
andi2
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Ich möchte euch gern nacheinander zwei verschiedene sowjetische Wostok-Uhren mit zwei unterschiedlichen Kalibern des Herstellers zeigen. Dabei möchte ich auch ein wenig auf den ungewöhnlichen Aufbau der Wostok- Werke eingehen. Da es mir in einem Thread zu kompliziert geworden wäre, hier erstmal nur die erste, eine Komandirskie mit dem Wostok 2234
Eine rotgoldene Uhr von nur 33 mm Breite und mit rotpurpurnem Zifferblatt zu tragen, mag fast verwegen erscheinen, da in der heutigen Zeit ein solches Design in etwa die gleiche jugendliche Ausstrahlung verströmt, wie ein Hörgerät oder ein Rollator.
Trotzdem trage ich meine sowjetische Komandirskie gern und relativ oft, auch zur Zeit ist sie schon über zwei Wochen an meinem Arm. Noch dazu habe ich daran ein rotgoldenes Milanaiseband angebracht, das von Tissot stammt. Es war gar nicht so leicht, ein Band im gleichen Farbton zu finden, den das Gehäuse hat.
Ich schätze, die Uhr wurde etwa um 1970 hergestellt, vielleicht auch etwas früher, aber da mögen mich die Kenner der UdSSR-Uhren berichtigen.
Das Gehäuse besteht aus Messing, rot vergoldet 20 Mikron (gestempelt zwischen den unteren Hörnern ‘AU20’) und hat einen eckigen Umriss mit leicht gerundeten Seiten. Die Uhr hat eine Breite (ohne Krone) von 33 mm, eine Höhe von 40 mm und ist 10,4 mm dick (incl. des gewölbten Acrylglases), die Bandanstösse betragen 18 mm.
Das Zifferblatt hat einen Sonnenschliff und ist purpurfarben, d.h. von einem dunklen metallischen Rot mit Stich ins Violette. Auf dem Zifferblatt und den skelettierten Leuchtzeigern gibt es reichlich Leuchtmasse, die sogar noch eine Weile grünlich nachleuchtet. Die Stundenzahlen 12, 6 und 9 sind damit als eckige, breite arabische Zahlen geschrieben, die übrigen Stunden jeweils durch einen Indexstrich markiert. Ein schönes Detail ist der Sekundenzeiger mit der Pfeilspitze und dem gegabelten 'Schwänzchen'.
Die Minuterie und die Schrift sind weiss gedruckt. In der oberen Hälfte steht in gebundener kyrillischer Schrift ‘Командирские’ phonetisch ‘Komandirskie’. In der unteren Hälfte gibt es einen fünfzackigen ehemals roten Stern, der inzwischen allerdings zu einem weisslichen Rosa verblasst ist, darunter steht ‘чистополь’ deutsch ‘Tschistopol’, der Herstellungsort. Unten, entlang des Randes gibt es den Vermerk ‘Заказ МО СССР’ phonetisch ‘zakaz MO SSSR’, deutsch etwa: ‘im Auftrag des Verteidigungsministeriums der UdSSR’.
Uhren mit diesem Vermerk wurden meines Wissens ausschliesslich in speziellen Läden verkauft, zu denen nur Militärangehörige Zugang hatten (Voentorg). Die Uhren waren aber keine militärischen Ausrüstungsgegenstände.
Wie bei sehr vielen sowjetischen Uhren gibt es einen eingelegten Bodendeckel (Edelstahl), der mit einem Schraubring (Edelstahl) befestigt ist.
Dieses Uhrenmodell gab es mit zwei verschiedenen Gehäusetypen, diese entweder silberfarben verchromt, oder – wie meine- rot vergoldet. Die silbernen haben silberne Zeiger und blaue Zifferblätter, während die goldenen purpurrote Zifferblätter und goldene Zeiger haben.
Eine silberne Uhr wäre mir an sich lieber gewesen, da mir aber vor allem ein guter Erhaltungszustand wichtig war, und in Silber keine schöne zu finden war, wurde es diese.
Das enthaltenen Uhrwerk ist das Wostok 2234. Man findet es, wie die übrigen Kaliber der Wostok-22xx-Kaliberfamilie, im Ranfft-Uhrwerkarchiv:
bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Wostok 2234
Das mit 22mm Durchmesser recht kleine Werk ist mit zwei Werkhalteschrauben (Whs) an einem massiven Werkhaltering befestigt. Es gibt einen Dichtring aus Weichplastik, den ich für das Foto entfernt habe. Nach dem Ziehen der Aufzugwelle – zu entriegeln an einem Druckpunkt (x) des Winkelhebels – kann man das Werk samt Werkhaltering hinten entnehmen.
Immer wieder hört man für die russischen Werke hier Bezeichnungen wie «Traktor», die nahelegen, dass sie zwar robust, aber grob geschnitzt sind. Dies trifft aber m.E. oft nicht zu, auch nicht für dieses Kaliber. Die Uhr läuft sehr genau, minimal zu langsam, ich habe keine genauen Gangwerte ermittelt, aber ich kann sie einige Tage tragen, bevor ich eine Minute vorstellen muss (max. -5sec/24h), und sie könnte sicher noch genauer einreguliert werden.
Das Werk ist recht hochwertig verarbeitet. Die älteren Wostok 22xx hatten, wie meines, noch einen festen, unbeweglichen Spiralklötzchenträger, das Spiralklötzchen ist aussen mit einer kleinen Schraube befestigt, eine Breguet-Spirale mit aufgebogener Endkurve, einen Rücker mit kurzem Rückerzeiger und eine monometallische Schraubenunruh, bei späteren Werken gab es dann einen drehbaren Spiralklötzchenträger (mindestens 2 verschiedene Formen), eine Flachspirale und eine schraubenlose Ringunruh.
Die Werke der Wostok-22xx-Kaliberfamilie haben einen ungewöhnlichen Räderwerksaufbau: Wie bei einem Werk mit Roskopf-Aufbau liegen alle Räder, die im Kraftfluss sind, abseits der Werksmitte, auch das Minutenrad. In der Mitte des Werks befindet sich nur die Welle der indirekten Zentralsekunde, die nicht im Kraftfluss liegt und vom Kleinbodenrad angetrieben wird. Da wie bei einem Roskopf-Werk auch der Minutenzeiger indirekt von der Seite aus angetrieben wird, sind alle Zeiger mit indirektem Antrieb.
Dieser Werksaufbau scheint ursprünglich durch Zenith entwickelt worden zu sein. Roland Ranfft verweist auf das Kaliber Zenith 135. Schon das ältere Wostok-Kaliber Wostok 2809 hatte den Zenith-Aufbau übernommen. Ausserdem haben beide einen Anker, der ganz unterhalb des Unruhreifs liegt und auch das Ankerradlager – unter einem eigenen flachen Kloben – liegt noch innerhalb des Unruhreifs. Dies wurde bei der Wostok 22xx-Kaliberfamilie wieder aufgegeben und das Ankerradlager (Ar) liegt wie gewöhnlich neben der Unruh und ist unter einer gemeinsamen Brücke mit dem Sekundenrad (Sr) und dem Kleinbodenrad (Kbr) gelagert.
Eigentlich möchte ich gern einmal ein solches Wostok 22xx zerlegen, um mir das anzuschauen, aber ich werde den Teufel tun, dafür das gut laufende Werk dieser Uhr zu nehmen. Wie @Rainer Nienaber neulich in einem Thread sagte: «Never change a running system», darauf kann ich mich getrost berufen und das ist auch meine Devise.
Aber ich habe auf Youtube ein sehr gutes dreiteiliges Tutorial des Users Pasquale Watch gefunden, wo die Demontage und Remontage des Wostok 2234 gezeigt wird. Dort bekommt man einen detaillierten Einblick in das Innenleben:
How to service an watch Vostok 2234 repair tutorial part1
How to service an watch Vostok 2234 repair tutorial part2
How to service an watch Vostok 2234 repair tutorial part3
Der Youtuber Pasquale Watch hat auch einen eigenen Kanal: Pasquale Watch
Ich habe ein paar Screenshots aus dem ersten Teil des Tutorials gemacht und mit Erklärungen versehen. Falls ich etwas an dem Aufbau falsch verstanden habe und hier Fehler mache, korrigiert mich bitte.
Werksseite, Unruh und Deckplatinen entfernt: (A) Anker, (Ar) Ankerrad, (Sr) Sekundenrad, (Kbr) doppeltes Kleinbodenrad, (Mr) Minutenrad, (Fh) Federhaus, (i.S.) indirekte Zentralsekunde; rot = im Kraftfluss , grün = ausserhalb
Das Kleinbodenrad (Kbr) hat zwei offenbar identische Radreifen übereinander, das eine Trieb dürfte wohl zur Weitergabe an das dezentral liegende Sekundenrad (Sr) dienen, das andere zur Weitergabe an die indirekte Zentralsekunde (i.S.). Man erkennt den Stopphebel, der von oben kommend auf der rechten Seite über dem Radreif des Kleinbodenrades liegt und dessen Spitzenteil rechtwinklig abgeknickt ist und bis vor die Kleinbodenradwelle geht. Beim Ziehen der Krone in die Stellposition wird das Werk damit angehalten und kann sekundengenau eingestellt werden (Hacking).
Die Zifferblattseite: Die Datumsplatine samt Datumsschaltung und Datumsring kann nach dem Lösen zweier Schrauben in einem Stück abgehoben werden. An der Datumsplatine ist ein y-förmiges Abdeckplättchen festgeschraubt, das statt eines Flitters das Stundenrohr in Position hält. Darunter kommt noch ein Datumtreibrad zum Vorschein, das nun einfach abgehoben werden kann, ebenso wie das jeweils locker auf einem festen zentralen Zapfen aufgesteckte Minutenrohr und Stundenrohr. Beide werden von einem Wechselrad angetrieben, das seinen Antrieb offenbar von einem Trieb des dezentralen Minutenrades (Mr) auf der Innenseite der Grundplatine erhält. Für die Zeigerreibung gibt es eine lange Friktionsfeder, die sich seitlich an die Achse des Wechselrades presst.
Die Zeigerstellung verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz, da ich nicht sehe, wie die beteiligten Räder miteinander in Kontakt kommen. Unter der Aufzugdecke (Ad) liegt ein kleines Rad lose verbaut (man kann es einfach wegnehmen, wenn die Aufzugdecke abgehoben wird). Dieses steht in direktem Kontakt mit dem unteren Trieb der Kupplung, ist also das Zeigerstellrad (Zsr) oder das erste Rad in einer Reihe von Zeigerstellrädern. Möglicherweise verschiebt es beim Umschalten seine Position wie bei einer Wippenschaltung (?).
Dies wäre erstmal alles zu dieser Uhr. Ich möchte später noch ein Bild der Uhr an meinem Handgelenk zeigen (es gibt ein recht gutes Foto von einem Arbeitskollegen, das ich mir aber noch schicken lassen muss) und ein Bild bei Dunkelheit mit der nachleuchtenden Leuchtmasse (muss ich noch machen).
Weitere interessante Einblicke in den Werksaufbau bei der Wostok-22xx-Familie erhält man im Uhrwerksarchiv von Christoph Lorenz:
Wostok 2214
Eine Vorstellung meiner zweiten goldenen Wostok mit rotem Zifferblatt und einem anderen Wostok-Kaliber soll in den nächsten Tagen kommen. Ich hoffe, ich verspreche da nicht zu viel, die Fotos dazu habe ich jedenfalls schon fertig…
Ich hoffe, es war interessant und die Uhr gefällt euch.
Gruss Andi
Eine rotgoldene Uhr von nur 33 mm Breite und mit rotpurpurnem Zifferblatt zu tragen, mag fast verwegen erscheinen, da in der heutigen Zeit ein solches Design in etwa die gleiche jugendliche Ausstrahlung verströmt, wie ein Hörgerät oder ein Rollator.
Trotzdem trage ich meine sowjetische Komandirskie gern und relativ oft, auch zur Zeit ist sie schon über zwei Wochen an meinem Arm. Noch dazu habe ich daran ein rotgoldenes Milanaiseband angebracht, das von Tissot stammt. Es war gar nicht so leicht, ein Band im gleichen Farbton zu finden, den das Gehäuse hat.
Ich schätze, die Uhr wurde etwa um 1970 hergestellt, vielleicht auch etwas früher, aber da mögen mich die Kenner der UdSSR-Uhren berichtigen.
Das Gehäuse besteht aus Messing, rot vergoldet 20 Mikron (gestempelt zwischen den unteren Hörnern ‘AU20’) und hat einen eckigen Umriss mit leicht gerundeten Seiten. Die Uhr hat eine Breite (ohne Krone) von 33 mm, eine Höhe von 40 mm und ist 10,4 mm dick (incl. des gewölbten Acrylglases), die Bandanstösse betragen 18 mm.
Das Zifferblatt hat einen Sonnenschliff und ist purpurfarben, d.h. von einem dunklen metallischen Rot mit Stich ins Violette. Auf dem Zifferblatt und den skelettierten Leuchtzeigern gibt es reichlich Leuchtmasse, die sogar noch eine Weile grünlich nachleuchtet. Die Stundenzahlen 12, 6 und 9 sind damit als eckige, breite arabische Zahlen geschrieben, die übrigen Stunden jeweils durch einen Indexstrich markiert. Ein schönes Detail ist der Sekundenzeiger mit der Pfeilspitze und dem gegabelten 'Schwänzchen'.
Die Minuterie und die Schrift sind weiss gedruckt. In der oberen Hälfte steht in gebundener kyrillischer Schrift ‘Командирские’ phonetisch ‘Komandirskie’. In der unteren Hälfte gibt es einen fünfzackigen ehemals roten Stern, der inzwischen allerdings zu einem weisslichen Rosa verblasst ist, darunter steht ‘чистополь’ deutsch ‘Tschistopol’, der Herstellungsort. Unten, entlang des Randes gibt es den Vermerk ‘Заказ МО СССР’ phonetisch ‘zakaz MO SSSR’, deutsch etwa: ‘im Auftrag des Verteidigungsministeriums der UdSSR’.
Uhren mit diesem Vermerk wurden meines Wissens ausschliesslich in speziellen Läden verkauft, zu denen nur Militärangehörige Zugang hatten (Voentorg). Die Uhren waren aber keine militärischen Ausrüstungsgegenstände.
Wie bei sehr vielen sowjetischen Uhren gibt es einen eingelegten Bodendeckel (Edelstahl), der mit einem Schraubring (Edelstahl) befestigt ist.
Dieses Uhrenmodell gab es mit zwei verschiedenen Gehäusetypen, diese entweder silberfarben verchromt, oder – wie meine- rot vergoldet. Die silbernen haben silberne Zeiger und blaue Zifferblätter, während die goldenen purpurrote Zifferblätter und goldene Zeiger haben.
Eine silberne Uhr wäre mir an sich lieber gewesen, da mir aber vor allem ein guter Erhaltungszustand wichtig war, und in Silber keine schöne zu finden war, wurde es diese.
Das enthaltenen Uhrwerk ist das Wostok 2234. Man findet es, wie die übrigen Kaliber der Wostok-22xx-Kaliberfamilie, im Ranfft-Uhrwerkarchiv:
bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Wostok 2234
Das mit 22mm Durchmesser recht kleine Werk ist mit zwei Werkhalteschrauben (Whs) an einem massiven Werkhaltering befestigt. Es gibt einen Dichtring aus Weichplastik, den ich für das Foto entfernt habe. Nach dem Ziehen der Aufzugwelle – zu entriegeln an einem Druckpunkt (x) des Winkelhebels – kann man das Werk samt Werkhaltering hinten entnehmen.
Immer wieder hört man für die russischen Werke hier Bezeichnungen wie «Traktor», die nahelegen, dass sie zwar robust, aber grob geschnitzt sind. Dies trifft aber m.E. oft nicht zu, auch nicht für dieses Kaliber. Die Uhr läuft sehr genau, minimal zu langsam, ich habe keine genauen Gangwerte ermittelt, aber ich kann sie einige Tage tragen, bevor ich eine Minute vorstellen muss (max. -5sec/24h), und sie könnte sicher noch genauer einreguliert werden.
Das Werk ist recht hochwertig verarbeitet. Die älteren Wostok 22xx hatten, wie meines, noch einen festen, unbeweglichen Spiralklötzchenträger, das Spiralklötzchen ist aussen mit einer kleinen Schraube befestigt, eine Breguet-Spirale mit aufgebogener Endkurve, einen Rücker mit kurzem Rückerzeiger und eine monometallische Schraubenunruh, bei späteren Werken gab es dann einen drehbaren Spiralklötzchenträger (mindestens 2 verschiedene Formen), eine Flachspirale und eine schraubenlose Ringunruh.
Die Werke der Wostok-22xx-Kaliberfamilie haben einen ungewöhnlichen Räderwerksaufbau: Wie bei einem Werk mit Roskopf-Aufbau liegen alle Räder, die im Kraftfluss sind, abseits der Werksmitte, auch das Minutenrad. In der Mitte des Werks befindet sich nur die Welle der indirekten Zentralsekunde, die nicht im Kraftfluss liegt und vom Kleinbodenrad angetrieben wird. Da wie bei einem Roskopf-Werk auch der Minutenzeiger indirekt von der Seite aus angetrieben wird, sind alle Zeiger mit indirektem Antrieb.
Dieser Werksaufbau scheint ursprünglich durch Zenith entwickelt worden zu sein. Roland Ranfft verweist auf das Kaliber Zenith 135. Schon das ältere Wostok-Kaliber Wostok 2809 hatte den Zenith-Aufbau übernommen. Ausserdem haben beide einen Anker, der ganz unterhalb des Unruhreifs liegt und auch das Ankerradlager – unter einem eigenen flachen Kloben – liegt noch innerhalb des Unruhreifs. Dies wurde bei der Wostok 22xx-Kaliberfamilie wieder aufgegeben und das Ankerradlager (Ar) liegt wie gewöhnlich neben der Unruh und ist unter einer gemeinsamen Brücke mit dem Sekundenrad (Sr) und dem Kleinbodenrad (Kbr) gelagert.
Eigentlich möchte ich gern einmal ein solches Wostok 22xx zerlegen, um mir das anzuschauen, aber ich werde den Teufel tun, dafür das gut laufende Werk dieser Uhr zu nehmen. Wie @Rainer Nienaber neulich in einem Thread sagte: «Never change a running system», darauf kann ich mich getrost berufen und das ist auch meine Devise.
Aber ich habe auf Youtube ein sehr gutes dreiteiliges Tutorial des Users Pasquale Watch gefunden, wo die Demontage und Remontage des Wostok 2234 gezeigt wird. Dort bekommt man einen detaillierten Einblick in das Innenleben:
Der Youtuber Pasquale Watch hat auch einen eigenen Kanal: Pasquale Watch
Ich habe ein paar Screenshots aus dem ersten Teil des Tutorials gemacht und mit Erklärungen versehen. Falls ich etwas an dem Aufbau falsch verstanden habe und hier Fehler mache, korrigiert mich bitte.
Werksseite, Unruh und Deckplatinen entfernt: (A) Anker, (Ar) Ankerrad, (Sr) Sekundenrad, (Kbr) doppeltes Kleinbodenrad, (Mr) Minutenrad, (Fh) Federhaus, (i.S.) indirekte Zentralsekunde; rot = im Kraftfluss , grün = ausserhalb
Das Kleinbodenrad (Kbr) hat zwei offenbar identische Radreifen übereinander, das eine Trieb dürfte wohl zur Weitergabe an das dezentral liegende Sekundenrad (Sr) dienen, das andere zur Weitergabe an die indirekte Zentralsekunde (i.S.). Man erkennt den Stopphebel, der von oben kommend auf der rechten Seite über dem Radreif des Kleinbodenrades liegt und dessen Spitzenteil rechtwinklig abgeknickt ist und bis vor die Kleinbodenradwelle geht. Beim Ziehen der Krone in die Stellposition wird das Werk damit angehalten und kann sekundengenau eingestellt werden (Hacking).
Die Zifferblattseite: Die Datumsplatine samt Datumsschaltung und Datumsring kann nach dem Lösen zweier Schrauben in einem Stück abgehoben werden. An der Datumsplatine ist ein y-förmiges Abdeckplättchen festgeschraubt, das statt eines Flitters das Stundenrohr in Position hält. Darunter kommt noch ein Datumtreibrad zum Vorschein, das nun einfach abgehoben werden kann, ebenso wie das jeweils locker auf einem festen zentralen Zapfen aufgesteckte Minutenrohr und Stundenrohr. Beide werden von einem Wechselrad angetrieben, das seinen Antrieb offenbar von einem Trieb des dezentralen Minutenrades (Mr) auf der Innenseite der Grundplatine erhält. Für die Zeigerreibung gibt es eine lange Friktionsfeder, die sich seitlich an die Achse des Wechselrades presst.
Die Zeigerstellung verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz, da ich nicht sehe, wie die beteiligten Räder miteinander in Kontakt kommen. Unter der Aufzugdecke (Ad) liegt ein kleines Rad lose verbaut (man kann es einfach wegnehmen, wenn die Aufzugdecke abgehoben wird). Dieses steht in direktem Kontakt mit dem unteren Trieb der Kupplung, ist also das Zeigerstellrad (Zsr) oder das erste Rad in einer Reihe von Zeigerstellrädern. Möglicherweise verschiebt es beim Umschalten seine Position wie bei einer Wippenschaltung (?).
Dies wäre erstmal alles zu dieser Uhr. Ich möchte später noch ein Bild der Uhr an meinem Handgelenk zeigen (es gibt ein recht gutes Foto von einem Arbeitskollegen, das ich mir aber noch schicken lassen muss) und ein Bild bei Dunkelheit mit der nachleuchtenden Leuchtmasse (muss ich noch machen).
Weitere interessante Einblicke in den Werksaufbau bei der Wostok-22xx-Familie erhält man im Uhrwerksarchiv von Christoph Lorenz:
Wostok 2214
Eine Vorstellung meiner zweiten goldenen Wostok mit rotem Zifferblatt und einem anderen Wostok-Kaliber soll in den nächsten Tagen kommen. Ich hoffe, ich verspreche da nicht zu viel, die Fotos dazu habe ich jedenfalls schon fertig…
Ich hoffe, es war interessant und die Uhr gefällt euch.
Gruss Andi
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