Kürzlich habe ich mich ja mit einem kurzlebigen Modetrend der 30er beschäftigt, nämlich den „Duo Dials“ oder „Doctor’s Watches“:
Die „Doctor’s Watches“ der 30iger Jahre oder: die Faszination des geteilten Zifferblattes
Da liegt es nahe, sich auch mit einem anderen Strohfeuer zu beschäftigen, nämlich mit den Scheibenuhren der 30er Jahre

“Diese Scheibe ist ein Hit!“ sang sehr viel später einmal ein deutscher „Blödelbarde“ und trifft den Nagel ungewollt auf den Kopf, denn die Uhren mit Scheiben waren zumindest für eine sehr kurze Zeit ein Riesenhit. Jene Uhren, die im französischsprachigen Raum als „Heures sautantes“ (springende Stunde), „Montre sans aiguilles“ (Uhr ohne Zeiger) oder als „Montre à guichets“ (Uhr mit Fensterchen), im Englischen als „Jump Hour“, „Jumping hour“ oder verkürzt sogar als „Jump Watch“ bezeichnet wurden.
Hier soll es nur um jene „Scheibletten“ gehen, welche bis etwa Mitte der 30er Jahre verkauft wurden. Im Gegensatz zu anderen Modeerscheinungen feierte die Scheibenuhr ja in den 50er und vor allem in den 70er Jahren (aus dem das o. g. Lied stammt) fröhliche U(h)rständ. Für die - oft farbenfrohen - Scheibenuhren der 70er gibt es ja hier bereits einen Beitrag:
Scheibenuhren - zeigen!
Die Idee, statt Zeiger Scheiben mit Ziffern zu verwenden, war aber auch in den 30ern nun alles andere als neu. Bei Taschenuhren gab es das mindestens (!) seit den 1880er Jahren - nur beispielhaft hier das US-Patent Nr. 312.754 von Josef Pallweber aus Salzburg, welches 1883 angemeldet und 1885 erteilt wurde:

Aber selbst bei Armbanduhren gab es schon viel früher Ideen, Scheibchen einzusetzen - hier das möglicherweise älteste Patent, das am 12. Juli 1915 von den Herren Arthur Dubois und Alfred Spori (Inhaber einer Fabrik für Emaille-Zifferblätter) beim Schweizer Patentamt angemeldet wurde und letztendlich als Schweizer Patent Nr. 71942 registriert wurde:

Die beiden Herren meldeten am 31. Oktober 1915 ihre Erfindung auch als Modell (vulgo: Geschmacksmuster oder Design) mit dem Titel „Montre-bracelet sans aiguilles“ an:

Man beachte: Minutenscheibe oben, Stundenscheibe in der Mitte, wobei unterhalb der „8“ auch klein die „20“ der späten Stunde angeordnet ist.
Ob diese Uhr tatsächlich produziert wurde? Ich weiß es nicht. Immerhin hat der Herr Arthur Prosper Dubois die Idee weiterverfolgt und zusammen mit Ulysse Jeanrichard am 29. Dezember 1920 das Schweizer Muster Nr. 32132 angemeldet, das eine Scheibenuhr zeigt, welche dem typischen Design der 30er doch recht nahekommt:

Danach wurde es erst einmal still um Armbanduhren mit digitaler Anzeige. Sehr still. Bis die Weltwirtschaftskrise 1929 kam und alle Firmen gezwungen waren, sich etwas auszudenken, um Käufer zu finden. Wie man so sagt: Not macht erfinderisch. Jedenfalls halte ich es nicht für Zufall, dass es sowohl bei den Duo Dials, als auch bei den Scheibenuhren im Jahre 1929 langsam los ging.
Den Anfang machte wohl Glycine. Diese Firma meldete im November 1929 ein Schweizer Modell Nr. 45176 an, welches die dann stillprägende Scheibenuhr zeigt:

Im Mai 1930 ließ Glycine dann das Schweizer Patent Nr. 148534 folgen, mit dem ein Werk einer Scheibenuhr („Montre bracelet à guichets“) geschützt wurde:

Glycine bewarb die Scheibenuhr auch - interessanterweise mit dem geflochtenen Band, das auch im oben gezeigten Muster zu sehen ist:

Vor Glycine hatte allerding Benrus bereits eine „Halb-Scheibe“ zum Patent angemeldet, nämlich am 26. August 1929 (Schweizer Patent Nr. 142509):

Interessant hierbei ist auch, dass die Schweizer Tochter der eigentlich amerikanischen Firma Benrus als Anmelderin fungierte.
Mit „Halb-Scheibe“ meine ich übrigens jene Uhrwerke, bei denen nur die Stundenanzeige als (springende) Scheibe ausgestaltet ist, während Minuten und Sekunden in konventioneller Weise mit Zeigern angezeigt werden. Diesen Weg gingen einige Hersteller, bei welchen Gruen und Rolex besonders hervorzuheben sind.
Wo wir schon bei den Herstellern sind: die Scheibenuhr der 30er war praktisch eine rein Schweizer Angelegenheit, vornehmlich der weniger bekannten Marken. Amerikanische Firmen machten den Trend größtenteils nicht mit - eine Scheibenuhr von Hamilton, Elgin, Waltham und anderen Firmen wird man vergeblich suchen. Nur Benrus, Bulova und Gotham (Ollendorff) waren mit am Start - allerdings stammten die Werke dieser Marken ausnahmslos aus Schweizer Produktion.
Im Jahre 1930 sind nur wenige Aktivitäten bzgl. Der Scheibenuhr zu vermelden. Audmemar, Piguet & Co. Bewarb ihre Scheibenuhr abbildungslos in einer Annonce im „Indicateur Davoine“ (im Folgenden kurz: Davoine).

1931 nahm die Sache dann langsam Fahrt auf. Paul Piguet-Capt bewarb eine „3/4-Scheibe“, bei der Stunden und Minuten auf Scheiben angezeigt werden, der Sekundenzeiger aber konventionell ist:

Helvetia präsentierte ebenfalls 1931 ihre Interpretation des Themas:

Robert Cart ließ sich das Schweizer Modell Nr.48668 schützen - das Werk einer Scheibenuhr:

Und im November 1931 findet sich dann eine der ersten Offerten in einer amerikanischen Zeitung:

Interessant an dieser frühen Anzeige: es wird nicht DER Vorteil der Scheibenuhr erwähnt, der später gebetsmühlenartig wiederholt werden wird, sondern es wird darauf hingewiesen, dass man die Uhrzeit durch zwei separate Fensterchen ablesen kann, „like the speedometer of your automobile“- also wie beim Tacho des eigenen Fahrzeuges. Und in der Tat waren die Tachometer der Autos jener Epoche (auch) scheibenförmig.
Wie erwähnt machten sich die Hersteller im Jahre 1931 so langsam warm - und dann kam DAS Jahr der Scheibenuhr:
[/b]Das Jahr 1932[/b]
Wie bei keinem anderen Uhrentyp war EIN Jahr, nämlich das Jahr 1932, bei der Scheibenuhr DAS Jahr, in dem praktisch alles passierte. Danach brach das plötzlich hell lodernde Feuer ganz schnell wieder in sich zusammen. Wer also eine Scheibenuhr jener Zeit sein Eigen nennen kann und keck behauptet, die sei von 1932, der läuft kaum Gefahr, daneben zu liegen. +/- 1 Jahr vielleicht.
Eine geradezu hektische Tätigkeit entfaltete sich auch im Patentbereich. Mehrere Hersteller von Werken und Gehäusen hatten urplötzlich ganz dufte Ideen zum Thema de jour. Nur beispielhaft hier mal ein deutsches Patent Nr. 586221 von FHF, welches auf eine Schweizer Basisanmeldung vom Mai 1932 zurückgeht. Interessant insofern, als dass FHF hier die Konstruktion auf die Spitze trieb und vier Scheiben auf der Platine rotieren ließ:

Eine der frühesten Annoncen bzgl. Einer Scheibenuhr stammt vom 26. Februar 1932 und zeigt eine Movado:

Hier fällt der SEHR hohe Preis von 75$ auf. Nunja, eine Movado. Die gerne auch mal mit Gehäusen in 18K oder 14K Gold daherkommen und für die heutzutage atemberaubende Preise aufgerufen werden. Movado gehört hier zu den wenigen „großen“ Namen, die jene Mode mitgemacht haben.
Ebenfalls begegnet uns hier zum möglicherweise ersten Mal DAS Argument für die Scheibenuhr:
„It has no large crystal to get broken”
Auf Deutsch: “Kein Glas, das kaputt gehen könnte“. Dieses Argument findet sich dann in praktisch allen Werbeanpreisungen, mit denen den Kunden die Scheibenuhr schmackhaft gemacht werden sollte.
Auch in Deutschland nahm man 1932 diese neue Idee zur Kenntnis. In der „Uhrmacher-Woche“ wird Anfang 1932 mit Bezug auf einen Schweizer Artikel von 1931 die „Baguette-Uhr ohne Zeiger“ der Marvin Watch Co. vorgestellt.

Dass Marvin - anders als im Artikel dargestellt - nicht die erste Firma war, die eine Scheibenuhr in eine Formuhr integrierte, wissen wir ja bereits. In der Eigendarstellung gab sich Marvin ein wenig bescheidener und pries die Uhr schlicht mit „Neuheit für 1932“ an:

In der „Uhrmacher-Woche“ gab es 1932 noch einen anderen, weitaus interessanteren Artikel zum Thema jenes Jahres:


En passant wird dort u. a. erwähnt, dass die englische Bezeichnung für jenen Uhrentyp „direct read“ sei. Hm, diese Bezeichnung ist jedenfalls mir noch nicht untergekommen.
Schön dagegen sind die Darstellungen und Beschreibungen von zwei Werken. Bei dem Werk gemäß Bild 2 dürfte es sich um ein abgewandeltes AS 340 handeln, auf das ich später noch eingehen werde. Bei dem anderen Werk gemäß den Abbildungen 4 und 5 bin ich mir recht sicher, dass es sich um ein FHF 29 Digital handelt:
bidfun-db Archiv: Uhrwerke: FHF 29 digital
1920s/1930s? mechanical digital wristwatch movement
Fontainemelon nickel chrome vintage wristwatch, circa 1935 - Black Bough | Ludlow
Leider fehlt bei Ranfft die Sekundenscheibe; in den anderen beiden Links kann man aber ganz gut das Charakteristikum des FHF 29 Digital erkennen: die exzentrisch in der Minutenscheibe gelagerten Sekundenscheibe. Dieses Merkmal ist auch beim Bulova Kaliber 13AT vorhanden, mit dem die Bulova-Scheibenuhren ausgestattet sind:
Bulova 1932 Jump Hour | myBulova.com
Daher möchte ich einmal annehmen, dass die Bulova-Werke entweder direkt von FHF stammen, oder doch zumindest in Kooperation mit FHF entwickelt wurden.
Die „Doctor’s Watches“ der 30iger Jahre oder: die Faszination des geteilten Zifferblattes
Da liegt es nahe, sich auch mit einem anderen Strohfeuer zu beschäftigen, nämlich mit den Scheibenuhren der 30er Jahre

“Diese Scheibe ist ein Hit!“ sang sehr viel später einmal ein deutscher „Blödelbarde“ und trifft den Nagel ungewollt auf den Kopf, denn die Uhren mit Scheiben waren zumindest für eine sehr kurze Zeit ein Riesenhit. Jene Uhren, die im französischsprachigen Raum als „Heures sautantes“ (springende Stunde), „Montre sans aiguilles“ (Uhr ohne Zeiger) oder als „Montre à guichets“ (Uhr mit Fensterchen), im Englischen als „Jump Hour“, „Jumping hour“ oder verkürzt sogar als „Jump Watch“ bezeichnet wurden.
Hier soll es nur um jene „Scheibletten“ gehen, welche bis etwa Mitte der 30er Jahre verkauft wurden. Im Gegensatz zu anderen Modeerscheinungen feierte die Scheibenuhr ja in den 50er und vor allem in den 70er Jahren (aus dem das o. g. Lied stammt) fröhliche U(h)rständ. Für die - oft farbenfrohen - Scheibenuhren der 70er gibt es ja hier bereits einen Beitrag:
Scheibenuhren - zeigen!
Die Idee, statt Zeiger Scheiben mit Ziffern zu verwenden, war aber auch in den 30ern nun alles andere als neu. Bei Taschenuhren gab es das mindestens (!) seit den 1880er Jahren - nur beispielhaft hier das US-Patent Nr. 312.754 von Josef Pallweber aus Salzburg, welches 1883 angemeldet und 1885 erteilt wurde:

Aber selbst bei Armbanduhren gab es schon viel früher Ideen, Scheibchen einzusetzen - hier das möglicherweise älteste Patent, das am 12. Juli 1915 von den Herren Arthur Dubois und Alfred Spori (Inhaber einer Fabrik für Emaille-Zifferblätter) beim Schweizer Patentamt angemeldet wurde und letztendlich als Schweizer Patent Nr. 71942 registriert wurde:

Die beiden Herren meldeten am 31. Oktober 1915 ihre Erfindung auch als Modell (vulgo: Geschmacksmuster oder Design) mit dem Titel „Montre-bracelet sans aiguilles“ an:

Man beachte: Minutenscheibe oben, Stundenscheibe in der Mitte, wobei unterhalb der „8“ auch klein die „20“ der späten Stunde angeordnet ist.
Ob diese Uhr tatsächlich produziert wurde? Ich weiß es nicht. Immerhin hat der Herr Arthur Prosper Dubois die Idee weiterverfolgt und zusammen mit Ulysse Jeanrichard am 29. Dezember 1920 das Schweizer Muster Nr. 32132 angemeldet, das eine Scheibenuhr zeigt, welche dem typischen Design der 30er doch recht nahekommt:

Danach wurde es erst einmal still um Armbanduhren mit digitaler Anzeige. Sehr still. Bis die Weltwirtschaftskrise 1929 kam und alle Firmen gezwungen waren, sich etwas auszudenken, um Käufer zu finden. Wie man so sagt: Not macht erfinderisch. Jedenfalls halte ich es nicht für Zufall, dass es sowohl bei den Duo Dials, als auch bei den Scheibenuhren im Jahre 1929 langsam los ging.
Den Anfang machte wohl Glycine. Diese Firma meldete im November 1929 ein Schweizer Modell Nr. 45176 an, welches die dann stillprägende Scheibenuhr zeigt:

Im Mai 1930 ließ Glycine dann das Schweizer Patent Nr. 148534 folgen, mit dem ein Werk einer Scheibenuhr („Montre bracelet à guichets“) geschützt wurde:

Glycine bewarb die Scheibenuhr auch - interessanterweise mit dem geflochtenen Band, das auch im oben gezeigten Muster zu sehen ist:

Vor Glycine hatte allerding Benrus bereits eine „Halb-Scheibe“ zum Patent angemeldet, nämlich am 26. August 1929 (Schweizer Patent Nr. 142509):

Interessant hierbei ist auch, dass die Schweizer Tochter der eigentlich amerikanischen Firma Benrus als Anmelderin fungierte.
Mit „Halb-Scheibe“ meine ich übrigens jene Uhrwerke, bei denen nur die Stundenanzeige als (springende) Scheibe ausgestaltet ist, während Minuten und Sekunden in konventioneller Weise mit Zeigern angezeigt werden. Diesen Weg gingen einige Hersteller, bei welchen Gruen und Rolex besonders hervorzuheben sind.
Wo wir schon bei den Herstellern sind: die Scheibenuhr der 30er war praktisch eine rein Schweizer Angelegenheit, vornehmlich der weniger bekannten Marken. Amerikanische Firmen machten den Trend größtenteils nicht mit - eine Scheibenuhr von Hamilton, Elgin, Waltham und anderen Firmen wird man vergeblich suchen. Nur Benrus, Bulova und Gotham (Ollendorff) waren mit am Start - allerdings stammten die Werke dieser Marken ausnahmslos aus Schweizer Produktion.
Im Jahre 1930 sind nur wenige Aktivitäten bzgl. Der Scheibenuhr zu vermelden. Audmemar, Piguet & Co. Bewarb ihre Scheibenuhr abbildungslos in einer Annonce im „Indicateur Davoine“ (im Folgenden kurz: Davoine).

1931 nahm die Sache dann langsam Fahrt auf. Paul Piguet-Capt bewarb eine „3/4-Scheibe“, bei der Stunden und Minuten auf Scheiben angezeigt werden, der Sekundenzeiger aber konventionell ist:

Helvetia präsentierte ebenfalls 1931 ihre Interpretation des Themas:

Robert Cart ließ sich das Schweizer Modell Nr.48668 schützen - das Werk einer Scheibenuhr:

Und im November 1931 findet sich dann eine der ersten Offerten in einer amerikanischen Zeitung:

Interessant an dieser frühen Anzeige: es wird nicht DER Vorteil der Scheibenuhr erwähnt, der später gebetsmühlenartig wiederholt werden wird, sondern es wird darauf hingewiesen, dass man die Uhrzeit durch zwei separate Fensterchen ablesen kann, „like the speedometer of your automobile“- also wie beim Tacho des eigenen Fahrzeuges. Und in der Tat waren die Tachometer der Autos jener Epoche (auch) scheibenförmig.
Wie erwähnt machten sich die Hersteller im Jahre 1931 so langsam warm - und dann kam DAS Jahr der Scheibenuhr:
[/b]Das Jahr 1932[/b]
Wie bei keinem anderen Uhrentyp war EIN Jahr, nämlich das Jahr 1932, bei der Scheibenuhr DAS Jahr, in dem praktisch alles passierte. Danach brach das plötzlich hell lodernde Feuer ganz schnell wieder in sich zusammen. Wer also eine Scheibenuhr jener Zeit sein Eigen nennen kann und keck behauptet, die sei von 1932, der läuft kaum Gefahr, daneben zu liegen. +/- 1 Jahr vielleicht.
Eine geradezu hektische Tätigkeit entfaltete sich auch im Patentbereich. Mehrere Hersteller von Werken und Gehäusen hatten urplötzlich ganz dufte Ideen zum Thema de jour. Nur beispielhaft hier mal ein deutsches Patent Nr. 586221 von FHF, welches auf eine Schweizer Basisanmeldung vom Mai 1932 zurückgeht. Interessant insofern, als dass FHF hier die Konstruktion auf die Spitze trieb und vier Scheiben auf der Platine rotieren ließ:

Eine der frühesten Annoncen bzgl. Einer Scheibenuhr stammt vom 26. Februar 1932 und zeigt eine Movado:

Hier fällt der SEHR hohe Preis von 75$ auf. Nunja, eine Movado. Die gerne auch mal mit Gehäusen in 18K oder 14K Gold daherkommen und für die heutzutage atemberaubende Preise aufgerufen werden. Movado gehört hier zu den wenigen „großen“ Namen, die jene Mode mitgemacht haben.
Ebenfalls begegnet uns hier zum möglicherweise ersten Mal DAS Argument für die Scheibenuhr:
„It has no large crystal to get broken”
Auf Deutsch: “Kein Glas, das kaputt gehen könnte“. Dieses Argument findet sich dann in praktisch allen Werbeanpreisungen, mit denen den Kunden die Scheibenuhr schmackhaft gemacht werden sollte.
Auch in Deutschland nahm man 1932 diese neue Idee zur Kenntnis. In der „Uhrmacher-Woche“ wird Anfang 1932 mit Bezug auf einen Schweizer Artikel von 1931 die „Baguette-Uhr ohne Zeiger“ der Marvin Watch Co. vorgestellt.

Dass Marvin - anders als im Artikel dargestellt - nicht die erste Firma war, die eine Scheibenuhr in eine Formuhr integrierte, wissen wir ja bereits. In der Eigendarstellung gab sich Marvin ein wenig bescheidener und pries die Uhr schlicht mit „Neuheit für 1932“ an:

In der „Uhrmacher-Woche“ gab es 1932 noch einen anderen, weitaus interessanteren Artikel zum Thema jenes Jahres:


En passant wird dort u. a. erwähnt, dass die englische Bezeichnung für jenen Uhrentyp „direct read“ sei. Hm, diese Bezeichnung ist jedenfalls mir noch nicht untergekommen.
Schön dagegen sind die Darstellungen und Beschreibungen von zwei Werken. Bei dem Werk gemäß Bild 2 dürfte es sich um ein abgewandeltes AS 340 handeln, auf das ich später noch eingehen werde. Bei dem anderen Werk gemäß den Abbildungen 4 und 5 bin ich mir recht sicher, dass es sich um ein FHF 29 Digital handelt:
bidfun-db Archiv: Uhrwerke: FHF 29 digital
1920s/1930s? mechanical digital wristwatch movement
Fontainemelon nickel chrome vintage wristwatch, circa 1935 - Black Bough | Ludlow
Leider fehlt bei Ranfft die Sekundenscheibe; in den anderen beiden Links kann man aber ganz gut das Charakteristikum des FHF 29 Digital erkennen: die exzentrisch in der Minutenscheibe gelagerten Sekundenscheibe. Dieses Merkmal ist auch beim Bulova Kaliber 13AT vorhanden, mit dem die Bulova-Scheibenuhren ausgestattet sind:
Bulova 1932 Jump Hour | myBulova.com
Daher möchte ich einmal annehmen, dass die Bulova-Werke entweder direkt von FHF stammen, oder doch zumindest in Kooperation mit FHF entwickelt wurden.
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