Der Armbandwecker - ein gutes Jahrhundert Uhrengeschichte

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Weckerfreund

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Einleitung

Die Ursprünge des Weckers bei Uhren finden sich schon im Mittelalter, wobei es sich eher um einfache Konstruktionen wie z.B. die Kerzenuhr handelte, bei der eine Kerze herunter brannte und dabei einen Faden durchtrennte, welcher ein Schlaggewicht auslöste.

Mit dem Aufkommen der tragbaren Uhren (Taschenuhren) wurden durch findige Uhrmacher im 16. und 17. Jahrhundert Weckeinrichtungen dort verbaut.

In der Zeit rund um den 1. Weltkrieg kam es zu einer durchgreifenden Veränderung der Tragegewohnheiten von Uhren. Der Siegeszug der Armbanduhr begann als Schmuckuhr in Armbändern der Frauen sowie als Piloten- und Soldatenuhr bei Männern.

Die meisten Armbandwecker werden über das Stundenrad ausgelöst, über welchem sich das Weckerauslöserad, an welchem der Weckerzeiger befestigt ist, befindet. Hier greifen Vertiefungen bzw. kleine Nocken zur eingestellten Weckzeit ineinander und das Weckerrad sinkt nach unten zum Werk hin. Dadurch wird ein Übertragungshebel bewegt, der das Zahnrad des Weckers freigibt. Es läuft dann eine zuvor gespannte Weckerfeder oder aber die Uhrwerksfeder selbst ab und treibt ein kleines Hammerwerk an, welches durch Schläge auf den Gehäuseboden (Stifte, Klangelemente) den Alarmton erzeugt.

Der Beginn

Die Schweizer Firma Eterna (Familie Schild) hatte schon länger einen Taschenuhrwecker im Programm. 1908 wurde ein daraus abgeleiteter Armbandwecker zum Patent angemeldet, der ab 1914 in Produktion ging. Die ersten Modelle sahen wie eine umgebaute Taschenuhr mit aufgesetzten Bandschlaufen aus. In den späteren 1920er Jahren wandelte sich das Design zu einer echten Armbanduhr, die bis in die 1930er Jahre mit relativ geringem Erfolg produziert wurde.

Eterna 2 Serie (1).JPG


Video:

Die Taschenuhrherkunft zeigte sich in der Bedienung des Weckers in Form einer Drehlünette und einem Abstellhebelchen unter einem Klappdeckel. In getragenem Zustand konnte der Wecker nicht abgestellt werden, was äußerst unpraktisch war.

Weitere Hersteller folgten etwas später und brachten relativ große Armbandwecker heraus, die als Werk ein Taschenuhrkaliber hatten. Hier gibt es einzelne Exemplare von Zenith, Longines sowie Ebosa (auch unter anderen Handelsnamen vertrieben - hier als Ultramar Hornet)

UltramarEbosa.jpg


Video:

Durch den 2. Weltkrieg kam es zu einem Stopp der zivilen Uhrenentwicklung. Es wurden Militäruhren produziert, bei denen die Größe (Pilotenuhren), die Ablesbarkeit im Dunkeln (Radium Leuchtziffern) sowie Wasser- und Schmutzresistenz (verschraubte Deckel) wichtig war.

Der kommerzielle Erfolg

Nach dem Krieg wurde wieder an Komplikationen für Armbanduhren gearbeitet. Chronographen wurden verbessert, Kalenderuhren mit Mondphasen sowie der automatische Aufzug wurden weiter entwickelt.

Vulcain Cricket

Der Firma Vulcain mit ihrem damaligen Entwicklungschef Robert Ditisheim ließ sich 1943 einen Armbandwecker patentieren (Anerkennung des Patentes wohl erst 1949), bei dem der Klang durch einen doppelten Resonanzboden deutlich verbessert wurde. Dieser Armbandwecker wurde ab 1947 mit großem Erfolg unter dem Namen „Vulcain Cricket“ mit dem Kaliber 120 lanciert. Im Vergleich zu einer Stoppuhr und auch zu einer Anzeige des Monats war die Weckeinrichtung in einer Armbanduhr eine äußerst nutzbringende Anwendung im täglichen Leben.

Vulcain 18k Cal 120.JPG


Vor allem in den USA kam es zu einem reißenden Absatz, nachdem Präsidenten Truman und Eisenhower den Armbandwecker zur Terminerinnerung bei Besprechungen und Sitzungen öffentlich einsetzten.

history_presidents_dwightdeisenhower_anecdotes.jpg

Quelle: Vulcain

Video 120:

Im weiteren Verlauf wurde das Werk mit einer Exactomatic verbessert und Varianten hinzugefügt. So eine Version mit einem Federhaus und Datum (Vulcain 401/402) und der erste Armbandwecker für Damen (Vulcain 406).

Video 401:

Video 402:

Video 406:
Armbandwecker Vulcain Golden Voice Movado Ladyphon

Jaeger LeCoultre

Nun folgten weitere Manufakturen und Werkehersteller mit eigenen Uhren und Kalibern. Der damals nach Vulcain wichtigste Armbandweckerhersteller war die schweizer Firma Jaeger LeCoultre, die 1949 ihren etwas später als „Memovox“ bezeichneten Armbandwecker Kaliber 489 vorstellte und ihn unter dem Label LeCoultre in den USA in großen Stückzahlen absetzte.

489 schwarz weiss (1).JPG


Video:
Jaeger LeCoultre Memovox Cal. 489 Wrist Alarm Armbandwecker

Im weiteren Verlauf wurden die Armbandwecker dieser Firma durch den ersten Automatik Armbandwecker Kaliber 815 (Pendelschwungautomatik 1956) sowie mit zusätzlichem Datum Kaliber 825 (ab 1959) ergänzt. Weitere Kaliber waren das 601 und 814 als direkte Fortentwicklung des Kalibers 489. Später wurden die Handaufzugswerke durch die Kaliber 910 und 911 (Datum) ersetzt.

Video 601:
Armbandwecker Jaeger LeCoultre Memovox Zeigeralarm Kal. 601

Video 814:
Armbandwecker Jaeger LeCoultre Memovox 814 Wristalarm

Video 815;
Jaeger LeCoultre Automatic Memovox Wrist Alarm Cal. 815 Armbandwecker

Video 825:
Armbandwecker Jaeger LeCoultre Automatic 825 Wristalarm Date

Video 911:
Armbandwecker Jaeger LeCoultre Memovox 911 Wristalarm


Weitere Armbandwecker 1950 bis 1969

Neben diesen beiden Firmen gab es wenig später eine Vielzahl von Herstellern und Weckerkalibern.

AS 1475

Den größten kommerziellen Erfolg hatte der Werkehersteller AS (Adolf Schild - Bruder von Urs Schild [Eterna]) mit seinem Kaliber AS 1475 von 1954. Dieses Uhrwerk mit zwei Kronen und Federhäusern war mit einer Stückzahl von über einer Million produzierten Werken (incl. der Derivate AS 1568 [Datum], AS 1930 [höhere Unruhfrequenz] und AS 1931 [zusätzliches Datum] bis ca. 1974 im Programm. Sehr viele Uhrenfirmen nutzten dieses industriell gefertigte Werk für ihre Uhren. Auch renommierte Firmen wie Tudor (Advisor), Favre Leuba (Seabird) , Fortis (Manager) und Heuer hatten diese Werke im Portfolio. Die meisten Werke gingen aber an sogenannte reine Einschaler, die diese Uhren komplett nach dem Baukastenprinzip (Gehäuselieferant, Zifferblattlieferant, Zeigerlieferant) außer Haus fertigen ließen oder nur Endmontage selber vornahmen. Diese Uhren waren relativ preiswert und fanden sich auch in Kaufhäusern und Versandkatalogen.

Borel Rendez Vous defekt (3).JPG


Video:
Armbandwecker Girard Perregaux Wristalarm AS 1475


Venus 230

Parallel zum oben beschriebenen AS 1475 entwickelte die Venus SA einen Armbandwecker mit einem großen Federhaus und zusätzlicher Weckerbereitschaftsanzeige. Unter dem eigenen Label „Venus“ wurden aber keine Armbandwecker vertrieben. Es handelte sich hierbei um eine reine Werkzulieferung. Später gab es in sehr kleinen Stückzahlen noch eine Datumsversion (Venus 232) sowie eine Auftragsarbeit für Hamilton mit einer zusätzlichen Gangreserveanzeige.

Hamilton (1).JPG


Video Fortis Centinela:
Fortis Centinela Wrist Alarm Venus 230 21 Jewels - Armbandwecker

Langendorf - Lanco-Fon

Ein weiteres interessantes Weckerkaliber aus dieser Zeit sind die Langendorf Manufakturwerke 1241, 1243 und 1244. Es ist einer der wenigen Armbandwecker, der mit nur einer Krone komplett bedient werden kann. Das Werk besitzt zwei Federhäuser, eine Weckerbereitschaftsanzeige sowie als Novität eine schwingende Glocke, die über das Werk gestülpt ist und einen Fahrradklingelton erzeugt.

Lanco NOS (1).JPG


Video:
Armbandwecker Lanco-Fon Lanco Alarm Langendorf Wristalarm

Video Technik:
Armbandwecker Lanco-Fon Lanco Alarm Technik Langendorf Wristalarm


Übrige schweizer Weckerwerke

Es gab noch eine Vielzahl von Weckerwerken, die aber nur in teilweise recht kleinen Stückzahlen produziert worden sind. Da ich hier der Übersichtlichkeit und der Länge des Textes wegen keine ausführlichen Angaben machen kann, habe ich die Werke/Hersteller aufgelistet und verweise auf meine Videos bei Youtube unter dem Usernamen „Armbandwecker“:

Baumgartner BFG 90

Video:
Armbandwecker Baumgartner BFG90 ´Wristalarm

Baumgartner BFG 902

Video:
Armbandwecker Baumgartner BFG 902 Ilona Wristalarm

Bulova 11 AERC

Video:
Armbandwecker Bulova 11AERC Wristalarm

Bulova 89 (nahezu baugleich Junghans J89)

Video:
Armbandwecker Bulova Wristalarm 17 Jewels Junghans cal. 89

Cyma R. 464

Video:
Armbandwecker Cyma Alarm Time-O-Vox R 464 Wristalarm

Video Technik:
Armbandwecker Cyma Time-o-Vox Wristalarm Technik

MST 417/427 (Roamer)

Video 417:
Armbandwecker Roamer MST 417 Wristalarm Watch

Video 427:
Armbandwecker Roamer 427 Wristalarm Alarm

Pierce 135 (baugleich Gruen 920 SS)

Video Gruen 920 SS:
Armbandwecker Gruen Duotone Wristalarm Lautstärke Regelung

Ronda 1223, 1226, 1243

Video:
Armbandwecker Ronda Sammlung Wristalarm collection 1223

Video Technik:
Armbandwecker Ronda Uhrwerke Wristalarm Movements 1223 1226
Video:

Wittnauer 10WA

Video:
Armbandwecker Wittnauer 10WA GF Weiss Wristalarm


Weckerwerke aus nichtschweizer-Produktion

Der Erfolg der Vulcain und Jaeger LeCoultre Armbandwecker rief nicht nur schweizer Uhrenfirmen auf den Plan, sondern auch in anderen Ländern mit eigener Uhrenherstellung wurden Armbandwecker entwickelt.


Junghans

Die Schwarzwälder Uhrenfabrik Junghans, die zeitweilig wohl die größte Uhrenfabrik der Welt gewesen war, entwickelte 1949 den Armbandwecker Minivox, der von der äußeren Erscheinung einer Stoppuhr glich. Als Kaliber 12-B wurde es auch an die schweizamerikanische Firma Bulova geliefert, die diesen Armbandwecker als Bulova Wristalarm mit reduzierter Lagersteinzahl in den USA vermarktete.

Junghans 2016 (1).JPG


Video:
Armbandwecker Junghans Minivox Wristalarm J89 Bulova

Es gilt als wahrscheinlich, dass ebenso der Billigarmbandwecker Westclox W 5 aus deutscher Entwicklung bzw. sogar deutscher Produktion war

Westclox W5

Video Westclox
https://www.youtube.com/watch?v=Fs2OcY5pKDQ

Hanhart

Etwas später 1951 brachte die ebenfalls im Schwarzwald ansässige Firma Hanhart einen Armbandwecker heraus, der von der Bedienung her an den Baumgartner BFG 90 Wecker angelehnt war. Interessant war der serienmäßig unter dem Gehäuse angebrachte Uhrenaufsteller, der die Uhr als kleinen Nachttisch Wecker verwenden ließ. Die Uhr bekam den klangvollen Namen „Sans-Souci“ und das Kaliber die Nummer W 301. es gab aber auch Uhren mit der Signatur „Hanhart“ sowie weiteren Namen wie „Hirco“ und „Merit Tonarist“ (USA-Modell).

Hanhart Schieber (1).JPG


Video:
https://www.youtube.com/watch?v=5J5FloARTX8

In sehr kleinen Stückzahlen wurde auch noch ein weiterer - im Prinzip besserer - Armbandwecker produziert, der zwei Kronen statt der Drehlünette besaß. Dieser ging hauptsächlich unter dem Namen „Timex“ bzw. „Clou“ in den USA-Export. Leider wurde aus Zoll-Gründen das Werk nur mit Stiftankerhemmung und 1 Jewel ausgerüstet. Ebenso wurde die Uhr in ein eloxiertes Aluminiumgehäuse eingeschalt.

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ARM9Dyloz7E


Citizen

Die Firma Citizen baute auch von 1958 an Armbandwecker und verwendete dafür eine weitgehende Kopie des AS 1475 Werkes. Frühe Kaliber wurden mit 980/981 bezeichnet, ab 1964 mit 3100/3102.

Es gab hier Wecker mit und ohne Datum sowie Modelle mit einer Weckzeitscheibe und sogar Taucherwecker.

Citizen V2 Custom gut (1).JPG


Video Scheibenwecker:
https://www.youtube.com/watch?v=qSyTJovwaxY

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=MUWCta_2Iv4


Poljot

Auch die sowjetische Firma Poljot nutzte die Grundkonstruktion des AS 1475 Kalibers und produzierte seit ca. 1960 Armbandwecker in großer Stückzahl. Die Bedienung wurde bzgl. des Alarms umgestellt und die Winkelhebel wurden federbelastet. Dieses 2612 bzw. später 2621.1 benannte Kaliber ist das meistgebaute Armbandweckerwerk überhaupt. Es müssen wirklich Millionen davon hergestellt worden sein. Bis fast in die heutige Zeit wurde es produziert und es gibt gerade ab den 1990er Jahren wohl bestimmt über hundert verschiedene Gehäuse bzw. Zifferblattvarianten. Zudem werden im heutigen Russland wohl Restbestände von Gehäusen und Zifferblättern verarbeitet, so dass es ein Durchblick schwierig ist.

Videos:

https://www.youtube.com/watch?v=-BhQaVdfcP4

https://www.youtube.com/watch?v=pMtO2uJ9rCg

https://www.youtube.com/watch?v=bcoDnAFF_YA


Anzumerken ist, dass sich auch andere Hersteller von Kleinserien dieses zuverlässigen Grundwerkes bedient haben um nach Veredelung recht teure Uhren herauszubringen.

Zu nennen wäre hier die schweizer Firma Alfex mit der Pazzola Alarm und die deutsche Firma Alexander Shorokhoff mit der Tchaikovsky Alarm.

Video Alfex:
https://www.youtube.com/watch?v=IkZbrwNjN0U

Video Shorokhoff:
https://www.youtube.com/watch?v=Y_y7t80zeJc


Spätere Armbandwecker ab ca. Anfang 1970

Bevor die Armbandweckerproduktion mit Beginn der Quarzkrise nahezu zusammenbrauch, gab es in der Schweiz und in Japan noch einige Neuerscheinungen von Armbandweckern mit modernen Features.

Seiko

Ca. 1967 brachte Seiko seinen bislang einzigen mechanischen Armbandwecker auf den Markt, die Bell-Matic. Anfangs war diese Uhr in zwei Ausführungen lieferbar. Das Kaliber 4005 hatte nur eine Datumsanzeige und das Kaliber 4006 hatte eine DayDate Funktion. Die Version mit mit DayDate wurde bis ca. 1975 gebaut und weist einige gute Lösungen für den praktischen Gebrauch auf. Der Aufzug der Uhr geschieht als Rotorautomatik (Handaufzug ist nicht möglich). Der Weckerhammer schlägt auf eine umlaufende Tonfeder. Die Uhr besitzt einen Weckeraktivierungsknopf, der gleichzeitig auch durch Druck eine Datumschnellverstellung vornehmen kann. Die Uhr ist Wasserdicht mit einem ordentlichen Schraubboden. es gibt Versionen mit 17, 21 (extrem selten) und 27 Lagersteinen.

Schokoladenwecker6.JPG

Video
https://www.youtube.com/watch?v=qprQwX8X05s

Jaeger LeCoultre

Der schweizer Weckerpionier hat eigentlich immer Armbandwecker bzw. baugleiche Reiseweckerchen im Angebot gehabt. 1969 wurde das Nachfolgewerk des Hammerautomaten 825 lanciert. Es handelt sich um einen Rotorautomaten, bei dem der Weckerhammer auf einen zentralen Stift des Gehäusedeckels schlägt, der in die Welle des Rotors hineinragt. Die Genauigkeit wurde durch eine Erhöhung der Unruhfrequenz auf 28800 A/h verbessert. Dieses Werk ist als Grundlage der später produzierten JLC Weckerkaliber 918, 919 (ewiger Kalender), 909 (ewiger Kalender), 956 (aktuelles Kaliber) weiter in Produktion.

JLC 916 ZB gold Stahl (1).JPG


Video Grand Reveil:
https://www.youtube.com/watch?v=dSwBVnp-hto

Omega Memomatic bzw. Lemania 2980

1969 wurde von der Uhrwerkefabrik Lemania ein bemerkenswertes neues Armbandweckerwerk entwickelt. Dieses war in der höchsten Ausbaustufe als Omega SL 980 für die Omega Memomatic reserviert. Dieser Wecker stellte zur damaligen Zeit das Nonplusultra der Armbandwecker dar. Es verfügte über eine Rotorautomatik, eine Tonfeder, einen automatischen Aufzug des Weckers (gleiches Federhaus), Ablaufsperre für den Wecker (verhindert das Entspannen der Aufzugsfeder), Datum mit Korrekturdrücker zur Schnellverstellung, Wasserdichtigkeit und als Alleinstellungsmerkmal die minutengenaue Einstellung der Weckzeit über zwei Scheiben auf dem Zifferblatt.

Die „abgespeckte“ Version als Lemania 2980 musste auf die Weckzeitminutenscheibe verzichten.

Omega Memomatic Stahl bunt (1).JPG


Video Memomatic:
https://www.youtube.com/watch?v=okroGbXyovY

Video Lemania:
https://www.youtube.com/watch?v=W6jOe5Hy0z4


AS 5001, 5007 und 5008

Anfang 1970 ging der Trend eindeutig zu Automatikweckern. Auch der Hersteller AS sah sich gezwungen, einen Nachfolger für das AS 1475 (bzw. die Nachfolgekaliber) zu finden. Da die Uhren mittlerweile größer geworden waren, konnte auch ein vom Durchmesser her größeres Werk neu konstruiert werden. Die Version AS 5001 ohne Automatik Baugruppe (nur Datum) kam in Prototypen und Reiseweckern zum Einsatz. Große Stückzahlen des AS 5007 (Automatik mit Datum) und des AS 5008 (Automatik mit DayDate) wurden von 1973 bis ca. 1977 gebaut.

Das Werk besaß mit der Rotorautomatik einen Aufzug von Weckerfeder und Uhrwerkfeder. Ein manueller Aufzug war über die beiden Kronen auch möglich. Ebenso gab es eine Schnellverstellung von Datum und Wochentag und einen Sekundenstopp bei Uhrzeitverstellung. Das Werk war im Prinzip kostengünstig gefertigt, da z.B. die Federhäuser für Weck und Uhr sowie die entsprechenden Zahnräder und Stellwellen baugleich waren. Nicht so gut gelöst waren aber die Schnellverstellungen von Datum und Wochentag, die oft aushakten oder sich verbogen.

Das Werk wurde von einer Unzahl von Firmen und Einschalern verwendet. Es gab die Uhren von Longines, Enicar, Fortis und Certina, aber auch als „Kaufhausware“.

Longines 6801 (1).JPG


Videos:
Rado:
https://www.youtube.com/watch?v=_-1gRBwHpHg

Longines:
https://www.youtube.com/watch?v=yhTn4aH3nbk

Bulova:
https://www.youtube.com/watch?v=XyBgITmjzQE

Junghans:
https://www.youtube.com/watch?v=Cp10Qd9oXuE


Moderne Armbandwecker - Renaissance

Mit dem steigenden Interesse an mechanischen Uhren nach der Quarzkrise (1975 bis 1985) erinnerte man sich auch wieder an das liebevolle Schnarren und Klingeln der mechanischen Armbandwecker. Man konnte das Piepen der Quarzuhren, die teilweise diese Geräusche im Stundentakt machten, nicht mehr hören.

Neue Uhren mit alten Werken

Einzelne Uhrenhersteller stießen auf eingelagerte Armbandweckerwerke und brachten teils limitierte Serien von solchen Uhren auf den Markt. Die Resonanz war sehr gut, so dass ein kleiner aber interessanter Markt entstand.

Zu nennen sind unter anderen die Firmen Oris (AS 1930/1931), Nivrel (AS 5008), Schweizer Uhreneditionen (Venus 232, AS 5008), Theorein (Omega SL980), Revue Thommen (Vulcain) Maurice Lacroix (AS 5008) und viele weitere.

Videos
Nivrel AS 5008:
https://www.youtube.com/watch?v=dyd-ygJo1BQ

Oris AS 1931:
https://www.youtube.com/watch?v=-XtMKK2kar0

Neue bzw. weiter entwickelte Armbandwecker

Hier werden einige neuere Uhren mit neu entwickelten Werken vorgestellt.

Jaeger LeCoultre

Wie bereits oben beschrieben, hatte JLC nie mit der Produktion und der Entwicklung von Armbandweckern aufgehört. Als Beispiel nehme ich einmal den AMVOX Automatik Wecker.

Video AMVOX:
https://www.youtube.com/watch?v=lnhOsfQMlX4


La Joux Perret 5900

Die Firma Jaquet - jetzt La Joux Perret - hat Ende der 1990er Jahre das AS 5008 Werk nachgebaut und mit einer verbesserten Automatikgruppe (kugelgelagert) ausgestattet. Ebenso ist der Wochentag optional zu Gunsten einer GMT Anzeige umkonstruiert worden.

Eine große Anzahl von Herstellern nutzt oder nutzte dieses Werk (Maurice Lacroix, Wyler Vetta, Dunhill, Oris, Eterna u.v.m.).

Videos:
ML Globe:
https://www.youtube.com/watch?v=VJMbcBrtNy0

Wyler/Vetta:
https://www.youtube.com/watch?v=JM1-7Aj3cLU

Oris Artelier:
https://www.youtube.com/watch?v=TVGSwtT0zSg


Vulcain

Die Armbandweckertraditionsmarke Vulcain ist auch seit ca. 15 Jahren wieder zu neuem Leben erweckt worden. Zunächst wurden Altbestände des Vulcain 120 Kalibers verbaut, dann aber auch neue Werke produziert. Hier gab es einige Innovationen des Grundwerks mit Datum, Automatik mit Datum, Taucherwecker, Wecker mit Emaille-Zifferblatt und sogar in einer Miniserie einen Armbandwecker mit Tourbillon (Preis damals Euro 148.000).

Hier das neue Modell mit dem V-40 Kaliber

P1090872.JPG


Noch ein paar Videos der modernen Vulcains.

https://www.youtube.com/watch?v=gz01gQdxpWY

https://www.youtube.com/watch?v=nthp0vlW8WE

https://www.youtube.com/watch?v=ETnlx07yNRU

https://www.youtube.com/watch?v=s8oUZ0taIEU

https://www.youtube.com/watch?v=woH4TF9J740


Weitere Marken

Im Bereich des absoluten Luxussegmentes haben auch einige Manufakturen mittlerweile Armbandwecker im Programm. Diese sprengen aber preislich den Rahmen, so dass sie eher Exoten darstellen.

Hier sind zu nennen:

Blancpain Leman

Breguet Reveil du Tsar, Marine

Glashütte Senator Diary

Cyros Klepcys

Hublot Big Bang Repeater Alarm

Harry Winston Zalium

Pierre de Roche

Patek Philippe (Listenpreis wohl über Euro 200.000,-)

Informationen auch über diese Armbandwecker sind unter


www.armbandwecker.at


zu finden.



Ich hoffe, Euch einen Eindruck der Vintage und etwas moderneren Armbandwecker gegeben zu haben. Leider ist im Faden die Anzahl der hochzuladenden Fotos begrenzt, so dass ich auf meine Video-Verlinkungen angewiesen bin.

Wer sich über Armbandwecker informieren möchte, sollte den o.a. Link nutzen oder eines der beiden folgenden Bücher lesen:

Michael P. Horlbeck - Der Armbandwecker , Heel Verlag

Leo Beitl - Alarm am Arm, Eigenverlag, www.armbandwecker.net


Viele Grüße
Andreas
 
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