
Pyne
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„Wenn man lernt hinzusehen, wird sich die Kunst offenbaren“
- Michel Parmigiani
- Michel Parmigiani
Heute möchte ich euch einen ganz besonderen Zeitmesser vorstellen. Und zwar einen Zeitmesser, mit dem meine Leidenschaft für mechanische Armbanduhren begann. Wer meine Vorstellung der Drive de Cartier gelesen hat, der weiß, dass ich eine längere Achterbahnfahrt durchgemacht habe, bis ich letztlich die erste automatische Armbanduhr mein Eigen nennen durfte.
Weit bevor ich die Cartier kaufte, gab es schon ein Modell, dass ewig in meinem Kopf kreiste. Ich sah diese Uhr in einem Blogeintrag, als sie damals vorgestellt wurde. Das Foto der rotgoldenen Uhr, mit blauen Zifferblatt und dem blauen Kautschukband, lässig an dem Arm mit der Hand in der Hosentasche getragen, brannte sich bei mir ein. Und zwar so, dass ich das Bild fast zwei Jahre als Bildschirmhintergrund meines MacBook nutzte. Dieses Bild vereinte Ästhetik, Eleganz und Leichtigkeit. Seht selbst:
Bei aller Faszination stellte sich mir aber die Frage, wer dieser Hersteller denn nun ist. Gehört hatte ich diesen vorher noch nicht. Während man natürlich in Versuchung kommen kann, bei dem Namen Parmigiani Fleurier an ein ein Fachgeschäft für Hartkäse und Blumen zu denken, so unterstrich dieser Name für mich nur die die drei vorher genannten Attribute. Und zwar genauso klar, wie der Name Maurice Lacroix eben dafür nicht steht. Rational begründbar? Vermutlich nicht.
Bevor ich euch die Geschichte erzähle, wie ich zu dieser Uhr gekommen bin, ein kleiner Exkurs zu dem Unternehmen Parmigiani Fleurier SA!
Michel Parmigiani
Angefangen hat alles in der Schweiz, im Ort Couvet. Dort nämlich wurde der Firmengründer am am 2. Dezember 1950 als Sohn italienischer Eltern geboren. In jungen Jahren interessierte er sich für die Architektur sowie für die Uhrmacherkunst. Es verwundert also nicht unbedingt, dass er das Zitat am Anfang meiner Vorstellung mit Leben füllte. Zum Glück schlug er den Weg der Uhrmacherei ein und besuchte die Uhrmacherschule in Fleurier, gefolgt vom Technikum in La Chaux-de-Fonds.
Anschließend legte er mit der Ingenieurschule in Le Locle nach. Er durchlebte die Quarzkrise und sah, wie Ästhetik, Kreativität und Qualität für Funktionalität und Qualität weichen mussten.
Das war der Grund, weshalb er sich fortan als Unternehmer mit Leidenschaft auf die Restauration von Zeitmessern und weiteren mechanischen Kunstobjekten stürzte.
Die Aufträge wurden immer prestigereicher, der Name Michel Parmigiani genoß in den feinsten Kreisen einen hervorragenden Ruf.
Als Beispiel für seine Restaurationskunst gilt die Breguet Montre Sympathique Nr. 257 inkl. der dazugehörigen Taschenuhr. Sie wurde als nicht mehr reparabel deklariert. 1600 Arbeitsstunden später hatte er diese wiederbelebt. Die anschließende Auktion brachte 1,1 Millionen Schweizer Franken ein.
So verwundert es nicht, dass im Laufe der Jahre auch Restaurationen für Patek Philippe und die Sandoz Familie in Auftrag nahm.
Der Sandoz Familie ist auch zu verdanken, dass Michel Parmigiani die finanziellen Möglichkeiten erhielt, neben der Restauration auch eine eigene Uhrenmarke zu gründen. Pierre Landolt, Uhrensammler und Vorsitzender der Sandoz Stiftung, ermutigte und überredete den Restaurator schließlich dazu, am 29. Mai 1996 mit einer eigenen Kollektion am Markt aufzutreten.
Hervorzuheben ist, dass der Geldgeber damit einverstanden war, dass der Name und die Ansprüche des Firmengründer erhalten blieben. Eben jene Ansprüche, die in den Jahrzehnten davor immer weiter in den Hintergrund gedrückt wurden und sich seit den letzten knapp 27 Jahren wie ein roter Faden durch die Modellpalette ziehen. Ein wichtiger Teil ist dabei der Goldene Schnitt.
„Es ist diese harmonische Formel aus der Architektur, die Dinge in unseren Augen ästhetischer erscheinen lassen – warum? Das weiß kein Mensch so genau. Der Eifelturm ist ein prominentes Beispiel. Der untere Teil ist im Verhältnis 1:1.618 zum oberen Teil. Michel Parmigiani lässt sich von den Formen aus der Natur inspirieren – vom spiralförmigen Gehäuse einer Muschel zum Beispiel, oder von der Anordnung der Samen in einer Sonnenblume. Der Goldene Schnitt findet sich daher auch immer irgendwo in seinen Uhren wieder – in den Zeigern, im Gehäuse, in den typischen Tropfen-geformten Bandanstößen oder im Verhältnis von Zifferblatt zu Zählern. Sogar das ‚PF’ Emblem, das sich teilweise auf den Rotoren findet, ist nach der Formel des Goldenen Schnittes konstruiert.“
Quelle: swisswatches-magazine.de
Quelle: swisswatches-magazine.de
Aktuell ist Michel Parmigiani Ehrenpräsident des Unternehmens und wirkt im Hintergrund mit seinem unendlichen Wissensschatz.
Fleurier
Fleurier ist zugleich ein Teil des Markennamens sowie der Firmensitz des Unternehmens. Er ist Teil der Gemeinde Val-de-Travers in dem Kanton Neuenburg, gelegen zwischen dem Jura Gebirge und dem Neuenburgersee.
1730 wurden dort die ersten Uhrmachertätigkeiten verzeichnet. Mit der Industrialisierung wuchs der Standort schnell und bot mehreren Branchen einen optimalen Nährboden, z.B. Textilfabriken, der Ziegelherstellung, Absinthbrennereien, Tabakmanufakturen und einer Fahrradfabrik.
Aufgrund der Diversität der Wirtschaftszweige konnten zahlreiche Krisen gemeistert werden und der Standort verlor nie wirklich an Bedeutung, wenngleich die Zeiten nicht immer einfach waren und auch zu Umstrukturierungsmaßnahmen führten.
Im Gegensatz zu der Uhrmacherei im Ort. Wikipedia merkt hier an:
"Die einstmals bedeutende Uhrenindustrie war zwischenzeitlich fast verschwunden, erlebt durch die hier ansässige Manufaktur Parmigiani und die Uhrwerks-Fertigung der Marke Chopard seit Mitte der 1990er Jahre wieder einen Aufschwung. Beide Betriebe beschäftigen inzwischen über 350 Mitarbeiter.“
Sandoz Stiftung
Wie oben schon beschrieben, hat die Sandoz Stiftung Michel Parmigiani ermöglicht, eine eigene Uhrenmarke aufzubauen.
Um euch kurz die Historie und das Ziel der Stiftung näherzubringen, möchte ich die Homepage der sandozfondation.ch zitieren:
„Die Sandoz - Familienstiftung wurde im Jahre 1964 vom Bildhauer und Maler Edouard-Marcel Sandoz, Sohn des Gründers der Sandoz AG in Basel (heute Novartis AG), ins Leben gerufen.
Ziel der Familienstiftung ist die Förderung des unternehmerischen Engagements mittels langfristig angelegter Beteiligungen an Unternehmen verschiedener Branchen. Neben wirtschaftlichen Kriterien geht es der Familienstiftung dabei um die Förderung von Entrepreneurship und Innovation sowie um die Pflege schweizerischer Unternehmer-Tradition. Ebenfalls sind ihre Investitionen auf ein strategisches Ziel ausgerichtet, das die Erhaltung der hohen Qualität und den Schutz grundlegender sozialer Werte zum Inhalt hat.
Die Familienstiftung fördert zugleich auch Kreativität und Privatinitiative. Das Engagement in Kunst und Kultur im Rahmen der Fondation Edouard et Maurice Sandoz (FEMS) sowie in der Wissenschaft bildet ein Gegenstück zu den wirtschaftlichen Aktivitäten der Stiftung.
Über verschiedene Unternehmen und Holdinggesellschaften ist die Familienstiftung direkt oder indirekt in den Bereichen Pharma-Industrie und Agrobusiness, Hotellerie und Uhren-Industrie. Die allen Engagements zugrunde liegende Philosophie ist ausgerichtet auf technologische Innovationskraft, eine nachhaltige Entwicklung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.“
Unternehmensverbund
Dank der Finanzmittel der Sandoz Stiftung war es möglich, dass rund um die Marke Parmigiani Fleurier Hersteller verschiedenster Komponenten für Automatikuhren übernommen und in die Pôle Horloger eingegliedert werden konnten.
Ursprünglich war der Gedanke, dass die Komponenten nur für Parmigiani Fleurier gefertigt werden. Leider war es wirtschaftlich nicht erfolgreich, sodass man sich nach einiger Zeit dazu entschied, die Komponenten wieder an andere Uhrenhersteller anzubieten und zu liefern.
In 2012 hatte das Unternehmen eine Jahresproduktion von ca. 5.000 Einheiten, Wunsch war damals eine Stückzahl von ca. 10.000 Einheiten.
Die Fertigungstiefe im Unternehmen beträgt ca. 95 %. Zugekauft werden Lagersteine aus synthetische Rubinen, Saphirgläser, Federn aus dem Federhaus und die Leder- und Kautschukbänder. Diese werden seit 2006 exklusiv von Hermès für Parmigiani Fleurier gefertigt. Es gab oder gibt noch einige wenige Quarzwerke, welche in Damenmodellen verwendet werden/wurden. Dieses stammen von Patek Philippe.
Folgende Unternehmen sind Teil der Unternehmensgruppe:
Parmigiani Fleurier - Fleurier, seit 1996, ca. 150 Mitarbeiter
Im Stammsitz erfolgt die Entwicklung, Forschung und Zusammensetzung der Modelle, sowie die operative und strategische Ausrichtung des Unternehmens. Unternehmensseitig wird hier von einer Workshop gesprochen. Die erste Idee der Uhr wird hier geboren.
Des Weiteren zählt ein Restaurationsatelier zum Unternehmen. Es ist Michel Parmigiani wichtig, dass die Wurzeln des Unternehmens, aber vor allem auch die Wurzeln der Uhrmacherei nie in Vergessenheit geraten.
atokalpa – Alle, Dezember 2000, ca. 150 Mitarbeiter
Hier werden sämtliche Bestandteile der Räderwerke gefertigt. Das schließt seit 2006 auch die Bestandteile des Oszillators mit ein. Hierzu gehören auch die Unruhspiralfeder, Anker und das Hemmungsrad. Nur drei Manufakturen weltweit sind in der Lage, die Unruhspiralfeder herzustellen. Zusätzlich werden die Anforderungen an das Genfer Siegel erfüllt.
Les Artisan Boîtiers – La Chaux-de-Fonds, Mai 2000, ca. 40 Mitarbeiter
LAB ist geachteter Hersteller von Uhrengehäusen. Hier startet alles mit einer CAD Zeichnung, bevor die CNC Fräsmaschine den Rohling erschafft. Wer denkt, dass hier nur mit Hightechmaschinen gearbeitet wird, der irrt. Anschließend startet das Schweißen und Feilen per Handarbeit, um dem Gehäuse das gewünschte und geforderte Finish zu verleihen.
Elwin – Moutier, Januar 2001, ca. 20 Mitarbeiter
Als Kernkompetenz von Elwin wird die Fertigung von komplexen Drehteilen sowie die spezifische und komplexe Komponente genannt, welche die höchste Qualität voraussetzen. Als Beispiel werden Unruhwellen, Federn und Hebel genannt. Gleichzeitig werden hier präzise Drehmaschinen für die Fertigung von Uhrenkomponenten entwickelt.
Vaucher Manufacture – Fleurier, 2003, ca. 180 Mitarbeiter
Hier entsteht das Herz jeder Armbanduhr. VMF ist spezialisiert auf die Herstellung von Automatik- und Handaufzugskalibern, sowie weiteren Modulen der Uhrmacherei. Zum Einsatz kommen hier CNC-Maschinen, Schneid- und Stanzmaschinen sowie jede Menge Handarbeit. Die Veredelungsqualität gilt als hervorragend und wird durch Verzierung und Anglierung sämtlicher Einzelteile von Hand gem. der „Haute Horlogerie“ erzeugt.
In 2013 öffnete VMF die Pforten für Private Label. Ab einer Stückzahl von 25 Kalibern kann man hier aktiv werden.
In einem Zeitungsbericht las ich, dass Hermès 2006 eine Beteiligung von 25 % an VMF erworben hat. Kostenpunkt: 25 Mio. Schweizer Franken
Weitere Kunden sind Richard Mille sowie Corum.
Quadrance et Habillage – La Chaux-de-Fonds, Dezember 2005, 20 Mitarbeiter
Hierbei handelt es sich um den Spezialisten für Zifferblätter. Ein Zifferblatt gilt als Gesicht einer Uhr und bietet viel Fläche, die gestaltet werden wollen.
Der erste Schritt ist das maschinelle guillochieren. Anschließend erfolgt die Farbgebung des Zifferblattes, z. B. Durch galvanotechnische Einfärbungen sowie die Versiegelung mit Lack. Danach werden die Anzeigen geduckt und/oder die Appliken gesetzt.
Auch diese Produktion ist offen für andere Hersteller und bediente schon Häuser wie Greubel Forsey oder A. Lange & Söhne.
Entwicklung des Unternehmens + Wissenswertes
Wer sich die ersten Kreationen von Michel Parmigiani ansieht, der erkennt, dass alle Modelle eine ähnliche Designsprache vereint. Ich bin ehrlich - die früheren Uhren entsprechen nicht meinem Geschmack und hätten mich nicht zum Kauf vereint. Gleichwohl muss man aber den Hut vor der Uhrmacherkunst ziehen, die Michel Parmigiani jederzeit in den Vordergrund stellte. In der nun fast 27 jährigen Unternehmensgeschichte sind einige spannenden Modelle und Geschichten in Verbindung mit Parmigiani entstanden. Wer würde bei dem stillen und eher introvertierten Firmengründer an Bugatti und die brasilianische Fußballmannschaft denken?
Parmigiani Fleurier entwickelte 4 Jahre lang das in 2017 lancierte Modell Bugatti Typ 390. Eine Uhr der Superlative, passend zum Bugatti Chiron. Ausgestattet mit einem fliegenden Tourbillon und dem kleinsten Kugellager der Welt. Da es hierzu wohl keine Vorstellung im Forum geben wird, und ich nicht in der Lage bin, dieses Kunstwerk gebührend zu beschreiben, kann ich jedem nur empfehlen, sich hierzu im worldwideweb einzulesen.
In 2011 wurde bekannt, dass Parmigiani Fleurier Sponsor der Selecao wird. Der Vertag wurde auf ca. 4.3 Mio Schweizer Franken geschätzt.
Irgendwie passt es dazu, dass eine Bestechungsaffäre des brasilianischen Fußballverbands an FIFA Funktionäre aufgedeckt wurde. 48 Uhren der Marke Parmigiani Fleurier sollten das Wohlwollen von Verbandspräsidenten der Teilnehmerländer, Konföderationen und FIFA-Exekutive heben.
Egal ob schlechte oder gute Publicity - die Marke Parmigiani Fleurier war immer ein Nischenhersteller und hatte nie eine sehr hohe Bekanntheit. Das war grundsätzlich auch so gewollt, dennoch war der Absatz ausbaufähig. Ich mache jetzt einen Schwenk in die jüngste Vergangenheit.
Seit Januar 2021 wirkt ein neuer CEO bei Parmigiani Fleurier. Kein geringerer als Guido Terreni lenkt seitdem das Unternehmen und folgte damit auf Davide Traxler, welcher vorher 2,5 Jahre als CEO tätig war.
Guido Terreni arbeitete vorher 20 Jahre bei Bulgari und war dort für den Bereich Horologie verantwortlich. Er soll nun dafür sorgen, dass das Unternehmen in der Bekanntheit steigt, jedoch nicht an Exklusivität verliert.
In einem Interview gab er an, dass man seitens PF sehr überrascht von den Vorbestellung für die neue Tonda PF in der skelettierten Version war. Die Nachfrage überstieg die Planung um das dreifache. Die normale Version, mit Mikrorotor, hatte eine Nachfrage, die die Produktionskapazität um das vierfache überstieg. Persönlich hat es mich sehr gefreut, dass man jetzt eine solch hohe Nachfrage anstoßen konnte und ich gönne dem Unternehmen jeden Erfolg.
Abschließend möchte ich noch zwei Zitate mit Euch teilen:
„Das ist letztlich wie bei der Verwendung des hellblau von Tiffany & Co.. Warum bitteschön sollte man Tiffany-blau für eine andere Marke verwenden? Ich verstehe es natürlich, wenn Patek Philippe und Tiffany & Co. eine gemeinsame Geschichte haben, aber warum um alles in der Welt sollten zum Beispiel wir einen solchen Farbton auf einer Parmigiani Fleurier haben? Nur über meine Leiche! Man muss seine Marke respektieren.“
Guido Terreni, swisswatches-magazine.de
„Durch den Zuwachs an Kaufkraft und die gewachsene Käuferschaft wurde daraus aber eine Sehnsucht sich anzupassen und mit einem Statussymbol zu zeigen, dass man es im Leben zu etwas gebracht hat. Das ist letztlich auch nachvollziehbar. Gleichzeitig ist durch diese Entwicklung aber eine Art „Anti-Haltung“ entstanden. Das sind Menschen, die diese Art von Luxus ablehnen, und die nicht an einem Tisch mit fünf Leuten sitzen wollen, die alle die gleiche Uhr tragen.“
Guido Terreni, swisswatches-magazine.de
Wie jedoch gelang die kleine Schwester meines sogenannten „Heiligen Grals“ in meine Uhrenbox? Keine Angst, das wird keine ausschweifende Geschichte im „Indiana Jones“ Stil. Dafür ist mein Leben zum Glück zu profan.Guido Terreni, swisswatches-magazine.de
„Durch den Zuwachs an Kaufkraft und die gewachsene Käuferschaft wurde daraus aber eine Sehnsucht sich anzupassen und mit einem Statussymbol zu zeigen, dass man es im Leben zu etwas gebracht hat. Das ist letztlich auch nachvollziehbar. Gleichzeitig ist durch diese Entwicklung aber eine Art „Anti-Haltung“ entstanden. Das sind Menschen, die diese Art von Luxus ablehnen, und die nicht an einem Tisch mit fünf Leuten sitzen wollen, die alle die gleiche Uhr tragen.“
Guido Terreni, swisswatches-magazine.de
Nach dem Kauf der Breitling Superocean 42, aka. der Stadionuhr, war ich rastlos. Ich schaute ständig auf die Uhr und obwohl sie rein optisch gefiel, fehlte mir etwas. Dieses etwas war allerdings nicht rational erklärbar. Drei Tage später verließ mich die Uhr wieder, ein netter Forenkollege darf diese nun artgerecht ausführen.
Wer denkt, dass ich nun einfach die Tonda GT bestellen würde, der irrt. Bei mir dürfen Anschaffungen nicht kompliziert genug werden.
Jetzt hatte ich das Dilemma! Besaß ich doch eine wunderschöne Cartier, welche ich allerdings nicht in allen Lebenslagen tragen kann. Also wieder den Markt sondiert. Was gibt es alles für schöne Modelle! Ein Idee kam, am gleichen Tag verwarf ich die Idee wieder. So ging es ewig. Flankiert mit Kaufberatungen und Uhrenvorstellungen im Uhrenforum, Konzi-Touren in Hamburg und studierten YouTube Videos, entstanden weitere unzählige Flausen in meinem Kopf.
Letztlich dachte ich, dass die Rolex Datejust 41 in mintgrün mit bombierter Lünette und dem Oysterflexband die richtige Wahl sei. Also auf die Liste gesetzt. Und gewartet. Und gewartet. Und wenn ich nicht gestorben bin, so warte ich noch heute…
Dazu kam es dann nicht. Nachdem ich zum dritten Mal den Hinweis beim Konzessionär erhielt, dass es sich nicht um eine Bestellung, sondern um einen Wunsch zum Erwerb dieser Uhr handle, riss mein Geduldsfaden. „Bitte streichen Sie meinen Wunsch zum Erwerb der Datejust. Ich werde mich anderweitig umschauen.“ Ungläubiger Blick des Mitarbeiters. Und Tschüss.
Also wieder von vorn. Plötzlich tauchten Vintageuhren auf meinem Radar auf. Rennsportchronographen aus den 70er, wie cool! Heuer! Ein Name voller Geschichte!
Es wurde zwar kein Chronograph aus den 70ern, aber ich kaufte eine TAG Heuer aus 2004. Diese wunderschöne Uhr ist ein Volltreffer.
Aber wenn die Geschichte hier enden würde, wären wir nicht hier. Zumal es rational wäre.
Eine Vorstellung dieser Uhr wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Nach dem Kauf der TAG Heuer war ich befriedigt, hatte ich doch einen wunderbaren Wegbegleiter gefunden, der wie Arsch auf Eimer zu mir passt (entschuldigt den Ausdruck).
Wie das immer so ist, wollte ich mich ab dann in Geduld üben. 2024 kann ich mich dann in Ruhe um die dritte Uhr kümmern. Eine grüne Formex Reef oder eine Cartier Santos schwebten mir vor.
Pustekuchen!
Per Zufall stieß ich auf eine Verkaufsanzeige von einer Parmigiani Tonda GT in schwarz. Einmal am Stahlband und einmal am Kautschukband. Total angefixt startete ich die Recherche. Dieses Modell war auf 250 Stück limitiert. Scheinbar lief das Modell nicht so gut, dass jetzt ungetragene Stücke in den Abverkauf kommen. Am Anfang konnte ich mich mit der Farbe schwarz nicht anfreunden, war ich doch verliebt in die Rosegold Variante mit blauem Zifferblatt. Und allgemein, schwarz ist doch langweilig! Aber die Uhr war dennoch einfach wunderschön und bei einem Youtubevideo wurde ich darauf aufmerksam, dass das Schwarz im Zifferblatt nicht einfach nur schwarz ist. Es ist leicht bräunlich und gräulich angehaucht. Faszinierender Farbton!
Also befasste ich mich doch näher mit der Idee. In der Zwischenzeit wurden die beiden Modelle jedoch verkauft. Ein paar Tage später entdecke ich zwei weitere Offerten von zwei verschiedenen Händlern.
Einmal ungetragen vom offiziellen Konzessionär, mit Kautschukband und neuer Garantie sowie ein gebrauchtes Modell, mit Stahlband, Erstkauf Hongkong, 11 Monate alt und in einem super Zustand.
Der Kaufpreis der Stahlvariante war günstiger als das neue Angebot mit Kautschukband (klar, neu gegen gebraucht). Kurz bei Parmigiani angefragt, was die Bänder kosten:
Stahlband 2.000 EUR, Kautschukband inkl. Faltschließe 1.020 EUR.
Angebot Nummer 2 war nach zäher Verhandlung so attraktiv für mich, dass ich schon kurz davor war, den Bestellfinger zu drücken. Allerdings hemmte mich der Kaufpreis dennoch. Zwei Wochen vorher bereits eine Uhr gekauft und nun direkt in dieser Höhe nachlegen? Untypisch für mich.
Dann kamen plötzlich Zweifel an der Größe. Mit 42 mm und der integrierten Form (irgendjemand wird bestimmt erwähnen, dass die integrierte Optik nur geschummelt ist) wirkt sie gerade am Stahlband sehr präsent. Ich möchte noch kurz erwähnen, dass ich die Uhr vorher noch nie live in der Hand hatte. Und dann wieder typisch ich: eine Kaufberatung eröffnen, mit dem Ziel herauszufinden, ob es Alternativen zu dem Wunschobjekt gibt.
Dann schaltete sich das Schicksal ein.
Aus irgendeinem Grund hat mir mein iPhone ein Bild geöffnet, dass eine IWC Ingenieur mit 46 mm an meinem Arm zeigt. Und sie passte. Also würden die 42 mm kein Problem darstellen.
Eine Alternative zur Tonda GT für mich? Gibt es nicht!
Zack - bestellt. Ca. 10 Minuten, nachdem ich die Kaufberatung startete. So ist das wohl manchmal.
Wenige Tage später konnte ich meinen Schatz in den Händen halten. Dass meine Frau meinte, dass ich aussehe wie Gollum in Herr der Ringe und den legendären Satz: „Mein Schatz“ flüsterte, ist nur eine Randnotiz.
Was soll ich euch sagen? Auch wenn es nicht die rosegoldene Variante geworden ist, habe ich mir meinen Wunsch erfüllt und könnte nicht glücklicher sein! Sie trägt sich super, passt perfekt an mein Handgelenk und ich liebe wirklich jedes Detail dieses Schmuckstücks!
Einen Absatz noch zu der kannelierten Lünette: Ich habe, auch hier im Forum, öfter gelesen, dass diese Lünette für einige der Grund sei, diese Uhr nicht näher in die Kaufabsicht mit aufzunehmen. Ich muss aber sagen, dass Sie für mich eines der Highlights ist! Auch wenn ich hier keine Vergleiche mit Rolex bringen wollte, bleibt mir hier nichts anderes übrig! Die kannelierte Lünette bildet in meinen Augen das perfekte Mittel zwischen bombierter und der Weißgoldriffellünette von Rolex. Während mir die geriffelte Lünette gar nicht zusagt, ist mir die bombierte Lünette etwas zu langweilig gewesen. Und als Extra für mich ganz persönlich, soll die Kannelierend an griechische Säulen erinnern. Da ich nicht nur in meine griechische Frau, sondern auch in das Land und die Geschichte verliebt bin, kann es gar nicht besser zu mir passen. Übrigens: Das Gründungsjahr von Parmigiani Fleurier 1996 ist identisch mit dem Geburtsjahr meiner Frau. Schicksal? Vielleicht.
Ich kann daher nur jedem empfehlen, sich diese mal live anzuschauen und wirken zu lassen!
P. S. Es gibt noch eine weitere, auf 20 Stück limitierte Variante der Tonda GT, und zwar eine grüne Variante. Aber auch hier zeigt sich meiner Meinung nach, dass man nicht einfach ein die Hulk-Welle reitet sondern etwas ganz eigenes kreiert. Der Grünton ist etwas ganz besonderes.
Der Vollständigkeit halber noch die technischen Daten
Marke: Parmigiani Fleurier
Modell: Tonda GT
Referenz: PFC910-0000210-B00182
Limitierung: 250 Stück
Gehäuse: Edelstahl
Durchmesser: 42,00 mm
Höhe: 11,2 mm
Lug to Lug: 46,2 mm
Wasserdichte: 10 bar
Zifferblatt: schwarz, guillochiertes „Clou Triangulaire“-Muster
Lume: schwarz
Armband: Stahl, Kautschuk optional erhältlich
Uhrwerk: PF044
Manufaktur: ja
Aufzug: Automatik
Gangreserve: 42 Stunden
Frequenz: 28.800 A/h, 4 Hz
Komponenten: 274
Edelsteine: 33
Rotor: 22 Karat Gold
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Panorama Datum
Und jetzt folgen noch ein paar erste Bilder. Entschuldigt die Qualität und vor allem die zahlreichen Fingerabdrücke und Verunreinigungen.
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