiss ist allerdings schon angegeben, wie auch der Verweis auf Stossicher.

Also Überraschungen, die konnte man offenbar nicht nur bei Zentra finden. Man müsste mal die Besonderheiten von Handelsmarken gegenüber stellen.

Auch ich bin gespannt, was hier noch zusammenkommt.
 
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  • Die ZentRa-Sola der 30er Jahre - eine Uhr mit vielen Gesichtern Beitrag #11
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Erstaunlicherweise gibt es Neues zur ZentRa Sola zu berichten, denn ein neues Gesicht hat sich gezeigt. Doch bevor wir den Neuen vorstellen, eine Zusammenfassung der bisherigen Protagonisten, wie es sich für eine gute „Horanovela“ gehört:

Was bisher geschah:

Auf der Finca „ZentRa“ wohnt die zwergenhaft kleine Familie Sola, bestehend bislang aus den Halbbrüdern


1. ZentRa Sola, ZentRa 4 = Revue 54; Vater: Revue

2. ZentRa Sola, ZentRa 235 = Venus 130; Vater: unbekannt

3. ZentRa Sola, Minerva „FALLFEST“, Minerva 717 = ETA 714; Vater: Minerva

4. ZentRa Sola, FEF 133; Vater: unbekannt

5. ZentRa Sola, ZentRa 147 = FEF 130; Vater: unbekannt

6. ZentRa Sola, ETA 717; Vater: unbekannt



Man lebte bislang halbwegs glücklich miteinander, doch irgendwie schien etwas zu fehlen. Plötzlich öffnet sich die schwere Pforte des Hauses ZentRa - und eintritt ein bislang unbekannter Halbbruder, der sich als „Zwerg Nase“ vorstellt….

Und bei diesem „Zwerg Nase“ handelt es sich um:


7. ZentRa Sola, ZentRa 7 = Revue 70; Vater: Revue

ZentRa-Sola_ZentRa-7_Still_01_1600.jpg

ZentRa-Sola_ZentRa-7_01_1600.jpg

ZentRa-Sola_ZentRa-7_02_1600.jpg

So, nun sind also sieben Zwerge vereint. Wobei Zwerg Nase wohl der kleinste der Halbbrüder ist, misst er doch gerade einmal 19,90 x29,10 mm und muss sich mit einem 14mm-Band begnügen. Wie Zwerg Nr. 1 kommt das Gehäuse mit einer siebenstelligen Seriennummer und innen mit „Acier inoxydable / Stainless steel“ daher:

ZentRa-Sola_ZentRa-7_03_1600.jpg

ZentRa-Sola_ZentRa-7_08_1600.jpg

Das ist kein Zufall, denn Zwerg 1 und 7 haben denselben Vater namens Revue oder Thommens Uhrenfabriken. Nur die Mütter sind verschiedene. Bei Zwerg Nr. 7 sieht das Werk nämlich so aus:

ZentRa-Sola_ZentRa-7_16_1600.jpg

Jo, das Werk ist ein….. ZentRa 7.

ZentRa-Sola_ZentRa-7_19_1600.jpg

Aber was ist ein ZentRa 7? Ich habe lange gegrübelt - hab‘ die Auflösung des Rätsels aber nicht geschafft. Dankenswerterweise konnte „Barney Green“ das Rätsel knacken:

Bitte um Werkbestimmung: Formwerk ZentRa 7 aus den 30ern mit ungewöhnlicher Sperrklinke

Es ist also ein Revue 70.

Revue-70_Datenblatt.jpg

Ein seltener Vogel, den man kaum einmal zu Gesicht bekommt. Hier wäre so einer zu bestaunen:

Revue Thommen cal.70 circa 1945 | steel rectangular wristwatch - Black Bough | Ludlow

Die einen Tick größere Variante, das Kaliber 71 gibt es hier:

Forum Horloger, forum sur les montres • Revue 71, un mouvement qui manque de ressort


Warum eigentlich „Zwerg Nase“? Zu diesem Spitznamen wurde ich durch die mehr als ungewöhnliche Konstruktion der Sperrklinke inspiriert:

ZentRa-Sola_ZentRa-7_18_1600.jpg

Ehrlich gesagt, ich habe mich bislang nie mit Sperrklinken beschäftigt. Sind da, machen ihren Job und gut ist. So haben wohl die allermeisten Werkhersteller gedacht, denn die Dinger sehen ja prinzipiell alle gleich aus. Die hier nun so gar nicht. Macht auf mich den Eindruck, als hätten die Entwickler gedacht: „Mensch, da ist ja noch reichlich Platz auf der Platine! Was machen wir da?“ Und heraus kam diese ungewöhnliche Lösung.

Grundsätzlich gab es solche Konstruktionen früher schon. Wie ich durch diesen Beitrag:

Zwei Mal 6746 Km. über Atlantik - Meine ZENITH Uhr im Ami Kleid.

erfahren habe, gab es ähnliche Lösungen bei Taschenuhren von Waltham und Zenith. Und von Keystone:

Zenith_Waltham_Keystone_1366.jpg

Um 1905 bis 1910. Aber bei Armbanduhr-Werken der späten 30er? Sehr ungewöhnlich und möglicherweise der Grund dafür, dass man die Kaliberfamilie 70/71 so selten sieht. Ich hatte mir beim Betrachten der Konstruktion so gedacht: „Na, die einstückig angeformte Feder ist sicherlich recht bruchempfindlich.“ Und ich lag wohl richtig, denn hier kann man sich mal ein Kaliber 71 ansehen, bei welchem die Feder irgendwann mal brach und ein findiger Uhrmacher eine Ersatzfeder aufwändig hineinkonstruierte:

A little Revue

Im Original hat man wirklich keine Mühen gescheut, das ganze sauber zu fräsen. Etwas länger habe ich darüber nachgedacht, wofür wohl der Zapfen (Pfeil) dienen könnte:

ZentRa-Sola_ZentRa-7_11_Pfeil_1600.jpg

Dieser dient als Stütze für das tropfenförmige Federende, wenn die Uhr aufgezogen wird:

ZentRa-Sola_ZentRa-7_20_1600.jpg
Links: Ruhestellung - rechts: Uhr wird aufgezogen.


Nun, jedenfalls herrscht auf der Finca „ZentRa“ aufgrund der Ankunft des siebten Familienmitgliedes eine ausgelassene Stimmung und das Ereignis wird mit einem großen Fest gefeiert…. und sie tickten glücklich bis an ihr Federende….

P.S.: aber wer weiß? Vielleicht tauchen ja auch noch Zwerg Nr. 8 oder gar Nr. 9 auf…. freuen würde es mich!
 
Thema:

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