
Sir Unreal
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Zur Uhr generell (Daten von dornblueth.com):
99.1-Medium (2) ST
Das Gehäuse poliert / satiniert, doppelt verschraubt • Ø 40 mm • Höhe 10 mm • 1,6 mm dickes Saphirfrontglas • leicht gewölbt und innen entspiegelt • verschraubter Saphirglasboden • großdimensionierte Aufzugskrone mit erhabenem Firmenschriftzug poliert / satiniert aus massivem nickelfreien Edelstahl
Das Zifferblatt Anzeige von Stunde und Minute aus der Mitte • große "kleine Sekunde" bei "6 Uhr" Sterlingsilber, mattschwarz lackiert, finissiert • Zahlen und Indexe weiß bedruckt • Stundenzahlen mit nächtlich leuchtenden SUPER Luminova belegt
Die Zeiger weiß, Stunden- u. Minutenzeiger mit nachtleuchtender SUPER Luminova Leuchtmasse belegt
Das Werk Ø 37 mm • Höhe 4,4 mm • 20 Rubine • extra große exzentrische Sekundenanzeige durch ein zusätzliches Zwischengetriebe, indirekt angetrieben unterhalb des Räderwerkes mit Bremsfeder bei fliegender Lagerung des KALIBER 99.1 Sekundentriebes • Gangreserve 50 Stunden (+/- 5%) • 18.000 Halbschwingungen pro Stunde rotvergoldete Dreiviertelplatine mit gelbvergoldeter Handgravur des Firmennamenszuges und der Seriennummer • Genfer Streifenschliff • rückführendes Gesperr • doppelter Sonnenschliff auf den Aufzugsrädern



Individuelle Änderungen durch Dornblüth an meinem Modell
• Zifferblatt mattschwarz bedruckt
• nach meinen Vorstellungen von Dornblüth designte Ziffern mit Serifen und breiterer Strichstärke, Anpassung an die Strichstärke bei Indizes, kleiner Sekunde und Schriftzug (Auflage Zifferblatt: ca. 4 Stück)
• Saphirglas oben beidseitig entspiegelt
• Saphirglas unten einseitig entspiegelt
Ergänzungen meinerseits
• Mays-Lederband "74" in passender Breite (20 mm) und für meinen HGU angepasster Länge (Dornblüth-Schließe übernommen)
• Stowa-Milanaise-Stahlband, gebürstet, 20 mm Breite




Warum eine Dornblüth?
Worin besteht die Faszination bei mechanischen Uhren? Die Frage wurde hier sicherlich schon oft gestellt. Und wer sich die Frage selbst stellt, wird feststellen, dass man als aktiver Uhrenfreund zwischen verschiedenen Merkmalen hin- und hergerissen ist. Mal bevorzugt man die Schönheit, die Einzigartigkeit oder die Genauigkeit eines Werks. Mal lässt man sich auf die Geschichte einer Uhr ein und wird zum Kauf oder zumindest zu Kaufüberlegungen angeregt. Ein anderes Mal fasziniert schlichtweg die Schönheit, die sich aus der Kombination von Gehäuse, Zifferblatt und Zeigern ergibt und die den Nerv des Uhrenfreunds trifft. Doch sind diese Beispiele, die einen eine Uhr nicht mehr vergessen lassen, nach einer gewissen Zeit vergangen. Mal sind es nur Minuten, bis man Kommentare zu einer Uhr liest, die einem zeigen, dass hier nur auf den ersten Blick der Nerv getroffen wurde. Oft sind es Designmerkmale, die nach einem Hinweis doch nicht mehr stimmig wirken. Mal schockt und verärgert einen der Preis. Ein anderes Mal wird man enttäuscht, dass das Design doch nur eine Kopie ist, was ja grundsätzlich nicht schlimm und meistens auch nicht verboten ist. Doch ist dann recht schnell der Reiz verschwunden. Manche Uhren, die man entdeckt, halten einen für Stunden oder gar Tage in ihrem Bann. Man beginnt weiter zu recherchieren. Im einfachsten Fall findet man dann doch etwas, das einen vom Kauf abhält. Vielleicht ist eine Uhr einfach zu teuer oder passt so ganz und gar nicht zu den bisherigen Uhren, die man besessen hat, was einen Kauf dann doch zu einer zu großen und zu mutigen Hürde erscheinen lässt. In schwierigeren Fällen kann das ganz schön nervend sein, weil man die Uhr gerne besitzen würde, aber einem dann doch nicht so recht der alles entscheidende Grund für oder gegen den Kauf einer Uhr einfällt. Man befindet sich in einer Wellenbewegung, wo man alle diese Stationen erlebt. Manche sehen sich eher in einem Irrgarten auf der Suche nach einem Ausweg aus der riesigen Welt der mechanischen Uhren. Andere wiederum sehen sich nirgendwo drin, sondern sind einfach nur uhrenbegeistert und machen sich einfach keine Gedanken, solange das Budget halbwegs im Auge behalten wird. Das, was die Faszination Uhren ausmacht, ist aber nicht nur eine Sache von Minuten, Stunden oder Tagen, sondern - wie überraschend - ein Entwicklungsprozess, der sich über Monate und Jahre hinzieht. Wie verändert sich eigentlich langfristig das eigene Design- und Geschmacksempfinden? Tut es das überhaupt? Wenn ja, kann man das für sich greifen, wenn man nicht gelernt hat ein Geschmacksmuster zu erkennen? Und will man sich das überhaupt bewusst machen oder hat man nicht vielleicht eher Angst, dass man hinterher weniger Schönheit empfinden könnte? Kann man aber in Bezug auf das Werk einer Uhr diese Gedanken oder diese Wellenbewegung überhaupt verspüren? Welcher Uhrenfreund würde denn ein weniger schönes oder ein weniger aufwändiges oder ein weniger präzises Werk bevorzugen? Oder ist es auch nur ein Teil einer Wellenbewegung und man ist sich dessen noch gar nicht bewusst? Aber was gibt es denn noch neben der Schönheit von Uhr und Werk? Jeder Uhrenfreund wird an sich bemerken, dass auch das Image einer Marke seine Sympathie oder Abneigung gegenüber einer Uhr beeinflusst. Kann man eine Marke kritisieren, die schlichtweg noch keine Geschichte vorzuweisen hat und sich daher anfangs mit den Fähigkeiten über Wasser hält, die sie beherrscht? Es ist einfach einer Marke vorzuwerfen, sich an anderen Ideen zu bedienen, sich selbst aber im Umkehrschluss nicht die Frage zu stellen, wie jene Marke in der jetzigen Marktwirtschaft sonst bestehen soll. Auch eine junge Marke ist einer Wellenbewegung oder einem Irrgarten ausgesetzt und muss den Weg aus eigenen Fähigkeiten und der Nachfrage erstmal kennenlernen und dann auch noch den Mut haben, eigene Wege zu gehen. Sollte man nicht lieber einer großen, etablierten Marke seine Meinung mitteilen, wenn mal wieder im Frühjahr die x-te Neuauflage des Brot-und-Butter-Divers auferlegt wird? Okay, es wird in der Uhrengemeinschaft dahingehend natürlich viel kritisiert, aber von diesen Marken vermutlich noch weniger gelesen. Nichtsdestotrotz lassen wir uns aber von diesem PR-Zirkus doch auch irgendwie einfangen. Wäre Kritik an jenen Big Playern nicht auch eine Kritik an uns, weil wir uns auf deren Spiel einlassen? Oder fordern wir diese nur dazu heraus? Ich habe in den vergangenen Monaten die Erfahrung für mich gemacht, dass ich die alltägliche Suche nach einer x-beliebigen neuen Uhr oder der vermeintlichen Exituhr anstrengend finde. Das wird auch daran liegen, dass ich vor etwa einem Jahr einen guten Freund verloren habe, mit dem ich jahrelang das Uhrenhobby betrieben habe. Es hat Spaß gemacht die Uhrenwelt zu erleben - sei es die große, wiederkehrende PR-Show - oder das Erleben der Handwerkskunst zum Anfassen. Aber so viele tolle Uhren, die jedes Jahr vorgestellt werden, kann man nicht tragen oder nicht bezahlen. Vermutlich in den meisten Fällen beides zugleich - selbst wenn man sich auf die schönsten Uhren beschränkt. Ich mag also den kommerziellen Weg nicht mehr mitgehen, sondern mag mich selbst einbringen. Mich selbst verwirklichen. Das klingt jetzt nach einem Selbstfindungstripp. Das soll es nicht sein. Versuche ich es anders: Meine vermeintliche Exituhr möchte ich nicht ewig suchen bei den Big Playern, sondern ich möchte diese selbst gestalten. Was mich am meisten verändert hat im Uhrenhobby in den letzten Jahren, war nicht die Suche nach der schönsten Uhr oder der Uhr mit dem tollsten Image oder dem aufwändigsten Werk oder der größten Wertentwicklung. Das, was mich am stärksten beeindruckt hat, ist die Nähe zum Uhrenhandwerk selbst. Wenn man sieht, wer, wie und wo an Uhren - vielleicht sogar an meiner - werkelt. Dort, wo mein Geld nicht in die nächste PR-Kampagne fließt, sondern wo mein Geld benötigt wird, damit Gehälter bezahlt werden. Bei welcher Marke kann man denn mal in die Herstellungsfabrik schauen? Oder gar in die Forschungslabore? Wo kann man denn zu einem Uhrenhersteller sagen: Hey, bau mir die Uhr so. Bei Dirk Dornblüth geht das und deswegen habe ich mir diese 99.1 Medium designen und bauen lassen.

Warum genau diese Dornblüth?
Ich hatte bereits eine Dornblüth Marineuhr. Die Geschichte zu der Uhr könnt Ihr hier nachlesen:
D. Dornblüth & Sohn 99.ZS Marineuhr Rote 12 - "An keiner Uhr bist du dichter dran, außer du baust sie selbst"
Beim Schreiben dieses Textes fällt mir auf, dass ich dem Titel "… an keiner Uhr bist du dichter dran, außer du baust sie selbst" noch ein wenig dichter gekommen bin. Beim tagtäglichen Stöbern in den Uhrforum-News war ich auf die Kikuchi Kakagawa Murakamo gestoßen und auf deren unglaublicher Schönheit aufgrund des ausgeprägten Schwarz-Weiß-Kontrastes.

(Quelle: KIKUCHI NAKAGAWA)
Das wollte ich auch. Dass handgemalte Ziffern auf einer Dornblüth den Preisrahmen sprengen würden, war anzunehmen und bedurfte keiner Nachfrage bei Dornblüth. Ich suchte nach Dornblüth-Bildern, die das schwarze Zifferblatt mit weißen Lume-Zeigern und -Indizes zeigten. Ich hatte viele Ideen, aber anhand von Bildern lässt man sich keine Uhr bauen. Zumal ich analog zur Marineuhr wieder Ziffern mit Serifen wollte. Selbst ohne Vergrößerung bei einem flüchtigen Blick unterstreichen diese die Ziffern und vermitteln noch mehr Eleganz und ein wenig Vintageflair. Dann kam der erste Corona-Lockdown und das Projekt wäre fast in Vergessenheit geraten. Aber Dirk erinnerte sich und wir sprachen uns ab, dass er auf dem Rückweg einer Dienstreise aus Hamburg einen Umweg über Hannover machen würde. Das klappte auch und er zeigte mir im Mai 2020 die 99.1 Medium, deren Durchmesser von 40 mm ich live noch nicht gesehen hatte. Die Größe überzeugte mich auf Anhieb, denn der Größenunterschied zur Marineuhr mit deren 42 mm Durchmesser und der Höhe von 12,5 mm – wegen der Zentralsekunde – sind deutlich zu sehen und zu spüren. Überhaupt das ganze Gehäuse überzeugte mich. Es war perfekt so und bedurfte keiner speziellen Anpassung. Beim Ziffernblatt war für mich überraschenderweise auch schnell klar, dass es die gedruckte und nicht die Keramikvariante werden müsste. Das gedruckte Ziffernblatt hat ein tieferes Schwarz. Dirk nahm noch meine Wünsche zur Gestaltung der Ziffern auf und nach einer Woche erhielt ich ein Rendering meines Ziffernblatts. Eine Korrektur der Ziffer Null war noch notwendig, damit die Ziffer die gleiche Breite wie die anderen Ziffern aufwies. Auch wünschte ich mir, dass die Ziffern allesamt kräftiger waren, damit das Ziffernblatt noch kontrastreicher wirkte. Das zweite Rendering war dann perfekt und sah so aus:

Ein letzter Sonderwunsch war mir besonders wichtig. Ich wollte an der Uhr entspiegelte Gläser haben. Die Vorderseite ist normalerweise innen entspiegelt, meine Dorni sollte ein beidseitig entspiegeltes Glas bekommen. Die Rückseite ist normalerweise nicht entspiegelt, hier wollte ich auch eine Entspiegelung, was auf eine einseitige Entspiegelung hinauslaufen sollte. Danach ging alles eigentlich recht schnell. Dirk schickte mir einen Auftrag, den ich bestätigte. Ich leistete eine Anzahlung und dann hieß es warten. Coronabedingt und aufgrund von Betriebsferien des Zifferblatt-Zulieferers zögerte sich die Herstellung der Zifferblätter hinaus (Dirk hat ca. 4 Zifferblätter herstellen lassen, mir ist derzeit nicht bekannt, wie viele noch verfügbar sind). Die Information bekam ich Anfang August, aber Mitte September bekam ich dann schon die Information, dass die Uhr fertig und nun eine Woche lang im Prozess der Einregulierung sei. Aus der ursprünglich geplanten Versandzustellung machte ich nach Rücksprache mit @zwenny178 spontan eine gemeinsame Abholung.
Wie fühlt sich die Dorni nach 4 Monaten an?
Kurz gesagt: Immer noch wie ein Unikat. Wie meine Uhr. Wie die perfekte Mischung aus Sportlichkeit – ohne ein Diver zu sein – und Eleganz. Sportlichkeit, weil die Zeiger zu jedem Zeitpunkt hervorragend abzulesen sind. Eleganz, weil nicht viele Uhren einen feinen Schliff – an der Gehäuseseite – und eine schöne Politur – auf der Oberseite der Lünette – kombinieren. Ich bin eigentlich kein großer Freund von Uhren aus poliertem Edelstahl, aber wie die Lünette oftmals durch die Reflexion von Licht auf sich aufmerksam macht, ist schon sehr faszinierend.
Ich hatte ein wenig Angst, dass die bekannten Dornblüth-Zeiger aufgrund des Lume-Auftrags einen Teil ihrer Feinheit und Perfektion verlieren. Aber das hat sich nicht bestätigt, ich mag die Zeiger sehr gerne. Und auch, dass das Weiß überall sehr gleichmäßig in Dicke und Farbe aufgetragen wurde.
Das Zifferblatt ist auch aufgrund der Entspiegelung sehr kräftig schwarz. Im Sonnenlicht könnte das Schwarz noch mehr Licht absorbieren. Aber die Entscheidung eine beidseitige Entspiegelung haben zu wollen, war Gold wert. Seht selbst, auf den folgenden Fotos ist meine Dorni mit der 99.1 Medium mit Keramikblatt zu sehen.



Und auch die Entspiegelung der Rückseite bringt das Werk viel stärker zur Geltung. Ich habe mich bewusst für eine Finissierung des Werks in der Standardvariante entschieden. Der Genfer Streifenschliff ist ein Traum im Licht. Ich hoffe, das kommt auf den Fotos halbwegs rüber.


Das Gangverhalten des Werks ist noch nicht perfekt. Es läuft sehr konstant, aber aktuell mit +15 Sekunden am Tag etwas zu schnell. Da werde ich irgendwann bei Gelegenheit von Dirk Dornblüth oder einem Uhrmacher eine kleine Korrektur vornehmen lassen. Was ich oft genieße: wenn ich grübelnderweise mich mit dem linken Arm auf dem Schreibtisch abstütze, dann hört man im Abstand von einigen Zentimetern auf Höhe der Krone das Werk ticken. Wobei es kein stumpfes Ticken ist, sondern einen schönen kräftigen Klang von sich gibt. Je nach Kopf- und Uhrposition sogar recht laut, was die Handwerkskunst noch mal unterstreicht.
Warum ein Mays-Band an die Dorni muss
Wer in meine Vorstellung der Marineuhr geklickt hat, wird auf den später hinzugefügten Fotos erkennen, dass ich das Standardlederband gegen ein blaues Mays Ronconi-Lederband getauscht habe. Ich dachte mir, blau wird mit Bronze gut aussehen. Ich gab damals Mays noch die Informationen, in welcher Größe das Band sein sollte. Da ich einen sehr kleinen Handgelenksumfang habe, äußerte ich auch den Wunsch, dass das Lederband recht kurz und mit vielen, eng beieinanderliegenden Löchern sein sollte. Ich war dann ziemlich beeindruckt, dass Mays neben der absolut präzisen Umsetzung der Größenvorgaben – auch in Bezug auf die Schließe – selbstständig eine Nahtfarbe wählte, die zum Bronze passt. Die Marineuhr saß mit dem Band von der ersten Sekunde an perfekt. Habe Uhr und Band danach nie wieder voneinander getrennt. Die Marineuhr wurde übrigens inklusive Mays-Band im November in die USA an einen sehr netten Dornblüth-Fan verkauft. Einerseits sehr schade, weil die Marineuhr in Bezug auf das Zifferblatt wirklich sensationell war. Aber zwei Dornblüths sind dann leider doch eine zu viel. Zumal die neue Dorni aufgrund der Größe und der Sportlichkeit mehr zu mir passt. Zurück zur Marke Mays: Auf der Rückfahrt aus Kalbe meinte @zwenny178, dass ein braunes Lederband gut passen würde zur neuen Dorni. Er hatte absolut recht. Das von Dornblüth mitgelieferte tiefschwarze, matte Band war schick, aber die Kombination noch nicht perfekt. Mir war klar, dass es wieder ein Mays-Band werden musste. Ich habe dann erneut den Kontakt zu Mays gesucht, nachdem ich mir auf der Webseite alle braunen Vintage-Bänder angeschaut hatte. Ich wollte ganz klassisch das Modell 74 haben. Mays widersprach mir erst, da das Band eigentlich einen breiten Bandanstoß erfordert, um zur Geltung zu kommen. Aber Mays hielt Rücksprache mit der Produktionsabteilung (



