Das Hinterfragen der Leidenschaft...

Diskutiere Das Hinterfragen der Leidenschaft... im Uhrencafé Forum im Bereich Uhren-Forum; ...oder wie sich meine Einstellung änderte (Lesedauer cirka 6 Minuten) Mir ist sehr wohl bewusst, dass meine folgenden Zeilen nicht jedem...
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #1
Portaner

Portaner

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789
...oder wie sich meine Einstellung änderte
(Lesedauer cirka 6 Minuten)

Mir ist sehr wohl bewusst, dass meine folgenden Zeilen nicht jedem gefallen werden,
ja, nicht gefallen können. Ist doch das Hobby mit Armbanduhren sehr eng an die
mechanische Seele geknüpft. Vielleicht ist diese Seele sogar das elementare Argument
überhaupt und das Drumherum, wie Gehäuse, Zifferblatt und Armband nur die konsequente
und ehrwürdige Verpackung der faszinierenden Miniaturmechanik.
So oder so ähnlich dachte ich jedenfalls bis etwa Mitte 2020 uneingeschränkt. Meine
Leidenschaft für Uhren begann so richtig vor etwa 12 Jahren und ist somit noch recht jung.
Was war passiert?

Qualität kommt von Qual
Nach ersten Fehlversuchen mit Hommagen unbekannter Hersteller, die dieser Planet
so zu bieten hat, entwickelte sich meine Leidenschaft erst in der Region um 1.000 Euro
und später sogar in den höheren vierstelligen bis hin zum unteren fünfstelligen Bereich.
Leidenschaft pur, Freude auch.
Dann kamen erste Zipperlein, die so gar nicht zu dem passen wollten, was ich unter dem
Begriff Qualität oder gar Luxus verstand. Plötzlicher Nachgang von zehn Sekunden und
mehr bei einer vier Jahre jungen Uhr. Gangreserve 48 Stunden wurde zu Gangreserve von
etwas über 30 Stunden. Hängende Datumsscheibe, verklemmter Mechanismus beim
Bandschnellwechsel-System, kratzige Krone beim Aufziehen, hakelige Krone beim Festschrauben usw.
Nun gut, diese Produkte sind aufwändig und teils mit handwerklichem Aufwand produziert.
Da kann das natürlich auch mal passieren und möglicherweise bin ich auch viel zu kritisch,
zu perfektionistisch. Dennoch konnte ich es einfach nicht leugnen: ich war enttäuscht, meine
baumstammgleiche Überzeugung bekam erste Risse.

Beim Konzessionär wird alles gut
Ergo führten mich meine Wege zu den jeweiligen kundenfreundlichen Konzessionären,
die sich mit diesen kostspieligen Spielzeugen auskennen und bat um Hilfe.
"...das tut uns leid, aber wir haben dafür gar keine Werkzeuge. Das will der Hersteller nicht…die muss eingeschickt werden…""
"...den Gang regulieren können wir in der Garantie nicht. Die Uhr muss eingeschickt werden…"
"…das ist ein ganz neues Manufakturkaliber, da dürfen wir nicht drangehen. Die muss eingeschickt werden…"
"…das Ersetzen des Bandschnellwechsel-Systems wird teuer. Eventuell probieren Sie es besser mit normalen Federstegen.
Wir können die Uhr aber auch gerne einschicken…"
"…ist Ihnen die Uhr runtergefallen? Dann ist das eh nicht von der Garantie abgedeckt…"
"…zehn Sekunden Nachgang ist normal. Tragen Sie die Uhr doch erstmal und in ein paar Monaten gucken wir weiter..."

Diese komprimiert dargestellten Begebenheiten zogen sich natürlich über einen längeren Zeitraum,
geben meine Gefühlslage aber gut wieder. Denn in Summe wird die angerissene Überzeugung nun
immer mehr zum Canyon des Zweifelns.
Die Uhrenindustrie selbst ist es, die gerne den Vergleich zum Automobil herstellt, um die Notwendigkeit
von Services einer mechanischen Uhr zu begründen.
Ich stelle mir gerade vor, ich müsste mit meinem Auto zur Firmenzentrale fahren, um dort die
Leerlaufdrehzahl anpassen oder Zündkerzen wechseln zu lassen.
Ist das die Zukunft der mechanischen Uhrenindustrie?

Wie gehe ich damit um
Es gibt mehrere Wege, wie man sich hierzu positionieren kann. Stell dich nicht so piffelig an,
oder das ist nicht nur bei deinen Uhren so, dass ist also irgendwo normal…
Diese Form der Selbstsuggestion habe ich x-fach probiert, ohne Erfolg. Die Enttäuschung saß
und sitzt zu fest. Dennoch hielt ich an dem Strohhalm der U(h)r-Überzeugung fest.

Leidenschaft muss man sich leisten können
Nun kennen das ja viele. Man hat die ein oder andere Uhr in der Sammlung und die Liste
der Wünsche ist mehr oder weniger üppig.
Aus welchen Gründen auch immer werden genau die Marken, die ich in meiner Sammlung
und teils auf meiner Wunschliste habe, gefühlt quartalsmäßig teurer. Der Verdacht liegt nahe,
dass die Preiskalkulationen eng an die Hospitalisierungsrate oder an die Diäten in Berlin
gekoppelt zu sein scheinen, was weiß denn ich.
Wenn die Packung Kaffee von 5,99 Euro auf 6,49 Euro erhöht wird, ist das nicht schön.
Wenn sich eine Uhr aber binnen 18 Monaten von 4.800 Euro auf 5.600 Euro erhöht, ist das
Hobby für mich an einem kritischen Punkt angelangt.
Leidenschaft muss man sich leisten können, selbstverständlich. Dem stimme ich zu und ich
bin an dem Punkt, wo ich mir eingestehen muss, dass ich dieser Art von Hobby eine Korrektur
unterziehen muss. Meine Lebensumstände geben es nicht her, dass ich leichtfüßig darüber
hinwegschweben kann. Zumal ja die Risse und Canyons ihr übriges beisteuern.
Was genau ist denn meine Leidenschaft? Ist es wirklich die hochpreisige mechanische Seele?
Und, ist das Nichtvorhandensein dieser erlesenen Seele ein k.o. Kriterium für mich?

Die Antwort kam per Zufall
Ich gehöre zu den Ewiggestrigen, die dieses Genta-Design mögen. Ob ich es beim Stöbern
im Netz entdeckt habe oder es in irgendeinem Newsletter war, ich weiß es nicht mehr. Habe es
vergessen. In dieser Hinsicht gibt es bei mir wohl Parallelen zur politischen Elite unseres Landes.
Jedenfalls sprach mich eine Uhr an, die ich mir ansehen wollte.
Gesagt, getan, gesehen, geprüft, gekauft. Ja, ich habe mir eine Quarzuhr gekauft. Die PRX von Tissot.
Vielleicht aus Trotz, wie wenn man irgendwo abprallt und auf der gegenüberliegenden Seite landet.
Möglicherweise kennt das jemand und versteht, was ich meine.
So, nun ist dieses seelenlose Ding bei mir und ich erlebe, dass dieses Batterie betriebene Etwas so
gar nicht abstoßend ist. Es macht mir Freude und es wirkt sehr entspannend auf mich.

Fazit
Mein kleiner Weg der LEIDENschaft ist auch geprägt von meinen Schwächen, meinem Hadern mit
Ansprüchen, enttäuschten Erwartungen und von meinen finanziellen Grenzen.
Ich mag selbstverständlich nach wie vor mechanische Uhren. Nur muss es nicht mehr so hoch auf der Leiter sein.
Freude hängt nicht immer vom Preisschild ab. Das rede ich mir auch nicht schön, wie es naheliegend wäre.
Nein, das ist der ehrliche Wandel in meinem Denken. Vielleicht erwerbe ich ja auch noch mal eine hochwertige Uhr.
Kann sein, kann nicht sein.
Die Basis ist jedenfalls eine andere. Leidenschaft, die ich mir leisten kann und leisten möchte.

Ich bedanke mich, wenn du es bis hierher geschafft hast zu lesen. Eventuell erkennst du dich ein wenig wieder.
Vielleicht bist du aber auch komplett anderer Meinung. Beides ist vollkommen in Ordnung.
Es gibt in dieser Hinsicht wohl kein "Richtig" und kein "Falsch" – nur Leidenschaft.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #2
DavidKarlsruh

DavidKarlsruh

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Sehr cooler Text ! Hab ihn mit Freude und manchem "inneren Nicken" gelesen. Ich würde nicht sagen dass ich bereits so weit bin wie Du, auch habe ich (einfach mangels der Anzahl vieler Besuche) noch wenig negative Erfahrungen mit Konzessionären gemacht.

Aber... auch ich bin irgendwie Perfektionist, und dann verunsichert mich ein plötzlicher, tagesweiser Nachgang einer Automatikuhr im vierstelligen Preisbereich von 15 Sekunden doch sehr... nachdem sie eben doch noch sehr genau lief.
Auch kratzige Kronenverschraubungen sind ein Punkt für mich... spätestens nachdem ich bei einer wirklich billigen Uhr mal das Gewinde abgedreht habe, bin ich hier "hellhörig".

Seit einiger Zeit habe ich eine Grand Seiko mit 9F Quarzkaliber. Sicher auch eine sehr teure Uhr, aber es ist eine andere, unbeschwerte Art der Freude daran. Sie läuft natürlich unglaublich präzise, es gibt keine verschraubte Krone. Und trotzdem gibt sie mir das Gefühl der Hochwertigkeit, und streichelt damit meine innere Eitelkeit :-D

Wahrscheinlich zeigen Deine und meine Gedanken dass das Uhrenhobby halt einige Dimensionen hat, und nachdem man einige Zeit in der einen Richtung unterwegs war (teuer, aufwendig, renommiert, Komplikationen) darf es ruhig mal wieder die andere Richtung sein (günstiger, Quarz, "läuft einfach")

Gruß David
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #3
V

vadrouilleur

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Die angebliche "Seele" einer mechanischen Uhr ist eine Fiktion. Wenn man sich dafür begeistert ist das in Ordnung ( solange einen die Begeisterung nicht von Wichtigerem ablenkt ), aber wenn das Interesse schwindet, gibt es keinen Grund, krampfhaft daran festzuhalten. Bereits investiertes Geld, investierte Zeit, investierte Aufmerksamkeit sind keine Gründe für ein "Weiter so! ". Jedes Ding hat seine Zeit - wenn bei Dir die Zeit der Leidenschaft für mechanische Uhren vorbei ist, dann ist das halt so. Vielleicht gibt es ja etwas, was Dein Engagement viel mehr verdient als teure Uhren?
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #4
S

Skala

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Heureka, so ähnlich sehe ich es langsam auch.

Völlig abgefahrene Preisgestaltungen (Torschlußpanik?) vermiesen mir den Spaß an einer Neuuhr,
dazu kommen noch Qualitätsprobleme die ich nicht akzeptieren kann. Schuld daran hat das Lesen
einiger Beiträge aus unserem Forum.
Die Leistungen die Uhrmacher vor 100 Jahren zustande bekommen haben, erscheinen aus heutiger
Sicht als vergessen.

Von Freunden kenne ich Dauerläufer, die seit über 50 Jahren vor sich hin ticken und Gangwerte
aufweisen die den Leuten keine Sorgen machen, auch nicht die Datumsumschaltung.

CNC-Fertigungstechnik gab es damals noch gar nicht und trotzdem konnten solche Uhren bedenken-
los vererbt werden, heute vererbt man wohl eher 4-stellige Revisionkosten.

Ich beschäftige mich wohl weiterhin mit Altuhren, deren Vorgeschichten unbekannt sind und in
denen ich ohne Scheu rumbasteln kann.

Gruß Matze
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #5
Phileas Fogg

Phileas Fogg

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@Portaner Ich finde du hast die aktuelle Situation perfekt auf den Punkt gebracht und ich kann dich, leider, nur allzu gut verstehen und bestätigen in deinen Erfahrungen. Auch ich erlebe mehr und mehr wie schwierig es mit einigen Herstellern wird in Puncto Service und Qualität. Von den teils absurden Preisvorstellungen oder auch der Preispolitik mal ganz zu schweigen. Meiner Erfahrung nach gilt dies aber marken- und preisübergreifend. Ich habe schon schlechte Erfahrungen mit Tudor und Breitling gemacht, aber auch genau so mit Tissot. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden wie hoch die Messlatte in Puncto Qualität und Service zu liegen hat, ebenso wo die eigene Schmerzgrenze erreicht und irgendwann dann auch überschritten ist. Die aktuelle Situation führt bei mir persönlich dazu, dass ich mich dem Punkt annähere an dem ich es bei den aktuell in der Sammlung befindlichen Uhren belasse und aufhöre, nach anderen Objekten der Begierde zu schielen.

Viele Grüße :-)

Phileas Fogg
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #6
texer98

texer98

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Spannend…ich stelle fest ich bin nicht alleine mit meinen Gedanken. Ich bin nicht mehr bereit in Preisregionen zu kaufen, vor denen ich früher keine Hemmungen hatte. Das ist mir das Produkt dann einfach nicht mehr wer.
Ist mir aber auch relativ egal, die Box ist eh voll.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #7
BSBV

BSBV

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Ein schöner Text, den man gut lesen kann. Danke dafür.

Ich verbinde die Leidenschaft zu Uhren mit dem jeweiligen Hersteller, wobei es egal ist was auf dem Zifferblatt steht.

Informationen vom Hersteller und Konzi sind mir wichtig.
Sicherlich, alles werde ich nie erfahren, aber es gibt Hersteller die etwas offener mit ihren Kunden umgehen, was ich gut finde.
Da, so hatte ich das Gefühl, teilt man sich die Leidenschaft.

Egal ob Quarzuhr oder mechanisch, die Uhr muss gefallen, und wenn der Rest (Hersteller & Konzi) mitziehen, dann passt alles gut zusammen.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #8
sifu

sifu

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Dieser Beitrag ist wirklich eingängig und nachvollziehbar, besten Dank also. Ich erkenne mich darin nicht zwar gänzlich wieder, kann aber die viele Punkte durch eigene Erfahrung bestätigen.

Mein Rat ist, das Uhrenhobby zu analysieren. Habe ich Freude an Uhren um ihrer selbst willen oder hänge ich Herstellern und deren Marken nach? Nehme ich gern eine Uhr in die Hand, lege sie ans Handgelenk und freue mich an ihr oder habe ich alle möglichen Quellen für Social-Media-Geblubber abonniert oder wälze mich nachts im Bett, weil ich die Entscheidung des Panerai-Vorstands, den Sekundenstopp wegzurationalisieren, nicht verstehe? Meine Devise heißt: Uhren, nicht Marken!

Ich wünsche dem Themenstarter viel Freude an seiner PRX, es ist eine nämlich sehr schöne Uhr.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #9
Portaner

Portaner

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Lieben Dank an Euch bisher. Ich nahm an, in der kühlen Februarluft zerrissen zu werden.

Einen kleinen Fehler habe ich wohl darin begangen, die Marke und den Typ der Quarzuhr zu benennen.
Dadurch bekommt es eine ungewollte Richtung. Editieren wollte ich es eben, was aber nicht mehr geht.

Also, die Marke ist natürlich nebensächlich. Sorry bitte, dass ich mir das nicht bis zu Ende überlegt habe :winken:
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #10
El Primero_TS

El Primero_TS

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Zentralschweiz und dem Fürstentum
Hallo Portaner

Merci für diesen sehr persönlichen Blick auf das Hobby und die 'Leidenschaft' für Luxusuhren und welche Überlegungen, Einsichten und Gefühle sich bei einer Prüfung bzw. Hinterfragung ergeben.
Die meisten Deiner Ansichten kann ich nachvollziehen und für mich auch so unterschreiben.
Ich habe sehr spät eine Faszination (von Leidenschaft möchte ich nicht sprechen) für Luxusuhren entdeckt. Ja, es ist spannend und die Mechanik fasziniert.
Doch der Mensch hat grundsätzlich ein Problem: Leidenschaft kühlt schnell ab. Und dann muss eine neue Uhr diese Leidenschaft wieder entfachen.
Die Uhrenhersteller verkaufen uns ja Emotionen und Leidenschaft, Luxus soll Spass machen, ablenken vom grauen Alltag.
Ganz nüchtern betrachtet ist es den Uhrenherstellern völlig egal ob ihre Uhren die Emotionen und Leidenschaft der Konsumenten nachhaltig befriedigen und die Freude lange währt.
Sie wollen verdienen und Profit erzielen, nichts anderes ist ihr Ziel. Wer das negiert hat Marktwirtschaft nicht verstanden.
Und wie Du richtig schreibst, gibt es auch bei mir andere Dinge im Leben, die mehr Begeisterung und Faszination, vor allem nachhaltig, in mir erzeugen.
Wenn ich in einer sternenklaren Nacht in einem abgeschiedenen Tal der Bündner Alpen mein Teleskop aufbaue und dann Galaxien beobachte, die Millionen von Lichtjahren entfernt sind, dann ist das für mich etwas, was keine Uhr je in mir hervorrufen kann.
Da vergesse ich auch, was für eine meiner Uhren ich in dieser Nacht am Arm hatte.
Ansonsten sehe ich Uhren für mich mittlerweile als reinen Gebrauchsgegenstand. Und das eine mechanische Uhr für 1'600 Sfr. wesentlich robuster ist und sogar genauer läuft als eine für 8'000 Sfr. kann ich selbst bestätigen.
Die ruft sogar mehr Emotionen bei mir hervor, als die 5 x teurere Uhr.

Wichtig ist, dass man Prioritäten setzt und genau das ab und an tut, was Du getan hast: HINTERFRAGEN!

Und eine Quarzuhr kann genauso faszinieren und begeistern wie eine Mechanische. ;-)
 
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  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #11
UhrAlex

UhrAlex

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Vielen Dank, dass Du Deine Gedanken teilst.

Letztlich ist es eine nüchterne aber wertvolle Erkenntnis, dass ein Hobby auch Nerven kosten kann.
Und plötzlich sieht man die Dinge viel emotionsloser und dann stellt man fest: Eine Uhr ist nur eine Uhr.

Ich kann aber in meinem Fall davon berichten, dass es sich nicht um eine Einbahnstraße handelt.
Die Leidenschaft kann auch leicht widerkommen. Und bei mir war das unter anderem mit einer veränderten Erwartungshaltung verbunden.
Ich empfinde es als sehr wohltuend keine Perfektion mehr zu erwarten und hier sollte man sich eben auch vom Preis nicht blenden lassen, denn fehlende Perfektion gibt es unabhängig vom Preis.

Service-Erfahrungen habe ich gute wie schlechte gemacht, aber zumindest bei mir überwiegen die guten Erfahrungen, egal ob mit Händlern, mit Uhrmachern oder mit dem Herstellerservice.
Inzwischen sehe ich das alles als Teil des Hobbys.

Aber wer weiß, vielleicht sehe ich das demnächst schon wieder anders. ;-)

Gruß
Alex
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #12
steinhummer

steinhummer

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Mayence
Danke für den interessanten und kritischen Text, den ich in Teilen sehr gut nachvollziehen kann!

Das...
Freude hängt nicht immer vom Preisschild ab.
...ist meines Erachtens die wichtigste Erkenntnis! Für mich hängt Freude von der Qualität ab, die sich in ordentlichen Gangwerten und solider Haptik niederschlagen muss. Ich könnte weder ein raspelndes Kronengewinde noch 10 sek Nachgang akzeptieren. Auf das oft reflexhaft angebetete "Manufakturwerk" gebe ich hingegen nix. Mir reicht es, wenn ein guter Motor in der Uhr arbeitet. Und gut heißt präzise, haltbar und bezahlbar instandzusetzen.

Letzteres kann man sich oft abschminken, wenn der Hersteller dich durch das Werk etc. an sich bindet und dann die Preise diktieren kann. Deswegen mache ich um Uhrenhersteller, die freie Uhrmacher von der Teileversorgung ausschließen, einen Bogen.

Womit ich beim letzten Punkt bin, dem guten freien Uhrmacher. Der ist oft nicht so leicht zu finden, aber wenn man ihn hat, macht das alles leichter. Vor allem bei mechanischen Uhren.

Ich habe 2-3 Neuuhren, die aber die ersten Jahre alle anstandslos liefen, weit über die Garantie hinaus. Der Rest war gebraucht. Somit war auch nie der Zwang da, zum Erhalt der Garantie bei Reparaturen den Hersteller zu bemühen.

Letzter Punkt: Was sich nicht bewährt und problembehaftet ist, fliegt raus, was gut ist, bleibt. Auf diese Weise hatte ich in den vergangenen gut 30 Jahren mit meinen Uhren fast nur Freude.

Pitt
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #14
LaurenzH

LaurenzH

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Wow, tolle Worte!

Da muss ich dir bei vielem zustimmen, gerade mit den ersten Uhren hatte ich einige Schwierigkeiten und dabei handelte es sich auch um teurere Modelle im 4 stelligen Preisbereich, wo auch ich mir dachte: Kann doch nicht sein?!

Bei mir genauso enttäuschend: "Müssen wir einschicken, da können wir nichts machen vor Ort"

Dies habe ich übrigens nur bei den Großen Juwelierketten oder in den Boutiquen gehört.
Seit dem ich einen festen Konzi welcher eine Werkstatt im Haus hat habe gab es keine Probleme mehr, erstens bin ich bei Kleinigkeiten ein bisschen lockerer geworden, also nicht hundert prozentig ausgerichtete Lünette, Zeigerversatz und co, da hänge ich mich nicht mehr so auf. Und zweitens wird mir bei meinem jetzigen Konzi nichts mehr verwehrt mit: muss eingeschickt werden.
Wird jetzt alles vor Ort gemacht, meine Speedmaster (1 Jahr alt) muss nachreguliert werden: kein Problem, behalten wir eine Woche hier, dann läuft sie wieder genau.

Leider klappt das aber nicht bei jedem Konzi so, ich bin froh meinen gefunden zu haben.

Dann noch ein wichtiges Thema, welches du ansprichst: die Preise...
Ja das kann ich genauso wenig verstehen, natürlich müssen Preise irgendwo angepasst werden, aber mittlerweile habe ich ja selber eher denn Gedanken: Kauf die Uhr jetzt und nicht in einem halben Jahr, da wird sie viel teurer sein... Das macht das ganze irgendwie kaputt.

Eine weiter Preissache ist das ganze Wertsteigerungsthema usw. als ich vor 5 Jahren mit dem Uhrenhobby angefangen habe hat man noch zum echt schmalen Taler schöne Uhren, auch Luxusuhren bekommen. Wenn ich mich an die Preise zurückerinnere und die heutigen Gebrauchtpreise sehe merkt man, dass auch die Einstiegsklasse immer höher gesetzt wird.

Zudem die Uhren, welche extrem an Wert gewinnen, sobald man aus dem Laden geht hust Rolex.
Mir haben die Rolex Uhren schon immer gefallen und mittlerweile kann ich auch eine mein eigen nennen, welche tatsächlich auch die meiste Tragezeit bekommt. ABER, umso mehr Wert die Uhr ist umso unwohler fühlt man sich diese zu tragen, nicht aus dem Grund als Protzer rüberzukommen, die Leute erkennen die Uhren sowieso nicht. Aber einfach der Grund, dass jede Macke doppelt schmerzt und zudem steigen die Preise ja immer weiter, was natürlich finanziell ganz toll aussieht, aber aus dem Aspekt habe ich mir die Uhr halt nicht gekauft.

Man muss halt sagen, dass es daran liegt, dass die Uhren Community immer größer wird. Da gibt es dann halt Pro und Contra.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #16
H_crosscountry

H_crosscountry

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Ich fühle ähnlich, die entwicklungen im Hobby der letzten 5 Jahre sowohl auf seiten der Hersteller als auch auf seiten der Konsumenten haben mir ordentlich die Fantasieblase platzen lassen und ich blicke jetzt eher ernüchtert auf das Hobby. Ich hab deshalb auch konsolidiert und ziehe mich aus dem Markt größten Teils zurück. Ich hab einen verlässlichen Uhrmacher und der erledigt mir alles was meine Uhren brauchen, ich brauch und will keine weiteren Uhren mehr also bin ich am Endziel angekommen. Soweit so gut, wir schauen mal wie sich das entwickelt.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #17
fleutjenpieper

fleutjenpieper

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Ich verstehe nicht, was Du uns sagen willst.

Letztlich gefallen Dir doch die Preisentwicklungen nicht.

So einen Wandel in der Leidenschaft an sich, wenn es denn einer sein sollte, kann doch passieren. Niemand sagt Dir, Du musst weiter teure (wie auch immer man das definieren möchte) Uhren kaufen, Du musst weiter zum Konzi rennen.

Verkaufe die Teile, die Dich ärgern, fertig.

Mich irritieren solche Aufsätze von Leuten, die hier drei Tage angemeldet sind.
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #18
Armleuchter

Armleuchter

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Schön geschrieben... Habe ähnliche Erfahrungen gemacht und, kann das gut nachvollziehen...

Manchmal ist weniger... Mehr

Gutes und schönes muss nicht immer teuer sein....

Es geht ums Hobby und wie du es so schön beschrieben hast um Leidenschaft.... Um den Spaß an den Uhren...

Ist sicher ein ganz anderes Kaliber...

Aber im Grunde geht es um das gleiche....

Schaut doch mal hier vorbei... Jeder ist willkommen :ok:

Zeigt doch mal eure günstigen Spaß Macher!
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #19
K

Klausuhr

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Auch ich hadere seit längerer Zeit mit unserem Hobby. Nicht weil Uhren manchmal nicht so laufen, wie sie eigentlich sollen, denn das ist normal - kaputt geht immer etwas.
Es ist die straffe Organisation der sogenanten Marktführer, die mich ärgert. Gleichwohl auch die seit einigen Jahren "neue Preispolitik".
Die großen Marken (ich vermeide Namen, aber jeder hier weiß, welche in meine) -ein Kollege nannte sie mal "den Bereich der Angeber-Uhren" vermeide ich, wie der Teufel das Weihwasser.
Ich weiß, der Kunde ist schon lange nicht mehr König - wird aber von diesen Herstellern zum Bettelmann degradiert. Preise werden aberwitzig angehoben - viele Marken ziehen mit und das ist das eigentliche Problem. Auf Dauer können sich das nur noch sehr wenige leisten. Die Branche schießt sich blind und kurzsichtig selbst ins Knie. - Sehr sehr schade um ein eigentlich wunderschönes Hobby...
Es bleibt halt nichts wie es war, und das ist natürlich auch gut. Glücklicherweise gibt es noch einige wenige Hersteller, die hier nicht um ein möglichst großes Stück des Kuchens buhlen und es gibt noch meinen kleinen Uhrmacher-Meister in unserer Stadt. Wenn der seinen Laden aufgibt, wird wohl endgültig Schluss gemacht mit Uhren, denn das Herum-Gekasper mit Konzis und Herstellern mache ich sicher nicht mit!
 
  • Das Hinterfragen der Leidenschaft... Beitrag #20
DunklerKeiler

DunklerKeiler

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Das Problem liegt wohl darin, dass in Asien unheimlich viel Geld vorhanden ist, während man sich noch nicht geniert, den Status nach außen zu demonstrieren.
Hierzulande verarmen die Bezieher mittlerer Einkommen, so dass Konsumgüter uns zunehmend überteuert erscheinen.
Solange aber in Asien noch alles steil aufwärts geht, ist die Entwicklung in der im wahrsten Sinne des Wortes "Alten Welt" für die Buchhalter der Konzerne irrelevant.

Ich erinnere mich noch lebhaft: 2015 hatte ich ein Angebot für eine neue Moonwatch vom Juwelier für glatt 3k € - war mir zu teuer - und wäre es mir für diese Uhr auch heute noch (Storytelling geht an mir komplett vorüber!).
Wenn man sieht, für welche Beträge diese Dinger mittlerweile gekauft werden, stellt man dieses Hobby für sich schon ab und zu in Frage
 
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