
bachmanns
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Werte Mitforenten,
wieder einmal sind 3 Monate mit einer Uhr vergangen und es wird Zeit für die Vorstellung meiner zweiten Uhr aus Glashütte. In diesem Zusammenhang vielen Dank an den Kollegen @itsahellway , der seine Dürrstein Gangreserve vor gut 2 Wochen vorgestellt hat und von dessen Vorstellung ich mich sehr stark habe inspirieren habe lassen (um nicht zu sagen: ich habe abgeschrieben
). Seine Vorstellung findet Ihr hier:
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt...// UNION Glashütte 1893 Johannes Dürrstein - Edition Gangreserve (Ref. D007.456.16.017.00) //
Nachdem 2017 eine Union Glashütte Belisar Großdatum in meiner Sammlung einzog, stand eigentlich gar keine weitere Erwerbung aus Glashütte mehr auf meinem Programm. Aber, wie das so ist: manchmal kommt es anders, als ursprünglich geplant
Ende 2017 präsentierte Union anläßlich des 125. Markenjubiläums im Jahr 2018 die erste Uhr einer Erweiterung der Kollektion "1893" mit dem Namenszusatz "Johannes Dürrstein". Die vorgestellte Edition Gangreserve erschien in einer auf 125 Stück limitierten Auflage mit einem Roségoldgehäuse und parallel in einer unlimitierten Auflage mit einem Stahlgehäuse:
Neue Uhr: Union Glashütte 1893 Johannes Dürrstein Limitierte Jubiläumsedition
Was hat es nun mit dem Jubiläum auf sich und wer war Johannes Dürrstein? Machen wir an dieser Stelle einen kurzen Ausflug in die Geschichte von Union Glashütte:
1845 kommt in Niederrad, einem heutigen Stadtteil von Frankfurt, Johannes Dürrstein zur Welt. Er ist somit ein Landsmann von mir und das hat mir die Marke gleich noch einmal doppelt sympathisch gemacht
Im selben Jahr startet der Dresdner Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange mit finanzieller Unterstützung des sächsischen Hofes eine Uhrenmanufaktur in Glashütte und legt damit den Grundstein, um im Erzgebirge ein Uhrmacherhandwerk nach Schweizer Vorbild zu etablieren.
Johannes Dürrstein kommt während seiner Tätigkeit für die Furniturenhandlung Ludwig & Fries in Frankfurt in Kontakt mit dem Uhrmacherhandwerk und knüpft in diesen Jahren Kontakte mit Uhrenherstellern und -abnehmern in der Schweiz und in Deutschland. Im Jahr 1874 gründet Johannes Dürrstein die Uhren-Großhandlung Dürrstein & Comp. in Dresden. Im selben Jahr übernimmt er den Generalvertrieb für die Uhren der Firma A. Lange & Söhne aus Glashütte. 1882 wird Julius Bergter, der als Uhrmacher in der Uhrenfabrik Moritz Großmann und als Lehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte arbeitet, Mitarbeiter und bald enger technischer Berater bei Dürrstein & Comp. in Dresden. Viele seiner Entwicklungen werden für Dürrstein & Comp. patentiert.
Am 1. Januar 1893 gründet Johannes Dürrstein parallel zu seiner Dresdner Uhren-Großhandlung die Uhrenfabrik Union in Glashütte. Julius Bergter steht dem Unternehmen als Direktor vor. Bereits im selben Jahr präsentiert und verkauft Dürrstein auf der Weltausstellung in Chicago eine Grande Complication. Für die Marke Union wird eine Schutzmarke mit einem stilisierten Tempel eingeführt. Das Symbol bescheinigt die Originalität der Glashütter Union Uhren.
(Quelle: Union Glashütte)
Das Unternehmen gerät während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 in eine existenzbedrohende Krise, die letztlich zur Schließung führt. Im Jahr 1936 wird die Union Uhrenfabrik aus dem Handelsregister gelöscht und während der folgenden 60 Jahre ruht die Marke. Erst 1996 wird Union als Tochterunternehmen von Glashütte Original wieder neu gegründet und als Marke neu belebt. 1997 tritt Union Glashütte mit einer Armbanduhren-Kollektion im Markt auf, die im Auftrag bei Glashütte Original konstruiert und in voller Fertigungstiefe hergestellt wird. Es werden technisch etwas abgespeckte und optisch weniger fein dekorierte Werke des Mutterunternehmens in den Uhren von Union verbaut. Im Jahr 2000 wird Glashütte Original mitsamt der Tochtergesellschaft Union an die Swatch Group verkauft. Zunächst bleibt bei Union alles beim Alten, aber eine zunehmende Nachfrage nach GO-Uhren schöpft allmählich die Produktionskapazitäten voll aus und es fehlt an Ressourcen für die Produktion der Uhren von Union. 2008 schließlich entscheidet die Swatch Group, beide Unternehmen organisatorisch zu trennen und unabhängig voneinander fortzuführen. Die Marke Union wird daraufhin neu ausgerichtet und präsentiert sich fortan mit einer eigenen Produktion und Kollektion. Die Verwendung der Manufakturwerke von GO endet damit und Union nutzt ab diesem Zeitpunkt Werke der Konzernschwester ETA. Auch ein neues Logo wird eingeführt. 2012 bezieht Union neue Räumlichkeiten im Untergeschoß der GO-Fabrik im Frühlingsweg in Glashütte.
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Firmengründung im Jahr 2018 würdigt das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte mit der Sonderausstellung „Union Glashütte – 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst“ die Geschichte der Union Uhrenfabrik. Mit der limitierten Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein zollt Union Glashütte der eigenen Geschichte Tribut. Die Uhr mit Handaufzugskaliber vereint Glashütter Tradition mit modernem Uhrmacherhandwerk.
(Quelle: Seit über 125 Jahren ist Union Glashütte Teil deutscher Uhrengeschichte.)
Hier ein Video von Olfert mit einer Vorstellung der limitierten Edition in Roségold:
Was hat es nun mit dem Thema "Beinahe-Manufaktur" auf sich?
Während die Schwestermarken im Swatch-Group-Konzern ihre Werke komplett montiert von der ETA beziehen, darf oder vielmehr muß Union etwas eigenständiger arbeiten und bezieht die Werke aus der Schweiz in Einzelteilen. Damit die Uhren der "Glashütte-Regel" genügen und den Namen Glashütte tragen dürfen, ist es nämlich Bedingung, daß mehr als 50 % der Wertschöpfung in Glashütte erbracht werden. Um dem trotz der Verwendung von Schweizer Uhrwerken zu genügen, fertigt Union Teile der Werke vor Ort in Glashütte. Außerdem erfolgen dort die Dekoration der Werkteile sowie die Endmontage von Werk und Uhr. Dazu werden alle Uhren aufwendig einreguliert. Union fertigt also ein wenig nach Art einer Manufaktur, ohne aber wirklich eine zu sein.
Seit über 125 Jahren steht Union Glashütte für hochwertige Uhrmacherkunst.
Bei den Werken der Reihe "Johannes Dürrstein" ging Union nun sogar nochmals einen Schritt weiter (bzw. wieder zurück) in Richtung Manufaktur. Diese Werke wurden von Union gemeinsam mit der ETA entwickelt und kommen exklusiv in Uhren aus Glashütte zum Einsatz. Der Wertschöpfungsanteil steigt damit noch einmal an und beträgt laut dem vormaligen Geschäftsführer, Adrian Bosshard, bis zu 70 %.
Wie viel Schweiz steckt in einer Union-Glashütte-Uhr? - WELT
Dazu später noch mehr bei den technischen Daten.
Union Glashütte als Marke ist ein Wolf im Schafspelz. Selbst hier im Forum fliegt Union zum Teil unter dem Radar, erst recht aber draußen in der Welt. Einerseits ist das Marketing eher zurückhaltend, andererseits ist aber die Marke aber auch nicht weltweit erhältlich. Ursprünglich beschränkt auf Zentraleuropa, insbesondere Deutschland, Österreich und die Schweiz, hat man aber den geografischen Horizont in den letzten Jahren sukzessive erweitert. Inzwischen sind Uhren von Union auch in Rußland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und, noch relativ neu, auch in China erhältlich. Dennoch ist der Bekanntheitsgrad der Marke relativ gering und keinesfalls vergleichbar mit dem der Konzernschwester Rado oder gar Longines. Diese drei Marken bilden im Konzernverbund der Swatch Group das sogenannte Obere Segment zwischen Tissot & Co. einerseits und Omega & Co. andererseits. Bei Union erhält der Käufer ehrliche Uhren zu volkstümlichen Preisen, deren optische und haptische Qualität nach meinem Empfinden sogar noch einen Tick besser ist als bei der Schwestermarke Longines. Trotz des nur eingeschränkten Vertriebes ist das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewachsen:
Union wächst in Glashütte und China
Die Dürrstein Gangreserve habe ich zwar nach der Präsentation im Forum relativ früh wahrgenommen, sie aber zunächst keineswegs für meine Sammlung in Betracht gezogen. Zum Einen habe ich das Thema Handaufzugsuhr erst relativ spät für mich entdeckt und zum Anderen ist die Uhr mit 41 mm Gehäusedurchmesser auch nicht gerade klein ausgefallen. Da ich leider mit sehr schmalen Handgelenken geschlagen bin (16,5 cm HGU), muß ich bei der Auswahl zeitgenössischer Uhren schon genau hinsehen und eine Entscheidung bei solchen, für mich Übergrößen, muß auch erst einmal reifen. Ich habe mich aber immer wieder mit der Dürrstein befaßt, die mit fortlaufender Sammlungsentwicklung bis 2019 für mich immer interessanter wurde. Inzwischen waren die ersten beiden Handaufzugsuhren bei mir eingezogen und, anders als gedacht, habe ich daran doch sehr viel Gefallen gefunden. Hinzu kam, daß die Dürrstein mit ihrem Werk ein perfektes Bindeglied in der Reihe der Werke meiner Sammlung darstellte. Hier war ich nämlich inzwischen darauf aus, die Technik bis hin zur Manufaktur bei Omega abzubilden. Ausgehend von den alten Standard-ETA (2824 & Co.) über deren Weiterentwicklungen (C07 und A31 bei den Dreizeigern bzw. A05 bei den Chronographen) sowie von der ETA exklusiv für Longines gefertigte Kaliber, bildete das Teil-Manufakturwerk der Dürrstein die Brücke zu den geplanten Uhren von Omega mit ihren Manufakturwerken und war damit eine perfekte Ergänzung meiner Sammlung. Im Sommer 2019 war es dann soweit und ich habe sie gekauft.
Trotz der stattlichen Größe paßt sie doch nach meinem Empfinden sehr gut an mein Ärmchen:


Ein moderner Dresser in zeitgenössischer Größe.

Die technischen Daten:
Gehäuse: Edelstahl, gebürstet, mit polierter Lünette und poliertem Boden, 41 mm Durchmesser, Höhe 12,23 mm, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, verschraubter Boden ebenfalls mit Saphirglas
Zifferblatt: weißer Emaillelack mit arabischen Ziffern, temperaturgebläute Zeiger
Armband: Leder, Bandanstoß 20 mm, Faltschließe
Werk: UNG-56.01, Handaufzug, 20 Steine, 60 h Gangreserve, 28.800 Halbschwingungen/h
Funktionen: Datum, Kleine Sekunde, Gangreserveanzeige
Wasserdichte: 10 Bar (100 m)
Listenpreis: EUR 2.350 (Stand: 08/2019)
Wie bereits oben erwähnt, war das Werk für mich einer der Hauptgründe für den Kauf der Uhr. Das neue, von ETA und Union Glashütte gemeinsam konzipierte Kaliber UNG-56.01 wurde in einem über zwei Jahre währenden Prozess entwickelt und weist viele Merkmale der Glashütter Uhrmachertradition auf. Die charakteristische Dreiviertelplatine wird vollständig in Glashütte gefertigt und dort mit einer feinen Goldgravur sowie mit dem typischen Streifenschliff verziert. Auch der Unruhkloben und das neu konstruierte Gesperr werden in Glashütte veredelt. Als Reminiszenz an die Ursprünge von Union Glashütte trägt das Werk das alte Union-Logo, den stilisierten Tempel – ein Symbol, das , wie wir weiter oben schon gelernt haben, bereits Firmengründer Johannes Dürrstein als Schutzmarke verwendete, um die Originalität seiner Union Uhren zu bescheinigen. Basis des Werkes ist die Valgranges-Serie der ETA. Bei diesen handelt es sich um im Durchmesser vergrößerte Ableitungen aus dem guten alten 7750. Vermutlich wurde hier ein A07.161 mit Gangreserveanzeige verwendet. Zusätzlich wurde eine Kleine Sekunde realisiert sowie das Werk von Automatik auf Handaufzug quasi "abgerüstet". Das Werk hat 30 mm Durchmesser und eine Höhe von 5,2 mm.

Sehr schön zu sehen: das alte Logo von Union, der Tempel.

Das Werk ist sehr ansprechend dekoriert. Neben gebläuten Schrauben findet sich auf der Dreiviertelplatine auch ein Glashütter Streifenschliff.

Die Gangwerte des Werkes kann man eigentlich nur als hervorragend bezeichnen. Die Uhr lief während der letzten 3 Monate mit nahezu +/- 0. Am Ende ergab sich ein kumuliertes Plus von etwas über 3 Sekunden. Ich habe die Uhr während der drei Monate nicht einmal neu stellen müssen. Perfekt!
Neben der Dürrstein gibt es noch die schon oben erwähnte Belisar Großdatum in meiner Sammlung. Seit einigen Wochen ist dieses Duo durch die Union Glashütte Tradition Ewiger Kalender nun zu einem Trio ergänzt. Die Tradition datiert von 1998 und stammt somit noch aus der Manufakturzeit von Union, trägt also ein GO-Kaliber in sich. Eine Vorstellung folgt selbstverständlich
Derzeit ist die Uhr allerdings in Glashütte zwecks Revision.


Hier noch die restlichen Bilder der Dürrstein:











Zu guter Letzt wie üblich noch die Links zu meinen bisherigen Vorstellungen:
Der 40. Geburtstag oder Longines Conquest Classic Moonphase, Ref. L2.798.4.52.6
Die Jagd nach dem verlorenen Flieger oder Hamilton Khaki X-Patrol, Ref. H76556131
Die Weltzeituhr oder Hamilton Jazzmaster GMT Auto, Ref. H32695131
Die Genaue oder Tissot T-Classic T-Tempo COSC Chronometer, Ref. T060.407.11.051.00
Der Techno-Dresser oder Longines Master Collection Retrograde Moonphase,Ref.L2.738.4.51.7
Ein Uhrenmarathon oder Tissot Le Locle Réserve de Marche, Ref. T006.424.16.053.00
Variation in Tag und Datum oder Certina DS-1 Day-Date, Ref. C006.430.11.051.00
Einen Taucher braucht die Sammlung oder Mido Ocean Star Captain IV, Ref. M011.430.11.051.02
Die Deutsche oder Union Glashütte Belisar Großdatum, Ref. D002.426.16.087.00
Inspiration und Eleganz oder Hamilton intra-matic, Ref. H38455751
Die Rarität oder Longines Admiral Chronograph GMT, Ref. L3.670.4.56.6
Nicht Fisch, nicht Fleisch oder Certina DS-4 Small Second, Ref. C022.428.11.051.00
Außerplanmäßig, die Erste oder Longines Master Collection Annual Calendar, Ref. L2.910.4.78.3
Außerplanmäßig, die Zweite oder Longines 1832 Moonphase, Ref. L4.826.4.92.2
Mächtig gewaltig oder Hamilton Pan-Europ Auto Chrono, Ref. H35756735
Auf den Käpt´n kommt es an oder Rado Captain Cook 1962 Limited Edition (2017), Ref. R32500305
Klein und günstig oder Hamilton Khaki Field Officer Mechanical, Ref. H69419933
Großdatum? Großes Datum?? oder Certina DS Action Big Date Automatic, Ref. C032.426.11.051.00
Die Jubiläumsuhr, Teil 1 oder Tissot Heritage Navigator 160th Anniversary Chronometer, Ref. T078.641.16.057.00
Viel Spaß beim Lesen und allen Uhrforumsnutzern und Euren Familien frohe Ostern und schöne Feiertage!
wieder einmal sind 3 Monate mit einer Uhr vergangen und es wird Zeit für die Vorstellung meiner zweiten Uhr aus Glashütte. In diesem Zusammenhang vielen Dank an den Kollegen @itsahellway , der seine Dürrstein Gangreserve vor gut 2 Wochen vorgestellt hat und von dessen Vorstellung ich mich sehr stark habe inspirieren habe lassen (um nicht zu sagen: ich habe abgeschrieben

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt...// UNION Glashütte 1893 Johannes Dürrstein - Edition Gangreserve (Ref. D007.456.16.017.00) //
Nachdem 2017 eine Union Glashütte Belisar Großdatum in meiner Sammlung einzog, stand eigentlich gar keine weitere Erwerbung aus Glashütte mehr auf meinem Programm. Aber, wie das so ist: manchmal kommt es anders, als ursprünglich geplant

Neue Uhr: Union Glashütte 1893 Johannes Dürrstein Limitierte Jubiläumsedition
Was hat es nun mit dem Jubiläum auf sich und wer war Johannes Dürrstein? Machen wir an dieser Stelle einen kurzen Ausflug in die Geschichte von Union Glashütte:
1845 kommt in Niederrad, einem heutigen Stadtteil von Frankfurt, Johannes Dürrstein zur Welt. Er ist somit ein Landsmann von mir und das hat mir die Marke gleich noch einmal doppelt sympathisch gemacht

Johannes Dürrstein kommt während seiner Tätigkeit für die Furniturenhandlung Ludwig & Fries in Frankfurt in Kontakt mit dem Uhrmacherhandwerk und knüpft in diesen Jahren Kontakte mit Uhrenherstellern und -abnehmern in der Schweiz und in Deutschland. Im Jahr 1874 gründet Johannes Dürrstein die Uhren-Großhandlung Dürrstein & Comp. in Dresden. Im selben Jahr übernimmt er den Generalvertrieb für die Uhren der Firma A. Lange & Söhne aus Glashütte. 1882 wird Julius Bergter, der als Uhrmacher in der Uhrenfabrik Moritz Großmann und als Lehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte arbeitet, Mitarbeiter und bald enger technischer Berater bei Dürrstein & Comp. in Dresden. Viele seiner Entwicklungen werden für Dürrstein & Comp. patentiert.
Am 1. Januar 1893 gründet Johannes Dürrstein parallel zu seiner Dresdner Uhren-Großhandlung die Uhrenfabrik Union in Glashütte. Julius Bergter steht dem Unternehmen als Direktor vor. Bereits im selben Jahr präsentiert und verkauft Dürrstein auf der Weltausstellung in Chicago eine Grande Complication. Für die Marke Union wird eine Schutzmarke mit einem stilisierten Tempel eingeführt. Das Symbol bescheinigt die Originalität der Glashütter Union Uhren.
(Quelle: Union Glashütte)
Das Unternehmen gerät während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 in eine existenzbedrohende Krise, die letztlich zur Schließung führt. Im Jahr 1936 wird die Union Uhrenfabrik aus dem Handelsregister gelöscht und während der folgenden 60 Jahre ruht die Marke. Erst 1996 wird Union als Tochterunternehmen von Glashütte Original wieder neu gegründet und als Marke neu belebt. 1997 tritt Union Glashütte mit einer Armbanduhren-Kollektion im Markt auf, die im Auftrag bei Glashütte Original konstruiert und in voller Fertigungstiefe hergestellt wird. Es werden technisch etwas abgespeckte und optisch weniger fein dekorierte Werke des Mutterunternehmens in den Uhren von Union verbaut. Im Jahr 2000 wird Glashütte Original mitsamt der Tochtergesellschaft Union an die Swatch Group verkauft. Zunächst bleibt bei Union alles beim Alten, aber eine zunehmende Nachfrage nach GO-Uhren schöpft allmählich die Produktionskapazitäten voll aus und es fehlt an Ressourcen für die Produktion der Uhren von Union. 2008 schließlich entscheidet die Swatch Group, beide Unternehmen organisatorisch zu trennen und unabhängig voneinander fortzuführen. Die Marke Union wird daraufhin neu ausgerichtet und präsentiert sich fortan mit einer eigenen Produktion und Kollektion. Die Verwendung der Manufakturwerke von GO endet damit und Union nutzt ab diesem Zeitpunkt Werke der Konzernschwester ETA. Auch ein neues Logo wird eingeführt. 2012 bezieht Union neue Räumlichkeiten im Untergeschoß der GO-Fabrik im Frühlingsweg in Glashütte.
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Firmengründung im Jahr 2018 würdigt das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte mit der Sonderausstellung „Union Glashütte – 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst“ die Geschichte der Union Uhrenfabrik. Mit der limitierten Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein zollt Union Glashütte der eigenen Geschichte Tribut. Die Uhr mit Handaufzugskaliber vereint Glashütter Tradition mit modernem Uhrmacherhandwerk.
(Quelle: Seit über 125 Jahren ist Union Glashütte Teil deutscher Uhrengeschichte.)
Hier ein Video von Olfert mit einer Vorstellung der limitierten Edition in Roségold:
Was hat es nun mit dem Thema "Beinahe-Manufaktur" auf sich?
Während die Schwestermarken im Swatch-Group-Konzern ihre Werke komplett montiert von der ETA beziehen, darf oder vielmehr muß Union etwas eigenständiger arbeiten und bezieht die Werke aus der Schweiz in Einzelteilen. Damit die Uhren der "Glashütte-Regel" genügen und den Namen Glashütte tragen dürfen, ist es nämlich Bedingung, daß mehr als 50 % der Wertschöpfung in Glashütte erbracht werden. Um dem trotz der Verwendung von Schweizer Uhrwerken zu genügen, fertigt Union Teile der Werke vor Ort in Glashütte. Außerdem erfolgen dort die Dekoration der Werkteile sowie die Endmontage von Werk und Uhr. Dazu werden alle Uhren aufwendig einreguliert. Union fertigt also ein wenig nach Art einer Manufaktur, ohne aber wirklich eine zu sein.
Seit über 125 Jahren steht Union Glashütte für hochwertige Uhrmacherkunst.
Bei den Werken der Reihe "Johannes Dürrstein" ging Union nun sogar nochmals einen Schritt weiter (bzw. wieder zurück) in Richtung Manufaktur. Diese Werke wurden von Union gemeinsam mit der ETA entwickelt und kommen exklusiv in Uhren aus Glashütte zum Einsatz. Der Wertschöpfungsanteil steigt damit noch einmal an und beträgt laut dem vormaligen Geschäftsführer, Adrian Bosshard, bis zu 70 %.
Wie viel Schweiz steckt in einer Union-Glashütte-Uhr? - WELT
Dazu später noch mehr bei den technischen Daten.
Union Glashütte als Marke ist ein Wolf im Schafspelz. Selbst hier im Forum fliegt Union zum Teil unter dem Radar, erst recht aber draußen in der Welt. Einerseits ist das Marketing eher zurückhaltend, andererseits ist aber die Marke aber auch nicht weltweit erhältlich. Ursprünglich beschränkt auf Zentraleuropa, insbesondere Deutschland, Österreich und die Schweiz, hat man aber den geografischen Horizont in den letzten Jahren sukzessive erweitert. Inzwischen sind Uhren von Union auch in Rußland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und, noch relativ neu, auch in China erhältlich. Dennoch ist der Bekanntheitsgrad der Marke relativ gering und keinesfalls vergleichbar mit dem der Konzernschwester Rado oder gar Longines. Diese drei Marken bilden im Konzernverbund der Swatch Group das sogenannte Obere Segment zwischen Tissot & Co. einerseits und Omega & Co. andererseits. Bei Union erhält der Käufer ehrliche Uhren zu volkstümlichen Preisen, deren optische und haptische Qualität nach meinem Empfinden sogar noch einen Tick besser ist als bei der Schwestermarke Longines. Trotz des nur eingeschränkten Vertriebes ist das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewachsen:
Union wächst in Glashütte und China
Die Dürrstein Gangreserve habe ich zwar nach der Präsentation im Forum relativ früh wahrgenommen, sie aber zunächst keineswegs für meine Sammlung in Betracht gezogen. Zum Einen habe ich das Thema Handaufzugsuhr erst relativ spät für mich entdeckt und zum Anderen ist die Uhr mit 41 mm Gehäusedurchmesser auch nicht gerade klein ausgefallen. Da ich leider mit sehr schmalen Handgelenken geschlagen bin (16,5 cm HGU), muß ich bei der Auswahl zeitgenössischer Uhren schon genau hinsehen und eine Entscheidung bei solchen, für mich Übergrößen, muß auch erst einmal reifen. Ich habe mich aber immer wieder mit der Dürrstein befaßt, die mit fortlaufender Sammlungsentwicklung bis 2019 für mich immer interessanter wurde. Inzwischen waren die ersten beiden Handaufzugsuhren bei mir eingezogen und, anders als gedacht, habe ich daran doch sehr viel Gefallen gefunden. Hinzu kam, daß die Dürrstein mit ihrem Werk ein perfektes Bindeglied in der Reihe der Werke meiner Sammlung darstellte. Hier war ich nämlich inzwischen darauf aus, die Technik bis hin zur Manufaktur bei Omega abzubilden. Ausgehend von den alten Standard-ETA (2824 & Co.) über deren Weiterentwicklungen (C07 und A31 bei den Dreizeigern bzw. A05 bei den Chronographen) sowie von der ETA exklusiv für Longines gefertigte Kaliber, bildete das Teil-Manufakturwerk der Dürrstein die Brücke zu den geplanten Uhren von Omega mit ihren Manufakturwerken und war damit eine perfekte Ergänzung meiner Sammlung. Im Sommer 2019 war es dann soweit und ich habe sie gekauft.
Trotz der stattlichen Größe paßt sie doch nach meinem Empfinden sehr gut an mein Ärmchen:


Ein moderner Dresser in zeitgenössischer Größe.

Die technischen Daten:
Gehäuse: Edelstahl, gebürstet, mit polierter Lünette und poliertem Boden, 41 mm Durchmesser, Höhe 12,23 mm, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, verschraubter Boden ebenfalls mit Saphirglas
Zifferblatt: weißer Emaillelack mit arabischen Ziffern, temperaturgebläute Zeiger
Armband: Leder, Bandanstoß 20 mm, Faltschließe
Werk: UNG-56.01, Handaufzug, 20 Steine, 60 h Gangreserve, 28.800 Halbschwingungen/h
Funktionen: Datum, Kleine Sekunde, Gangreserveanzeige
Wasserdichte: 10 Bar (100 m)
Listenpreis: EUR 2.350 (Stand: 08/2019)
Wie bereits oben erwähnt, war das Werk für mich einer der Hauptgründe für den Kauf der Uhr. Das neue, von ETA und Union Glashütte gemeinsam konzipierte Kaliber UNG-56.01 wurde in einem über zwei Jahre währenden Prozess entwickelt und weist viele Merkmale der Glashütter Uhrmachertradition auf. Die charakteristische Dreiviertelplatine wird vollständig in Glashütte gefertigt und dort mit einer feinen Goldgravur sowie mit dem typischen Streifenschliff verziert. Auch der Unruhkloben und das neu konstruierte Gesperr werden in Glashütte veredelt. Als Reminiszenz an die Ursprünge von Union Glashütte trägt das Werk das alte Union-Logo, den stilisierten Tempel – ein Symbol, das , wie wir weiter oben schon gelernt haben, bereits Firmengründer Johannes Dürrstein als Schutzmarke verwendete, um die Originalität seiner Union Uhren zu bescheinigen. Basis des Werkes ist die Valgranges-Serie der ETA. Bei diesen handelt es sich um im Durchmesser vergrößerte Ableitungen aus dem guten alten 7750. Vermutlich wurde hier ein A07.161 mit Gangreserveanzeige verwendet. Zusätzlich wurde eine Kleine Sekunde realisiert sowie das Werk von Automatik auf Handaufzug quasi "abgerüstet". Das Werk hat 30 mm Durchmesser und eine Höhe von 5,2 mm.

Sehr schön zu sehen: das alte Logo von Union, der Tempel.

Das Werk ist sehr ansprechend dekoriert. Neben gebläuten Schrauben findet sich auf der Dreiviertelplatine auch ein Glashütter Streifenschliff.

Die Gangwerte des Werkes kann man eigentlich nur als hervorragend bezeichnen. Die Uhr lief während der letzten 3 Monate mit nahezu +/- 0. Am Ende ergab sich ein kumuliertes Plus von etwas über 3 Sekunden. Ich habe die Uhr während der drei Monate nicht einmal neu stellen müssen. Perfekt!
Neben der Dürrstein gibt es noch die schon oben erwähnte Belisar Großdatum in meiner Sammlung. Seit einigen Wochen ist dieses Duo durch die Union Glashütte Tradition Ewiger Kalender nun zu einem Trio ergänzt. Die Tradition datiert von 1998 und stammt somit noch aus der Manufakturzeit von Union, trägt also ein GO-Kaliber in sich. Eine Vorstellung folgt selbstverständlich



Hier noch die restlichen Bilder der Dürrstein:











Zu guter Letzt wie üblich noch die Links zu meinen bisherigen Vorstellungen:
Der 40. Geburtstag oder Longines Conquest Classic Moonphase, Ref. L2.798.4.52.6
Die Jagd nach dem verlorenen Flieger oder Hamilton Khaki X-Patrol, Ref. H76556131
Die Weltzeituhr oder Hamilton Jazzmaster GMT Auto, Ref. H32695131
Die Genaue oder Tissot T-Classic T-Tempo COSC Chronometer, Ref. T060.407.11.051.00
Der Techno-Dresser oder Longines Master Collection Retrograde Moonphase,Ref.L2.738.4.51.7
Ein Uhrenmarathon oder Tissot Le Locle Réserve de Marche, Ref. T006.424.16.053.00
Variation in Tag und Datum oder Certina DS-1 Day-Date, Ref. C006.430.11.051.00
Einen Taucher braucht die Sammlung oder Mido Ocean Star Captain IV, Ref. M011.430.11.051.02
Die Deutsche oder Union Glashütte Belisar Großdatum, Ref. D002.426.16.087.00
Inspiration und Eleganz oder Hamilton intra-matic, Ref. H38455751
Die Rarität oder Longines Admiral Chronograph GMT, Ref. L3.670.4.56.6
Nicht Fisch, nicht Fleisch oder Certina DS-4 Small Second, Ref. C022.428.11.051.00
Außerplanmäßig, die Erste oder Longines Master Collection Annual Calendar, Ref. L2.910.4.78.3
Außerplanmäßig, die Zweite oder Longines 1832 Moonphase, Ref. L4.826.4.92.2
Mächtig gewaltig oder Hamilton Pan-Europ Auto Chrono, Ref. H35756735
Auf den Käpt´n kommt es an oder Rado Captain Cook 1962 Limited Edition (2017), Ref. R32500305
Klein und günstig oder Hamilton Khaki Field Officer Mechanical, Ref. H69419933
Großdatum? Großes Datum?? oder Certina DS Action Big Date Automatic, Ref. C032.426.11.051.00
Die Jubiläumsuhr, Teil 1 oder Tissot Heritage Navigator 160th Anniversary Chronometer, Ref. T078.641.16.057.00
Viel Spaß beim Lesen und allen Uhrforumsnutzern und Euren Familien frohe Ostern und schöne Feiertage!
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