39 mm
Themenstarter

01. Warten. Mit Ausnahme der Akquisition eines sofort verfügbaren Modells beim Konzi kennt jeder die Zeit des Wartens. Als ungeduldiger Mensch könnte ich gar nicht einige Monate oder länger auf die Inempfangnahme des Objektes meiner Begierde harren. Ich bin mehr der Sofortkäufertyp, was mich inkompatibel macht mit bestimmten Marken und Modellen.
Mehr als 2500 km hat der Zeitmesser von Moskau in die Region Stuttgart zurückgelegt, den größten Teil in luftiger Höhe, davor waren es 1000 km von der 1942 in Tschistopol aufgebauten Fabrik nach Moskau.
02. GMT? GMT zum Schnapperpreis, auch so könnte der Titel für diese Vorstellung lauten, wenn man es nicht so genau nimmt, denn bei Licht betrachtet handelt es sich hier nicht um eine echte GMT-Funktion, sondern um einen zusätzlichen Zeiger, der für eine volle Bahn über das Zifferblatt 24 Stunden benötigt und der nicht verstellt werden kann. Zur Bahn des Zeigers später mehr. Eine innenliegende, sich markant vom Rest der Uhr abhebende schwarze Lünette, auf die eine 24h-Skala aufgebracht ist, erlaubt das Ablesen der gewünschten Zeitzone. Verstellt wird dieser Ring mittels einer eigenen, auf 8 Uhr positionierten Krone.
03. Kontrolle. Ich tue mich schwer damit, Dingen ihren Lauf zu lassen. Wirklich sicher fühle ich mich, wenn ich möglichst viele Details auf die richtige Weise arrangieren kann. Am besten alle. Wobei ich in meinen über 50 Wiederholugen des Jahrestages des Schlüpfens aus der Mutter zu der Erkenntnis gekommen bin, dass das garnicht möglich ist.
Hier sagte das altbekannte Muster wieder hämisch grinsend hallo. Im Mai 2019 wurde die K-34 Dual Time im Forum erstmals vorgestellt, Fotos von anderen Besitzern waren nicht zu finden. Anders als auf den Fotos der Homepage abgebildet, wurde @grmpf im Mai ein Modell mit silbernen Zeigern geliefert, die er dann gegen schwarze ausgetauscht hat, die der Uhr meinem Empfinden nach ein markanteres Aussehen schenken, ganz zu schweigen von der verbesserten Ablesbarkeit. Zur Klärung der Zeigerdiskrepanz wurde der als sehr freundlich und responsiv erlebte Peter Arms von vostok-watches24 kontaktiert, der mit seiner Bestätigung, dass schwarze Zeiger auf die aus dem Zifferblatt ragenden Röhrchen aufgesteckt seien, für den letzten Schubs zur Betätigung des Bestellbuttons sorgte. Wass dann einige Tage später kam, war ein elektronischer Brief des Inhalts, dass weder er noch andere Händler eine Uhr mit schwarzen Zeigern liefern könnten und ob er sie mit silbernen Zeigen schicken solle. Egal ob mit Reis gefüllter Sack oder Kuscheltier, das manchmal in Gesprächsgruppen hin- und hergeworfen wird, das Ding war nun wieder in den Händen des Bestellers. Der sagte ja und einmal mehr zeigte sich: das mit der Kontrolle ist eine verzwickte Sache.
04. Zeigerbahn. Bei einer Zeigerlänge von 13 mm bewegt sich die Spitze des 24 h-Zeigers am trägsten, nämlich 8,2 cm am Tag. In diesem Zeitraum legt der entsprechende Punkt des Stundenzeigers 11,3 cm zurück, beim Minutenzeiger sind es 188 cm und der fleißige Sekundenzeiger schwingt sich zu beachtlichen 122 m auf.
05. Oder? Eine funktionsgleiche Alternative wäre die K-39 gewesen, mit ihren 45/16,5 mm aber einfach ein zu dicker Brocken. Die 42/15mm der K-34 sind auch schon ziemlich wuchtig und markieren die Obergrenze des für das Handgelenk des Verfassers dieser Vorstellung akzeptablen. Mit 41 mm fällt die K-46 kleiner aus und bietet eine 24-Stundenscheibe unter dem Zifferblatt, wie auch die Ampfibia (mit f) Black Sea sowie einige K-35.
06. Technikkram. Fehlt in kaum einer Vorstellung. Oft mit einer grob bereiften landwirtschaftlichen Maschine verglichen, nennt man die Ansammlung von Rädern, Hebeln, Steinen, Federn und Platinen im Inneren des Gehäuses schlicht Vostok 2426.01, es ist gelagert mit 32 Steinen und absolviert 19.800 Halbschwingungen pro Stunde, was 2,75 Hz entspricht und verfügt über einen Automatikaufzug.
Die Möglichkeiten des Bandtauschs werden erleichtert von 20 mm Anstoßbreite, zum Lieferumfang gehört ein Lederarmband mit Schmetterlingsfaltschließe.
Leicht gewölbt überspannt ein Mineralglas das Zifferblatt, auf dem sich gelumte Zeiger und Indizies finden. Geschützt wird das alles von einem Edelstahlgehäuse. Löst der Anblick des Werkes durch das Glas des rückwärtigen Deckels auch keine Begeisterungsstürme aus, erlaubt er doch, Schwungmasse und Unruh bei ihrer Tätigkeit zu beobachten.
Menschen, bei denen die Uhr auch mal unter der Wasseroberfläche betrieben wied, dürften bei 100 m Wasserdichtheit keinen Grund zu Beschwerden haben.
Leichtbau wurde bei der K-34 nicht betrieben, als schwer kann man sie aber auch nicht bezeichnen, mit Band und Schließe zeigt die Waage 98 g an. Solide russische Technik eben.
Belegt mit Leuchtmasse, luminieren die aufgesetzten Zeiger, Indizes und Zahlen auf dem Zifferblatt, nachdem sie angestrahlt wurden, zunächst überzeugend, ein signifikanter Teil davon hat sich bereits nach 10 min verloren, ein völlig dunkler Raum samt Akkomodationzeit für die Augen lässt nach 30 min nur noch einen sehr schwachen Abglanz davon erkennen.
07. Spezielles. Vier Zeiger auf dem Zifferblatt können Anlass zur Kritik liefern. Meine Hamilton hat fünf Minuten Zeigerversatz, meine anderen beiden Vostoks dagegen zeigen nichts dergleichen, das im für mich wahrnehmbaren Bereich wäre. Auch die Neue glänzt in dieser Disziplin. Alle viere sind perfekt ausgerichtet.
08. Wünsche. Gibt es eigentlich eine Uhr, an der alles perfekt ist? Wenigstens eine Zeit lang? Für diese hier jedenfalls habe ich drei Optimierungsvorschläge, für die sich einige Einzelteile sogar in anderen Komandirskiemodellen finden: eine rote Spitze für den 24 h-Zeiger und statt des geschwärzten Rotos einen silbernen, letzterer ist leicht beschaffbar, eine Bezugsquelle für den Zeiger war noch nicht ausmachen. Schwarze Zeiger statt der verbauten silbernen würden der Uhr ein markantetes Aussehen verleihen.
09. Empfindungen. Gut ein halbes Jahr rumorte es. Gesehen, toll gefunden, ach nee, noch eine Vostok ohne Sekundenstopp, ohne separate Datumsverstellung und mit den bekannten Gangwerten. Wieder und wieder spülten die Synapsen das Verlangen an die Oberfläche des Bewusstseins. Die Abstinenzchallenge unterbrechen, gar sich dort öffentlich als rückfällig, schwach, undiszipliniert präsentieren? Doch dann: was solls, eine witzige Uhr zu einem fairen Preis mit einer Komplikation, die noch nicht in der Sammlung existiert. Der abgedroschene Satz von der Vorfreude entpuppte sich nach dem Auspacken einmal mehr als lächerlich. Großen Spaß macht die K-34, trägt sich gut und bietet Potenzial für Personalisierung. Eine schöne Alternative zu den anderen in der Box. Gut gemacht, Vostok. Schön, dass sie jetzt in der Sammlung ist.
10. Optisches. Starke Kontraste prägen die Uhr. Mit Ausnahme einiger roter Akzente auf dem Zifferblatt, des Sekundenzeigers und der roten Naht des Lederstreifens, mit dem die Uhr am Handgelenk fixiert wird, sowie der grünlichen Lume, gibt es viel Weiß und Silber, angenehm strukturiert vom Schwarz der Lünette. Diese knackigen Kontraste führten auch zur Auswahl eben dieser Variante der K-34. Ein schönes Detail: die Schriftart der Ziffern auf dem Blatt und auf der Innenlünette ist die gleiche. Verzichtet hat Vostok auf eine Entspiegelung des Mineralglases, die Uhr ein paar Millimeter bewegt und es gibt keine störenden Reflexionen mehr. Blanke Seitenflächen des Gehäuses wechseln sich beim Anschauen ab mit den mattierten Oberflächen von Lünette, Boden und Gehäuseoberteil. Der gewählte Blickwinkel lässt die Zeiger je nach Reflexion silbern, aber auch mal dunkel erscheinen, was man sich beim Fotografieren zunutze machen kann.
11. Viel getippt. Persönliches offenbart, eine Menge Details. Jetzt Bilder.




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