Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular

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  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #1
screwston

screwston

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Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, dass er, wenn für einen bestimmten Anlass oder ein bestimmtes Thema ein dafür zu begeisterndes Grüppchen gebildet hat, hier auch eine eigene Sprache entwickelt. Vom Fachjargon in unterschiedlichen Branchen bis zu den differenzierten Genres manches Musikstile gibt es unzählige Beispiele. Auch die Uhrenwelt hat da natürlich ihre ganz eigenen Wortschöpfungen und Formulierungen hervorgebracht.

Das ist ja zunächst und an und für sich keine schlechte Sache. Sprache darf sich ja gerne kontinuierlich weiterentwickeln, solange dies nicht... [Spieler screwston hat schon Gelb und hält an dieser Stelle besser mal die Schnauze]

Aber es gibt sie eben doch, diese Begriffe und Sprüche, bei denen es einem die Fußnägel hochzieht, die einem in den Magen knallen wie ein Jägermeister vor dem Frühstück. Eben sortenreines Cringe-Vokabular, wie es die jungen Leute ausdrücken würden.

Cringe: bezeichnet alles, wofür man sich schämt oder fremdschämt.


Da bietet es sich doch an, diesen Gräueltaten am deutschen Sprachgebrauch ein Denkmal zu setzen -in Form eines hoffentlich munter wachsenden und gedeihenden Lexikons. Mit den unvorteilhaften Begrifflichkeiten und einer Übersetzung ins Deutsche. Für Einsteiger in das Uhrenthema und alle die sich weiterbilden möchten.

Ich hab da schon mal ein paar Klassiker des Fremdschams vorbereitet, die gerne ergänzt und erweitert werden dürfen.


Ganz schön viel Uhr fürs Geld
Deutscher Metzgerei-Sprech für die Haute Horlogerie: „Und dann hätte ich noch gerne 500g Uhr und 250g von der fetten Groben“


mein neues Projekt
Ich kaufe eine Armbanduhr. That’s it.


Ein äußerst unansehnliches Ergebnis einer deutsch-englischen Zwangsehe, dass in seiner traurigen Existenz irgendwie darauf hindeuten soll, dass eine Uhr so aussieht, als würde man wirklich auf dem Schiff arbeiten, statt nur in der Schiffskasko, Archiv H-L.


Da läuft bei mir immer die Hook von Lil Kekes Klassiker „25 Lighters“ auf dem Ohrwurm-Lautsprecher. „25 lighters on my dresser, yessir, I gots to get paid“. Für alle Jünger des Poliertuchs - keine Panik. Der werte Herr hat die 25 Feuerzeuge natürlich nicht auf der eleganten Armbanduhr liegen, sondern auf der Kommode - was die eigentliche Übersetzung des englischen Wortes „dresser“ ist. Das „Handy“ der Uhrensprache.


Gruß von der Schwester
…da fällt mir echt nichts mehr dazu ein, außer dem Autoren zuzurufen, er möge mal besser seine Schwester von mir grüßen.


Mehr Uhr braucht kein Mensch
Impressiver Imperativ, der bei Licht bnetrachtet aber nur die eigene Rationalisierung darstellt, dass die 900 Euro für ein biederes Mittelklassemodell exakt den richtigen Mehrwert gegenüber einer 10 Euro Casio widerspiegeln, aber alles darüber dann schon fast vulgäres Geprotze darstellt.


„den Wert halten“
Wichtigste Eigenschaft einer Armbanduhr, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Zu erwartenden Liquidierbarkeit der Armbanduhr, wenn die Spülmaschine nach dem Erwerb kaputt geht oder die Ehefrau die Kreditkartenabrechnung zu sehen bekommt.


Einzelhandelsgeschäft der Schmuckbranche, dass einen nach dem regelmäßigen Kauf hochpreisiger Zeitanzeiger aus dem Schaufenster irgendwann vielleicht die Ehre zuteil werden lässt, einen hochpreisigen Zeitanzeiger aus dem Safe kaufen zu dürfen.
 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #3
Ford_Prefect

Ford_Prefect

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Exitwatch

Klassischer Selbstbetrug, vergleichbar mit "Meine letzte Zigarette" und "nie wieder Alkohol".




Geil. Ein "Wörterbuch des Teufels" aus der Uhrenwelt. Ambrose Bierce würde sich freuen.

Viele Grüße
Fred
 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #5
Rudi G. aus H.

Rudi G. aus H.

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Klasse, das hat uns gefehlt! Bin gespannt was noch kommt!?

Folgendes fällt mir ein:

Grailwatch (ähnlich Exitwatch): Auch hier der klassische Selbstbetrug gepaart mit der vermeintlichen Unerreichbarkeit des Objekts der Begierde. Der Weg dorthin wird mit der einen oder anderen "Exitwatch" versüsst!
 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #8
UhrAlex

UhrAlex

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Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich diese Begriffe irgendwie beschämend finde.
Aber sehen wir es Mal so. Gäbe es im Forum ein Phrasenschwein, wäre es immer recht gut genährt. ;-)

Ich finde übrigens, dass hier unbedingt auch der berühmte
Fünfer in die Kaffeekasse
aufgenommen werden sollte.

...was bekanntlich bedeutet: Kostet im Grunde nichts, da Uhrmacher die entsprechende Tätigkeit praktisch umsonst ausführen und sich noch darüber freuen. ;-)

Gruß
Alex
 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #9
T

TruckerTomek

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Daily-Beater:

Bezeichnung einer Uhr die immer am Handgelenk gelassen wird egal ob der Träger einen Bohrturm wartet, auf Schatzsuche im Marianengraben ist, die MG aus einem Apache Hubschrauber durchrotzt oder einfach nur seine Blumen gießt.

Bezeichnet daher die Uhr fürs "grobe". Dieser Begriff wird auch gerne hergenommen um den eigenen finanziellen Status subtil der Außenwelt mitzuteilen wenn der professionelle "Deskdiver" sein 20.000,00 € Daily-Beater hier vorstellt.

Deskdiver

Träger die ihre Taucheruhr nie dem Wasser aussetzen und hauptberuflich im Büro, Co-Workingspace, oder im Cafe mit gutem WLAN sitzen und beim "Arbeiten" Soja-Chai-Latte genießen.

Deskdiver sind auch die ersten die die Wasserdichtigkeit egal welcher Uhr kritisieren. Denn "UnTeR 300 MEtErn" kommt ihnen nichts ins Haus!

 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #10
Rudi G. aus H.

Rudi G. aus H.

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...uih, da fällt mir noch etwas ein!

Micro-Swirls: Eigentlich richtig/1:1 übersetzt = Mikrowirbel, swirl = strudeln! Meint aber die legendären, fast nicht zu sehenden Kratzer (vorwiegend an der Schließe = hier vom Deskdiving), welche sich über das ganze, gebrauchte (nur im Haus getragene) Objekt der Begierde zieht. Obwohl man sie nicht sieht (ähnlich wie Nessie in Loch Ness) und auch nicht genau weiß, ob es diese legendären Dinger (auch wie Nessie) wirklich gibt, werden/müssen sie bei jedem Feilbieten der Ware derer man überdrüssig geworden ist angegeben werden!
 
  • Das moderne Lexikon: Uhrenwelt-Cringe-Vokabular Beitrag #15
Spitfire73

Spitfire73

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"catch and release" -> der Fehlkauf

"mir leider doch zu groß/klein" -> klassisch für: "ich konnte mir den Kauf gar nicht leisten", "meine Frau hat den Verkauf befohlen" oder "Uhr hat einen Mangel, den der Käufer aber selbst herausfinden soll"

"suche für einen schlanken Taler" -> der so Formulierende wünscht beschenkt zu werden

"Teuro" -> Szeneausdruck für: ich bin grundfrustriert, lebe in der Vergangenheit und ignoriere gern Fakten und Realität

"Alles richtig gemacht" -> Allgemeinsegen der Stadt und dem Erdkreis unter Uhrenbegeisterten

"Hommage" -> freundlich klingende, positiv eingefärbte Umschreibung für Designklau

"Uhrenclub" -> Wildfremde tun wider besseres Wissen temporär so, als wären sie hochoffiziell vertraut unter sich aber haben im Grunde nur zufällig den gleichen Mist gekauft

"Da bin ich ganz bei Dir" -> als körperliche Drohung durchaus furchteinflößend aber im Regelfall nur intellektuell hochtrabende Umschreibung für Zustimmung
 
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Gast108204

Gast
"Alles richtig gemacht" -> Allgemeinsegen der Stadt und dem Erdkreis unter Uhrenbegeisterten

Mein persönlicher Klassiker. Ich selbst finde immer erst Monate nach dem Kauf heraus, ob diese These stimmt.


"Steht dir ausgezeichnet / hervorragend / super" alternativ "kannst du ausgezeichnet / hervorragend / super tragen".

Die Lugs gucken zwar schon über den Arm, um die Umgebung zu inspizieren, aber waren große Uhren nicht mal im Trend? Der kollektiven Weisheit des Uhrenforums genügt jedenfalls eine aus dem körperlichen Kontext gerissene, weitwinklige & kunstbeleuchtete, Szenerie eines behaarten Unterarms, um eine Uhr als dem Träger sprichwörtlich zuträglich zu bewerten. Kann sein, muss aber auch nicht.
 
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Andyk29

Andyk29

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"Alleskönner" --> Uhr, die jedes Thema etwas abdeckt, aber nichts richtig.
" Schön dezent" --> Gepflegte Langeweile und Ideenlosigkeit.
"Keeper" --> Träger bildet sich ein, dass die Uhr 3 Monate bei ihm bleiben könnte.
"Alternative" --> Geld hat für die eigentliche Wunschuhr nicht gereicht, die Gier auf eine neue Uhr hat das Sparvorhaben unterbrochen.
"Klassiker" --> Omnipräsenter Langweiler, den man an jedem 2. Handgelenk sieht. Uraltes Design wird totgeritten und gemolken.
"Ganz schöner Brummer" --> Viel zu großer Trümmer in grotesken Dimensionen.
 
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screwston

screwston

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Mal davon ab das „I gotsta get paid“ von ZZ Top aus dem Album „La Futura“ ist, hat dieser Thread sehr viel schönes… Etliches ist mir auch schon aufgefallen :D

Allerdings war Lil Keke gute zehn Jahre früher damit als ZZ Top!

Yes sir! Wobei ich gesehen habe, dass ZZ Top auch aus Houston kommen. Die komplette Übernahme der recht eigenwilligen Zeile plus der gleiche Wohnort schließt einen Zufall, trotz der Alters- und Genreunterschiede, quasi kategorisch aus. Daher sehe ich diese Form der Hommage nicht so negativ wie hier im Thread definiert :D und rechne sie den älteren Herren sogar hoch an.

Wer sich gerade fragt, worüber wir hier philosophieren:

Original:

Hommage:

Interessant worauf man bei so einem Thema stößt. Aber genug Houston-Musik Off-Topic. :D


...uih, da fällt mir noch etwas ein!

Micro-Swirls: Eigentlich richtig/1:1 übersetzt = Mikrowirbel, swirl = strudeln! Meint aber die legendären, fast nicht zu sehenden Kratzer (vorwiegend an der Schließe = hier vom Deskdiving), welche sich über das ganze, gebrauchte (nur im Haus getragene) Objekt der Begierde zieht. Obwohl man sie nicht sieht (ähnlich wie Nessie in Loch Ness) und auch nicht genau weiß, ob es diese legendären Dinger (auch wie Nessie) wirklich gibt, werden/müssen sie bei jedem Feilbieten der Ware derer man überdrüssig geworden ist angegeben werden!

Ergänzung: "Nicht ausgeschlossene Microswirls": gerne genutzt als Persilschein in Verkaufsanzeigen für sämtliche Schrammen unter 5g Materialabtrieb.

Mein persönlicher Klassiker. Ich selbst finde immer erst Monate nach dem Kauf heraus, ob diese These stimmt.


"Steht dir ausgezeichnet / hervorragend / super" alternativ "kannst du ausgezeichnet / hervorragend / super tragen".

Die Lugs gucken zwar schon über den Arm, um die Umgebung zu inspizieren, aber waren große Uhren nicht mal im Trend? Der kollektiven Weisheit des Uhrenforums genügt jedenfalls eine aus dem körperlichen Kontext gerissene, kunstbeleuchtete, Szenerie eines behaarten Unterarms, um eine Uhr als dem Träger sprichwörtlich zuträglich zu bewerten. Kann sein, muss aber auch nicht.

Herrlich. Fast so vergiftet wie das "für mich wäre das nichts, aber du kannst das tragen" unter Frauen.
 
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