
DRGM
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Als ich kürzlich eine sogenannte „Doctor’s Watch“ von ZentRa (!) sah, da war sie schlagartig wieder wach - die Liebe zu jenen nur für ganz kurze Zeit sehr populären Uhren mit geteiltem Zifferblatt - unten für die große dezentrale Sekunde, oben für dezentrale Stunde und Minute. Da eine große Sekunde sonst nur im medizinischen Bereich zur Pulsmessung Verwendung fand, lag es nahe, derlei Uhren als „Doctor’s Watch“, also als Ärzte-Uhr zu bezeichnen. Wie es das Schicksal so will, passen diese Uhren ja in diese Zeit.

Dieser Beitrag beschäftigt sich also mit solchen Uhren, welche meist als „Doctor’s Watch“, „Duo Dial“, „Dual Dial“ oder „Double Dial“ ab Ende der Zwanziger bis in die 40er Jahre vermarktet wurden, wobei der Höhepunkt in die Jahre 1934/35 fällt. Mit „Barney Green“ habe ich mich rege ausgetauscht und ich betrachte das Folgende als unseren gemeinsamen Artikel, denn Barney hat unglaublich viel Material beigesteuert; wenn es spezifisch um Produkte aus dem Hause Gruen geht, werde ich mich zurückhalten und auf das Nötigste beschränken - Barney weiß natürlich über Gruen sehr viel mehr als ich.
Mit jenem kurzlebigen Design ging es zwar erst Ende der 20er Jahre so richtig los, jedoch hatte schon viel früher jemand die Idee für eine solche Zifferblatt-Aufteilung einer Armbanduhr, nämlich im Jahre 1917 (bei Taschenuhren gab es sowas noch viel früher - hier soll es aber ausschließlich um Armbanduhren gehen). Denn am 24. Oktober 1917 meldete ein Louis E. F. Wachter aus New York beim US-Patentamt ein Patent an, das in den Ausführungen gemäß den Figuren 9 und 10 auch eine Armbanduhr mit doppeltem Zifferblatt betraf. Diese US-Anmeldung führte wohl nicht zu einer Patenterteilung, Wachter meldete aber ein auf der US-Anmeldung basierendes Schweizer Patent am 9. Januar 1918 an, welches am 16. Oktober 1919 unter der Nummer 82806 veröffentlicht wurde:

Fig. 9 zeigt diese wohl früheste „Duo Dial“-Armbanduhr, Fig. 10 das dazu konstruierte Formwerk. Damit war Wachter seiner Zeit weit voraus. Denn erst 1929 war die Zeit für diese Modeerscheinung gekommen - dann ging es aber Schlag auf Schlag.
Den Anfang machte dabei Frederick G. Gruen der Gruen Watch Company, welcher am 20. Mai 1929 zwei Zifferblatt-Designs bei US-Patentamt anmeldete, welche am 27. August 1929 unter den Nummern 79292 und 79293 erteilt wurden:

Jene Zifferblatt-Gestaltung setzte gleich den Maßstab für alle weiteren Zifferblätter des Genres.
Dann überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Die A. Schild AG trug die extralange Duo Dial mit Schweizer Mustereintragung Nr. 44680 am 16. Juli 1929 bei:

Eterna folgte am 24. September 1929 mit Schweizer Muster Nr. 44920

Und auch Hans Wilsdorf (Rolex) war natürlich früh am Start - hier die Schweizer Muster Nr. 47741 vom 15. Mai 1931 und Nr. 47776 vom 23. Mai 1931:


Zu Rolex später mehr.
Zwischen 1929 und 1933 scheinen Gruen und Rolex praktisch allein den Markt mit „Duo Dials“ beliefert zu haben. Dann ging es richtig los und 1933 machten sich mehrere Schweizer Firmen auf, am wohl nicht uninteressanten Kuchen zu partizipieren.
Longines meldete am 8. Februar 1933 ein Schweizer Patent an, das eine der schönsten Doctors betrifft:

Die Firmen A. Maeder-Leschot S.A. und Les Fils de de Robert-Gygax bewarben ihre „double cadrans“ in der Schweizer Fachzeitschrift „La Fédération Horlogère“:


Interessant bei beiden Annoncen ist, dass jeweils auf ein 8 ¾ x 12“‘-Werk von FHF hingewiesen wird; es könnte sich dabei um ein 15-steiniges FHF 106 oder eines der vielen Abarten dieses Werkes handeln. Mir ist jedenfalls kein FHF-Kaliber bekannt, das speziell für die Duo Dials konstruiert worden wäre.
Wobei wir beim Thema der technischen Umsetzung wären. Einige Hersteller haben spezielle Werke für diesem Uhrentyp konstruiert. Beispielsweise Aegler/ /Rolex/Gruen:

Andere, wie insbesondere die A. Schild S.A. packten in modularer Bauweise eine Adapterplatte auf ein bestehendes Werk (siehe Fig. 3):

Dies scheint die am häufigsten verwendete Lösung gewesen zu sein. Zifferblattseitig sieht das - bei einem ETA 735 - so aus:
TimeZone : Vintage Watches » ETA 735 Doctor's movement
Mimo ließ sich übrigens eine ähnliche Lösung mit modularem Aufsatz patentieren:

Apropos Mimo. Die Firma war hier zwar eher ein Spätzünder, geizte aber nicht mit Absicherung ihrer „Innovationen“. Neben dem gezeigten Patent gab es eine Schweizer (aber keine amerikanische) Marke DUODIAL

Und ein im Juni 1933 angemeldetes und 1934 erteiltes US-Design Patent

Und die Deutschen?
Wie eingangs erwähnt habe ich kürzlich eine ZentRa „Duo Dial“ gesehen. Die war mit einem Kaliber ZentRa 145 = Bifora 812 ausgestattet, wobei ich davon ausgehe, dass es ein entsprechend abgeändertes Werk mit Adapterplatte ist. Auch liegt die Annahme nahe, dass die komplette Uhr von Bidlingmaier (Bifora) stammt.
Ansonsten lässt sich nicht viel über deutsche Beiträge herausfinden - lediglich drei kurze Notizen in deutschen Uhrmacherzeitungen konnte ich entdecken, jeweils ohne Herstellerangabe. Die erste stammt aus der „Uhrmacher-Zeitung“ von 1933 und zeigt eine „Armbanduhr mit zwei Zifferblättern“:

Die kann von vielen (Schweizer) Herstellern stammen, denn so sahen viele aus, beispielsweise von Bouvet Frères oder von Zodiac:


Eine andere Notiz aus „Die Uhrmacherkunst“ aus dem Jahre 1936 besagt lediglich, dass die „Uhr mit dem großen Sekundenblatt (..) immer noch beliebt [ist]“. Was immerhin auf eine Abkühlung der Nachfrage nach derlei Uhren im Jahre 1936 andeutet.

Immerhin konnte ich eine Abbildung der Zifferblatt-Herstellers Weber & Baral aus dem Jahre 1934 entdecken, in welcher so ein Duo Dial-ZB gezeigt ist:


Dieser Beitrag beschäftigt sich also mit solchen Uhren, welche meist als „Doctor’s Watch“, „Duo Dial“, „Dual Dial“ oder „Double Dial“ ab Ende der Zwanziger bis in die 40er Jahre vermarktet wurden, wobei der Höhepunkt in die Jahre 1934/35 fällt. Mit „Barney Green“ habe ich mich rege ausgetauscht und ich betrachte das Folgende als unseren gemeinsamen Artikel, denn Barney hat unglaublich viel Material beigesteuert; wenn es spezifisch um Produkte aus dem Hause Gruen geht, werde ich mich zurückhalten und auf das Nötigste beschränken - Barney weiß natürlich über Gruen sehr viel mehr als ich.
Mit jenem kurzlebigen Design ging es zwar erst Ende der 20er Jahre so richtig los, jedoch hatte schon viel früher jemand die Idee für eine solche Zifferblatt-Aufteilung einer Armbanduhr, nämlich im Jahre 1917 (bei Taschenuhren gab es sowas noch viel früher - hier soll es aber ausschließlich um Armbanduhren gehen). Denn am 24. Oktober 1917 meldete ein Louis E. F. Wachter aus New York beim US-Patentamt ein Patent an, das in den Ausführungen gemäß den Figuren 9 und 10 auch eine Armbanduhr mit doppeltem Zifferblatt betraf. Diese US-Anmeldung führte wohl nicht zu einer Patenterteilung, Wachter meldete aber ein auf der US-Anmeldung basierendes Schweizer Patent am 9. Januar 1918 an, welches am 16. Oktober 1919 unter der Nummer 82806 veröffentlicht wurde:

Fig. 9 zeigt diese wohl früheste „Duo Dial“-Armbanduhr, Fig. 10 das dazu konstruierte Formwerk. Damit war Wachter seiner Zeit weit voraus. Denn erst 1929 war die Zeit für diese Modeerscheinung gekommen - dann ging es aber Schlag auf Schlag.
Den Anfang machte dabei Frederick G. Gruen der Gruen Watch Company, welcher am 20. Mai 1929 zwei Zifferblatt-Designs bei US-Patentamt anmeldete, welche am 27. August 1929 unter den Nummern 79292 und 79293 erteilt wurden:

Jene Zifferblatt-Gestaltung setzte gleich den Maßstab für alle weiteren Zifferblätter des Genres.
Dann überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Die A. Schild AG trug die extralange Duo Dial mit Schweizer Mustereintragung Nr. 44680 am 16. Juli 1929 bei:

Eterna folgte am 24. September 1929 mit Schweizer Muster Nr. 44920

Und auch Hans Wilsdorf (Rolex) war natürlich früh am Start - hier die Schweizer Muster Nr. 47741 vom 15. Mai 1931 und Nr. 47776 vom 23. Mai 1931:


Zu Rolex später mehr.
Zwischen 1929 und 1933 scheinen Gruen und Rolex praktisch allein den Markt mit „Duo Dials“ beliefert zu haben. Dann ging es richtig los und 1933 machten sich mehrere Schweizer Firmen auf, am wohl nicht uninteressanten Kuchen zu partizipieren.
Longines meldete am 8. Februar 1933 ein Schweizer Patent an, das eine der schönsten Doctors betrifft:

Die Firmen A. Maeder-Leschot S.A. und Les Fils de de Robert-Gygax bewarben ihre „double cadrans“ in der Schweizer Fachzeitschrift „La Fédération Horlogère“:


Interessant bei beiden Annoncen ist, dass jeweils auf ein 8 ¾ x 12“‘-Werk von FHF hingewiesen wird; es könnte sich dabei um ein 15-steiniges FHF 106 oder eines der vielen Abarten dieses Werkes handeln. Mir ist jedenfalls kein FHF-Kaliber bekannt, das speziell für die Duo Dials konstruiert worden wäre.
Wobei wir beim Thema der technischen Umsetzung wären. Einige Hersteller haben spezielle Werke für diesem Uhrentyp konstruiert. Beispielsweise Aegler/ /Rolex/Gruen:

Andere, wie insbesondere die A. Schild S.A. packten in modularer Bauweise eine Adapterplatte auf ein bestehendes Werk (siehe Fig. 3):

Dies scheint die am häufigsten verwendete Lösung gewesen zu sein. Zifferblattseitig sieht das - bei einem ETA 735 - so aus:
TimeZone : Vintage Watches » ETA 735 Doctor's movement
Mimo ließ sich übrigens eine ähnliche Lösung mit modularem Aufsatz patentieren:

Apropos Mimo. Die Firma war hier zwar eher ein Spätzünder, geizte aber nicht mit Absicherung ihrer „Innovationen“. Neben dem gezeigten Patent gab es eine Schweizer (aber keine amerikanische) Marke DUODIAL

Und ein im Juni 1933 angemeldetes und 1934 erteiltes US-Design Patent

Und die Deutschen?
Wie eingangs erwähnt habe ich kürzlich eine ZentRa „Duo Dial“ gesehen. Die war mit einem Kaliber ZentRa 145 = Bifora 812 ausgestattet, wobei ich davon ausgehe, dass es ein entsprechend abgeändertes Werk mit Adapterplatte ist. Auch liegt die Annahme nahe, dass die komplette Uhr von Bidlingmaier (Bifora) stammt.
Ansonsten lässt sich nicht viel über deutsche Beiträge herausfinden - lediglich drei kurze Notizen in deutschen Uhrmacherzeitungen konnte ich entdecken, jeweils ohne Herstellerangabe. Die erste stammt aus der „Uhrmacher-Zeitung“ von 1933 und zeigt eine „Armbanduhr mit zwei Zifferblättern“:

Die kann von vielen (Schweizer) Herstellern stammen, denn so sahen viele aus, beispielsweise von Bouvet Frères oder von Zodiac:


Eine andere Notiz aus „Die Uhrmacherkunst“ aus dem Jahre 1936 besagt lediglich, dass die „Uhr mit dem großen Sekundenblatt (..) immer noch beliebt [ist]“. Was immerhin auf eine Abkühlung der Nachfrage nach derlei Uhren im Jahre 1936 andeutet.

Immerhin konnte ich eine Abbildung der Zifferblatt-Herstellers Weber & Baral aus dem Jahre 1934 entdecken, in welcher so ein Duo Dial-ZB gezeigt ist:
