
Mueller27
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Grün wurde ja zur Farbe des Jahres 2017 gewählt, wer es noch nicht wusste.
Und grün ist auch meine neuste Errungenschaft, eine ZODIAC Super Seawolf 53 Compression in der Limited Editon.
Das Modell ist aus ZODIACS Heritage-Kollektion, die die Klassiker aus der reichen Historie der Schweizer Traditionsmarke neu interpretiert. Dabei ist diese 2015 erstmals vorgestellte Re-Edition keine 1:1 Wiederauflage, sondern weicht erheblich von der historischen Vorlage ab. Allein die Größe wurde von den 35mm der Ur-Version auf zeitgemäße 40mm angehoben, wobei zum Glück aber die flache Anmutung des Gehäuses erhalten blieb. Dazu später mehr.



ZODIAC, gegründet 1882 im Schweizer Le Locle, hatte sich seit den 30er Jahren einen Namen als Hersteller von Sport-Armbanduhren gemacht und gehörte bis zur Quarzkrise zu den führenden weltweiten Marken in diesem Segment. ZODIAC ist neben Blancpain und Rolex einer der drei Pioniere auf dem Feld der Taucheruhren. Die 1953, also noch vor der Submariner vorgestellte Seawolf war die erste Taucheruhr die mit Erfolg einen breiteren Kundenkreis außerhalb der engen Gruppe der Berufstaucher ansprach und diesen Uhrentyp “für den sportlichen Herren”, wie es damals in der Werbung hieß, populär machte.
Mit ihrer damals unerhörten Tauchtiefe von 660 Fuß/200 Metern war die Seawolf in den 50er Jahren eine der bekanntesten Taucheruhren und bei einem recht hohen Preis von 110 US-Dollar (netto) ein direkter Konkurrenz der Rolex Submariner. Auch ihr 1968 lancierter Nachfolger, die sogar mit 750 Meter Dichte angeben Super Seawolf, lag technologisch vorne und durfte sich mit dem Titel der offiziellen Einsatzuhr der US NAVY Seals schmücken.


Aber da auch hier gilt ‘Geschichte wird von den Siegern geschrieben’ und da die Marke ZODIAC nach der Quarzkrise über Jahrzehnte unter verschiedenen Besitzern vor sich hin dümpelte und zur Kaufhausuhren-Marke degenerierte, während der damalige Mitbewerber Rolex zum globalen Luxus-Brand wurden, gerieten Zodiacs Ikonen der 50er und 60er Jahre in Vergessenheit.
Seit 2001 gehört ZODIAC zur US-amerikanischen Fossil Gruppe, dem größten Uhrenhersteller der Welt, ohne dass die Amerikaner anfangs richtig was mit der Marke anzufangen wussten. Aber angeregt durch die Retro-Welle und den Erfolg, den Marken wie Tudor mit Re-Editionen ihrer klassischer Modelle hatten, erinnerte sich die FOSSIL auf welchem Schatz sie da saßen, und reaktivierten ab 2013 das Erbe der Marke mit der “Heritage” Linie.
Zugleich fiel bei Fossil die strategische Entscheidung, ZODIAC als Flagschiff ihres Marken-Portfolios zu etablieren, an die Schweizer Ursprünge zurückzukehren, in eine eigene “Swiss Made” Produktion zu investieren und die Europa-Zentrale nach Basel zu verlegen. Mit Preisen von bis zu 2.200$ (UVP) sind die “Swiss Made” ZODIACS heute die teuersten Uhren die die Fossil-Gruppe anbietet.
Als Aushängeschild hat ZODIAC damit innerhalb der Fossil-Gruppe den gleichen hohen Stellenwert den Omega und Breguet beim konkurrierenden SWATCH-Konzern inne haben.
Von den Investitionen der Fossil in ihre Top-Marke ist in Deutschland nichts zu spüren, da die Marke Deutschland bisher nicht angeboten wird. Jede ZODIAC muss also importiert werden. Mein Modell hat sich ein Uhrenfreund dieses Jahr von einer Reise aus den USA mitgebracht, und auch artig bei der Rückreise versteuert.

Wobei ZODIAC - wie andere Marken auch - mit seinem Erbe eherkreativ umgeht. So soll meine Seawolf 53 zwar eine Hommage an den Ur-Diver von 1953 sein. Dabei hat sie zwar dessen Gehäuseform und die Glas-Lünette übernommen, die eckigen Zeiger und Indexe bedienen sich aber eindeutig bei der späteren 1968er “Super Seawolf”.
Das Werk trägt die Bezeichnung STP-1-11, ist vom Aufbau an das ETA 2824 angelehnt und wird von der Fossil Tochterfirma STP im 2013 eröffneten Schweizer Werk gebaut. Das gleiche Werk findet sich auch in den anderen “Swiss Made” Marken der Fossil, z.B. Burberry. Während es in den letzten Jahren darum ging von der ETA unabhängig zu werden, sind für nächstes Jahr von Seiten Fossil die ersten selbst entwickelten Inhouse-Kaliber angekündigt.
Das STP-1-11 ist zwar formal kein Chronometer, arbeitet aber mehr als ordentlich: Das Kaliber ist nach an COSC angelehnten Kriterien in 5 Positionen einreguliert worden und der Hersteller garantiert in seinen Spezifikationen eine Gangenauigkeit von +/-0 bis +15 Sek. /Tag die von meinem Exemplar im 14 tägigen Dauertest mit konstanten +6 Sek/Tag noch mal übertroffen wurde, so dass die Uhr in der Chronometernorm läuft.


Meine hier gezeigte Seawolf 53 mit der grünen Lünette ist eine nur in den USA verkaufte Limited Edition. Jährlich bringt ZODIAC je eine Limited Edition heraus. Während die erste LE im Jahr des Re-Launch 2015 hellblau war, ist mein grünes Exemplar die LE für das Jahr 2016.
Regulär gibt es das Modell in zwei Varianten, s.u. : Einmal als als eng an das Design aus dem Erscheinungsjahr 1953 angelehnter “Skin Diver” mit Stahl-Lünette, Dreiecks-Markern auf dem Blatt und spitzen Dauphine-Zeigern ohne Lume, und einmal als “Compression Diver” mit schwarzer bzw. bei mir grüner Lünette, deren Blatt und eckige Zeiger mehr an das tooligere 1968er Modell angelehnt sind.
Die UVP aller Modelle liegt übrigens in den USA bei 1.095 $ an Leder/Kautschuk oder 1.295 $ an Stahl. ( Wie üblich in den USA sind die Preise ohne Tax. Und wie ebenfalls in den USA gibt es bei solchen B-Brands ordentliche Rabatte auf den UVP.)




Und nur zur Uhr selbst:
Die Seawolf ist, wie nicht anders zu erwarten bei einem Modell das die Fossil-Gruppe als ihr Flagschiff ins Rennen schickt, tadellos verarbeitet. Die Uhr kommt dabei sehr unspektakulär daher, speziell das Gehäuse ist recht einfach gestaltet, was aber dem Retro-Stil entgegen kommt.
Die historisch gestaltete Lünette rastet gut und hat ein Grün das in der Realität - anders als auf einigen Fotos - sehr satt und edel daher kommt.Auch wenn ich das Wort ungern verwende, zur Verbildlichung taugt es aber nun mal gut: Das “ZODIAK-Grün” ähnelt stark dem “Rolex-Grün.”
Highlight der Uhr ist das Blatt: Und hier merkt man eben im positiven Sinne aus welchem Stall die zeitgenössischen ZODIAC-Uhren stammen, denn als Weltmarkt-Führer bei Modeuhren hat die Fossil eben stilsichere Designer an Bord und die Kapazitäten und Erfahrungen deren Entwürfe auch perfekt umzusetzen. Das Blatt ist ein kleines Gesamtkunstwerk, anlegt auf maximalen Effekt im gekonnten Zusammenspiel zwischen einem anthrazitfarbenen Blatt mit einem so leichten Sonnenschliff dass er fast unsichtbar ist. Auf dem fast schwarzen Blatt thronen dann goldfarbenen Indizes und ordentlich Lume/Leuchtmasse in einem edlen grün, dass nicht zu grell wirkt. Dazu ein fast neongrüner Zeiger, der aber - Achtung! - real nicht halb so grell wirkt wie auf den Fotos
Anders gesagt: Die ganze Kombination ist farblich sehr gewagt und hätte auch ins Auge gehen können, ist sie aber nicht.
Trotz all des Lobes: Nein, ZODIAC spielt trotz “Swiss Made”, was Verarbeitung und Rafinesse angeht, bei weitem nicht in der Liga von Breitling, Omega und Co.
Das merkt man schon wenn man die Uhr das erste Mal in der Hand hat, zum Beispiel beim ziehen der Krone, was recht hakelig wirkt. Eine Steinhart oder Davosa steckt sie aber locker in die Tasche.
Die Uhr kam mit einem hellbraunen Wildlederband, dass ich aber gleich entsorgt habe. Das Band passt zwar gut zum Retro-Stil, war aber so empfindlich, dass es schon nach den knapp zwei Wochen die de Vorbesitzer die Uhr bloß getragen hatte, arg gelitten hatte.
Die 40mm Größe der Uhr dürfte eigentlich fast allen Trägern gut stehen und da die Seawolf flach und leicht ist, trägt sie sich auch an meinem schmalen 16,5 cm Handgelenk sehr bequem, mehr wie ein Dresser als wie die reinrasige Taucheruhr die sie von ihrer Historie her ist.
Vom Stil her ist die ZODIAC aber definitiv keine Uhr zum Anzug, zumindest nicht meine Variante in grün. Dafür passt das satte “Rolex-Grün” super zu Jeans, Khaki, Braun- und Erdtönen sowie zum Military Look.

Mein Fazit:
Die Seawolf ist trotz “Swiss Made” sicher keine Uhr die nun unbedingt neue Maßstäbe setzt, aber was das, nicht immer leichte Anliegen angeht, seine Klassiker zeitgemäß zu interpretieren, hat Zodiac ein gutes Händchen gehabt.
Wer aber gleich in den Kommentaren unten posten will “Schöne Uhr, aber eine Fossil würde ich nie kaufen” der sei daran erinnert, dass nach dieser Logik auch seine schöne Omega nur eine SWATCH ist.

Danke fürs Reinschauen.
Carsten
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