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Hangtime
Themenstarter
- Dabei seit
- 21.03.2022
- Beiträge
- 62
Hallo zusammen,
bevor ich zum Thema komme, muss ich kurz über meinen beruflichen Hintergrund sprechen. Ich bin Designer und habe die Grundlagen der grafischen Gestaltungslehre erfahren (Farb- und Formenlehre sowie z. B. auch Typografie). Also sehr vereinfacht gesagt, alles rund um die Gestaltung und Anwendung von Schrift.
Ein oft beobachtetes Problem bei der Arbeit als Designer ist die fälschliche Annahme von Kunden/Betrachtern, dass jegliche Aspekte der visuellen Gestaltung einer rein subjektiven Bewertung unterliegt. Oft wird daher bei der Bewertung von Design von "Geschmacksache", oder "meiner Meinung" und anderen subjektiven Faktoren gesprochen. Das Problem hierbei ist, dass nicht alles unter den plumpen Deckmantel des Geschmacks fallen kann. Auch wenn die Qualität von Design sicherlich in vielerlei Hinsicht von subjektiven Faktoren bestimmt wird, so gibt es auch objektive Faktoren, die teils sogar auf wissenschaftlicher Basis belegt werden können. Ein großer Bereich, der darunter fällt, ist die Lehre der Schrift aka. Typografie. Und genau hier komme ich auf das Thema und mein Leid mit (vielen) Uhren.
Unzählige Uhren (darunter auch Luxusuhren und Ikonen der Uhrenindustrie) sind rein typografisch bewertet, oft schlecht oder mindestens fragwürdig gestaltet. Unnötiger Schriftmix auf naturgegeben kleinem Raum führt zu Brüchen in der Konsistenz, Verwendung schlecht gestalteter Schriftarten aus Sicht der Lesbarkeit, Fehler bei Laufweite oder gar Zeilenabständen ... und vieles mehr.
Ja, das Gestalten kleiner Flächen wie z. B. dem Zifferblatt einer Uhr ist schwer, aber sollte man nicht genau das von etablierten Marken erwarten dürfen? Immerhin rechtfertigen sie oftmals ihre hohen Preise mit der "hochwertigen" Arbeit der Designer. Ich persönlich kann über diese Dinge oft nicht mehr hinweg sehen. Viele namhafte Hersteller können meines Erachtens froh sein, dass die meisten Laien nicht über dieses Wissen verfügen und keinen allzu großen Wert auf solche Details legen. Und auch der Laie kann froh sein, in Anbetracht des Preises, für den viele meinen, ein bis ins Detail durchdachtes Design erstanden zu haben.
Wie seht ihr das? Achtet ihr auf derartige Details? Würde es euch stören, wenn Ihr über gewisse Fehler Bescheid wüsstet? Oder nehmt ihr es genau so hin wie die subjektiven Unstimmigkeiten im Design, die das Gesamtbild der Uhr für euch aber nicht zerstören?
Ich für meinen Teil könnte viele Uhren, die mir an sich sehr gefallen, nicht kaufen, da mein "verschultes" Auge sich immer wieder darüber ärgern würde.
Freundliche Grüße
Hangtime
bevor ich zum Thema komme, muss ich kurz über meinen beruflichen Hintergrund sprechen. Ich bin Designer und habe die Grundlagen der grafischen Gestaltungslehre erfahren (Farb- und Formenlehre sowie z. B. auch Typografie). Also sehr vereinfacht gesagt, alles rund um die Gestaltung und Anwendung von Schrift.
Ein oft beobachtetes Problem bei der Arbeit als Designer ist die fälschliche Annahme von Kunden/Betrachtern, dass jegliche Aspekte der visuellen Gestaltung einer rein subjektiven Bewertung unterliegt. Oft wird daher bei der Bewertung von Design von "Geschmacksache", oder "meiner Meinung" und anderen subjektiven Faktoren gesprochen. Das Problem hierbei ist, dass nicht alles unter den plumpen Deckmantel des Geschmacks fallen kann. Auch wenn die Qualität von Design sicherlich in vielerlei Hinsicht von subjektiven Faktoren bestimmt wird, so gibt es auch objektive Faktoren, die teils sogar auf wissenschaftlicher Basis belegt werden können. Ein großer Bereich, der darunter fällt, ist die Lehre der Schrift aka. Typografie. Und genau hier komme ich auf das Thema und mein Leid mit (vielen) Uhren.
Unzählige Uhren (darunter auch Luxusuhren und Ikonen der Uhrenindustrie) sind rein typografisch bewertet, oft schlecht oder mindestens fragwürdig gestaltet. Unnötiger Schriftmix auf naturgegeben kleinem Raum führt zu Brüchen in der Konsistenz, Verwendung schlecht gestalteter Schriftarten aus Sicht der Lesbarkeit, Fehler bei Laufweite oder gar Zeilenabständen ... und vieles mehr.
Ja, das Gestalten kleiner Flächen wie z. B. dem Zifferblatt einer Uhr ist schwer, aber sollte man nicht genau das von etablierten Marken erwarten dürfen? Immerhin rechtfertigen sie oftmals ihre hohen Preise mit der "hochwertigen" Arbeit der Designer. Ich persönlich kann über diese Dinge oft nicht mehr hinweg sehen. Viele namhafte Hersteller können meines Erachtens froh sein, dass die meisten Laien nicht über dieses Wissen verfügen und keinen allzu großen Wert auf solche Details legen. Und auch der Laie kann froh sein, in Anbetracht des Preises, für den viele meinen, ein bis ins Detail durchdachtes Design erstanden zu haben.
Wie seht ihr das? Achtet ihr auf derartige Details? Würde es euch stören, wenn Ihr über gewisse Fehler Bescheid wüsstet? Oder nehmt ihr es genau so hin wie die subjektiven Unstimmigkeiten im Design, die das Gesamtbild der Uhr für euch aber nicht zerstören?
Ich für meinen Teil könnte viele Uhren, die mir an sich sehr gefallen, nicht kaufen, da mein "verschultes" Auge sich immer wieder darüber ärgern würde.
Freundliche Grüße
Hangtime