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baltus
Themenstarter
- Dabei seit
- 24.05.2014
- Beiträge
- 36
Liebe Uhrenfreunde,
vor gut einem Jahr habe ich meine weiße Omega Planet Ocean hier vorgestellt. Da ich im nächsten Urlaub zum Wrack der Titanic (!) schnorcheln möchte
, musste ein neuer Diver her...Spaß beiseite, kein Mensch braucht eine Uhr, bei der eine Wasserdichtigkeit von sage und schreibe 3000 Tiefenmetern garantiert wird. Trotzdem oder gerade deshalb hat mich die Breitling Avenger II Seawolf fasziniert, und als ich sie mit gelbem Zifferblatt entdeckt hatte, gab es kein Halten mehr.
Ich habe die Uhr bei einem seriösen Onlineversand bestellt und nach kurzer Wartezeit traf sie noch verklebt und somit in absolut jungfräulichen Zustand bei mir ein. Mittlerweile verwendet Breitling als Umverpackung nicht mehr das schwarze Bakelitgehäuse, sondern einen schwarzen Karton aus Hartpappe, der mit einer schwarzen Prägefolie beklebt ist. Darauf prangt das gelbe Breitling-Logo mit erhabener Schrift...sieht schon recht edel aus...kann/muss bei knapp 4 Kiloeuro auch so sein.
Nachdem man diesen stabilen schwarzen Sarkophag geöffnet hat, kommt man an die Reisebox aus echtem Leder, in der das Allerheiligste, die Uhr nämlich ruht. Eine Etage tiefer im Karton befindet sich die neue elektronische Garantie"Karte" (was ist eigentlich, wenn die Batterie in diesem neumodischen Ding den Geist aufgibt? Garantie bzw. Identitätsnachweis futsch?
), die Gebrauchsanweisung, das Chronometerzertikat und zwei kleine Broschüren, welche den Service bzw. das "Breitling-Book" betreffen.
Nun zur Uhr. Wer schwere Taucheruhren mag, die sich trotzdem bequem tragen lassen und sogar noch eine gewisse Eleganz ausstrahlen, der ist bei dieser Uhr an der richtigen Adresse. Als Dresswatch ist sie wegen des wenig zurückhaltenden, knallgelben Zifferblattes natürlich weniger geeignet.
Da ich sie (zunächst) aber nicht mit dem Metallband tragen, auf der anderen Seite aber nicht gänzlich darauf verzichten wollte, habe ich das Metallband durch ein anderes Band ersetzt - hiervon wird noch später die Rede sein.
Die Uhrgehäuse selbst besteht aus einem soliden Stück Stahl, welcher einer Gewichtskraft von mehreren Tonnen widerstehen muss, denn auf jedem Quadratzentimeter des Gehäuses lasten bei der zertifizierten 3000 Meter Wassertiefe aberwitzige 300 Kilogramm. Entsprechend dick ist die Uhr mit ca. 18 Millimetern - allein das Glas ist fast einen halben Zentimeter dick. Trotz dieser enormen Ausmaße ist die Uhr auf ihre Art elegant - das Gehäuse ist an den Außenseiten hochglanzpoliert und in der Aufsicht auf dem Horn schön mattiert. Die Lünette ist nicht einfach nur mattiert, sondern an den Rändern hochglanzpoliert und in der Aufsicht sehr schön radial gebürstet. Sie hebt sich somit in ihrer Oberflächenstruktur dezent von den mattierten Hörnern ab.
Die Hochglanzpolierung an den Gehäuseflanken wird allerdings nicht lange so schön glänzen, sondern zieht Haarlinienkratzer natürlich magisch an. Das Gleiche gilt für die Lünette, denn diese besteht nicht aus kratzfester Keramik wie bei anderen Divern der Premiumklasse, sondern aus Stahl. Kratzer in mattierten Uhrarmbändern habe ich stets mit dem Metallradierer von "Garryflex" mit entsprechender Körnung herausbekommen, Hochglanz wurde in Eigenregie mit den Poliertüchern von „Cape Cod“ wieder hergestellt. Damit habe ich fast den Originalzustand selbst wieder herstellen können - bei einer verkratzten Lünette wie hier beschrieben wird dieses wegen ihrer perfekten radialen Bürstung mit simplen Mitteln wie einem Garryflex-Radierer in Eigenregie nicht mehr möglich sein...
Die Lünette rastet sauber und exakt in Halbsekundenschritten, aber der Leuchtpunkt trifft – zumindest bei meinem Exemplar - nicht ganz exakt die obere Dreiecksmarkierung auf 12 Uhr, sondern liegt ein wenig links daneben. Bei einer Uhr dieser Preisklasse hätte ich da mehr erwartet…schwaches Bild…! - Auf der anderen Seite fällt die leichte Fehlstellung nur auf, wenn man sehr exakt senkrecht auf das Zifferblatt schaut. Schaut man leicht schräg (also Normalfall), so erscheint die Lünette durch die Parallaxe wesentlich stärker versetzt, was in Anbetracht der Dicke der Uhr nicht verwunderlich ist. Für mich persönlich ist dies kein Reklamationsgrund, aber es sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
Die Breitling typischen Reiter der Lünette sind nicht etwa aufgesetzt, sondern aus dem Stahl der Lünette herausgefräst und ragen ein wenig über die metallene Einfassung des Uhrglases. "Etwas scharfkantig", werden Kritiker bemängeln, "auch mit nassen Fingern sehr schön griffig", werden Befürworter loben. Diese Uhr wird aufgrund ihrer Bauhöhe und mit dieser Lünette ein Manschettenkiller sein, aber fürs Büro ist diese Uhr eben nicht unbedingt konzipiert worden. Übrigens muss man keine Oberarme bzw. Handgelenke wie Wladimir Klitschko haben: auch große, sehr schlanke Männer mit einem Handgelenksumfang von ca. 19 Zentimetern (wie bei mir) können diese Uhr tragen. Kritisch wird es erst unter 17 Zentimetern, wenn die Breite der Uhr übers Horn das Handgelenk fast völlig abdeckt.
Die Krone ist groß, durch ihre Profilierung recht griffig und natürlich flankenseitig geschützt. Sie rastet sauber, so dass man beim Herausziehen derselben nicht „über das Ziel“ hinausschießt. Beim Anziehen fasst das Gewinde sofort bei leichtem Druck. Ein „Überdrehen“ (Gebrauchsanweisung: nicht forcieren!) dürfte kaum möglich sein, da man aufgrund des Flankenschutzes nur die Spitzen von Daumen und Zeigefinger beim Festdrehen einsetzen und damit nicht das Drehmoment einer Wasserpumpenzange erreichen kann.
Wie oben schon erwähnt, ist das Uhrglas fast einen halben Zentimeter dick. Aufgrund seiner perfekten Entspiegelung und der Art der Einfassung hat man aber nicht das Gefühl, durch einen dicken Flaschenboden zu sehen, sondern schaut - genau wie bei der dünneren Omega Seamaster - quasi direkt auf das Zifferblatt. Manchmal hat man den Eindruck, als sei gar kein Glas da…kein Mensch würde vermuten, was für eine dicke Saphirscheibe hier verbaut worden ist, erst die seitliche Aufsicht lässt dies erahnen.
Womit wir beim gelben Zifferblatt wären... man wird es lieben oder den Kopf schütteln...ich liebe das schöne satte und kräftige Gelb, welches durch den gestochen scharfen, sauberen roten Schriftzug "Automatic" und dem darüber schwebenden Sekundenzeiger mit ebenfalls roter Spitze noch wärmer erscheint. Das Blatt ist perfekt verarbeitet; die Leuchtmasse sauber aufgetragen und selbst mit einer Lupe konnte ich hier keine Mängel feststellen. Man kann nur hoffen, dass der satte gelbe Farbton nicht im Laufe der Jahre zu stark verblasst. In Kombination mit einem schwarzen Kautschuk- oder Siliconband springt dieses gelbe Zifferblatt noch viel stärker hervor als wenn man die Uhr am Metallband trägt. Schwarz und gelb und Stahl, dabei ein wenig Rot als I-Tüpfelchen...eine tolle Kombination. Nichts Zeitlos-Elegantes, aber dafür ein echter Hingucker, erst recht für Jeansträger und im Sommer.
Ebenfalls sehr gut gefallen mir die metallenen Ziffern. Ob diese nun unbedingt als "Kaffeesack-Druck" oder besser in „normaler“ Schreibweise aussehen, sei dahingestellt. Schwarze Ziffern sind immer schwarz, aber diese metallenen Ziffern zeigen entweder ihren metallischen Spiegelglanz oder wechseln ins Schwarze, je nach Lichteinfall. Auf jeden Fall ist das Zifferblatt gut ablesbar.
Das Datum wird bei meinem Exemplar sauber und exakt zentriert im Datumsfensterchen angezeigt, springt etwa 7-8 Minuten vor Mitternacht um und ist ohne Lupe für einen Normalsichtigen gut zu erkennen. Es stört mich nicht, dass die Ziffern schon etwa eine halbe Stunde vor dem Datumswechsel nach unten wandern.
Gegen die mitunter kritisierte Qualität der Leuchtmarkierungen kann ich nichts sagen. Kommt man vom hellen Tageslicht in die Dämmerung eines Hausflures, so springen einem die Leuchtmarkierungen sofort ins Auge. Leider lässt die Leuchtkraft nach kurzer Zeit erheblich nach, aber da bin ich bei z.B. Omega auch nichts Besseres gewöhnt.
Noch ein paar Worte zum Sekundenzeiger, bzw. zum Thema Zeigerspiel. Wenn man genau hinschaut, so fällt auf, dass der Sekundenzeiger zwischen beispielsweise 2 und 5 Uhr meist etwas „schneller“ läuft als zwischen 8 und 10 Uhr. Der Zeiger scheint auf der rechten Hälfte des Blattes manchmal ein Stückchen „herunterzufallen“, wenn die Uhr mit 6 Uhr nach unten senkrecht gehalten wird. Oder etwas gebildeter ausgedrückt ist die Winkelgeschwindigkeit auf der rechten Seite des Zifferblattes etwas größer als links. Ich habe mich darüber anfangs gewundert, wurde aber mittlerweile darüber aufgeklärt, dass dies aufgrund des vorhandenen Zeigerspiels oder anderer Toleranzen durchaus so sein kann. Also kein Makel, sondern normal bzw. akzeptabel und hier nur für die ganz Pingeligen (die sich vielleicht auch darüber wundern so wie ich) erwähnt. Die Uhr geht nicht etwa „falsch“, vielmehr ist nach einer 360°-Drehung des Sekundenzeigers auch wirklich auch nur eine Sekunde vergangen.
Womit wir beim Thema „Gang“ bzw. „Genauigkeit“ wären…mein Exemplar ist von Anfang an im Rahmen der COSC-Spezifikationen gelaufen, so wie sich dies gehört. In der 1. Woche ist sie mit über 4 Sekunden/24 Stunden, in der 2. Woche mit über 5 Sekunden/24 Stunden im Plus gelaufen. Nach 4 Wochen Tragedauer läuft sie mit knapp +4 Sekunden/24 Stunden. Ich bin sehr gespannt, ob sie noch langsamer wird, wie das hier vielfach vom Kaliber B17 (bzw. 2824-2) berichtet worden ist.
Aus mir unerfindlichen Gründen war die Uhr mit Metallband sogar billiger als das gleiche Modell mit Kautschukband. Da ich die Uhr aber zunächst am schwarzen Band tragen möchte, habe ich mich nach einer preislich akzeptablen Alternative umgesehen. Ich bin immer wieder verwundert, mich welcher Unverschämtheit hier Wucherpreise bei den Originalbändern verlangt werden - mehrere hundert Euro für ein paar lumpige Gummistrapse mit Faltschließe sind die Regel. Ich bin nicht bereit, diesen Wucher zu unterstützen.
Ohne an dieser Stelle Schleichwerbung betreiben, aber ähnlich Interessierte informieren zu wollen: ich habe mir (zunächst) ein Band von Hirsch ("Andy") ausgesucht. Das Band ist zweischichtig aufgebaut. Die Unterseite besteht aus gelbem, hautfreundlichem Kunststoff, die Oberseite aus wassertauglichem schwarzem geprägtem Leder. Das Band hat eine Dornschließe und ist gelb eingefasst. Es passt somit farblich perfekt zur Uhr, da die gelbe Farbe des Blattes durch die gelbe Einsäumung des Bandes aufgenommen und sehr gut ergänzt wird. Leider ist das Band ein wenig dünn und sieht an dem Stahlklotz etwas mager aus, so dass ich mittlerweile ein mattschwarzes, aber mit 5,5 Millimetern eben deutlich dickeres Kautschukband montiert habe. Dieses findet man bei einem Onlineversand für Uhrenarmbänder, sogar für Breitling ausgewiesen, aber für weniger als einem Zwanzigstel des Originalpreises. Wer suchet, der findet. Wenn man etwas länger sucht, so findet man auch eine passende Sicherheitsfaltschließe dafür, womit das so ausgerüstete Band dem Original ("Ocean Racer") von Breitling nahe kommt - aber eben viel weniger kostet. Die Qualität des Bandes und der Schließe sind über jeden Zweifel erhaben. Damit sieht die Uhr jetzt für meine Begriffe nahezu perfekt und sehr ausgewogen aus. Wer es noch besser haben will und meint, an eine Breitlinguhr gehört auch ein Originalband kann sich ja das Originalband für über 300 Euro bestellen oder die Uhr mit Stahlband tragen (dann kann nebenbei das Hanteltraining entfallen…
)
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dies die zweite Seawolf ist. Die erste Seawolf war ein Montagsmodell
; sie lief von Anfang an nicht innerhalb der Spezifikation (hier hätte man vielleicht noch ein bisschen Geduld aufbringen können), aber als sie trotz Vollaufzug mehrfach einfach stehen blieb, war bei mir Feierabend. So etwas bei so einem teuren Wecker…einigermaßen verärgert habe ich die Uhr eine Woche nach Erhalt zurückgegeben und auf einem Tausch bestanden. Der Onlinehändler reagierte sofort verständnisvoll und Breitling hat dann die defekte Uhr anstandslos gegen ein neues, diesmal einwandfreies Exemplar getauscht. Das Ganze hat zwar fast einen Monat gedauert, aber nun habe ich eine einwandfreie nagelneue Uhr, an der nicht schon herumgeschraubt worden ist. So weit, so gut.
Nun ist dies ein halber Roman geworden, aber ich wollte den Leuten, die vielleicht auch mit dem Gedanken an die Anschaffung dieser Uhr spielen, ein paar Infos geben, die hoffentlich nützlich sind. Anbei ein paar Bilder der Uhr, welche keinen Anspruch auf Perfektion erheben. Wer mehr Bilder von dieser tollen Uhr haben will: im Internet kann man zum Teil großartige Makroaufnahmen in perfekter Ausleuchtung finden.





vor gut einem Jahr habe ich meine weiße Omega Planet Ocean hier vorgestellt. Da ich im nächsten Urlaub zum Wrack der Titanic (!) schnorcheln möchte


Ich habe die Uhr bei einem seriösen Onlineversand bestellt und nach kurzer Wartezeit traf sie noch verklebt und somit in absolut jungfräulichen Zustand bei mir ein. Mittlerweile verwendet Breitling als Umverpackung nicht mehr das schwarze Bakelitgehäuse, sondern einen schwarzen Karton aus Hartpappe, der mit einer schwarzen Prägefolie beklebt ist. Darauf prangt das gelbe Breitling-Logo mit erhabener Schrift...sieht schon recht edel aus...kann/muss bei knapp 4 Kiloeuro auch so sein.
Nachdem man diesen stabilen schwarzen Sarkophag geöffnet hat, kommt man an die Reisebox aus echtem Leder, in der das Allerheiligste, die Uhr nämlich ruht. Eine Etage tiefer im Karton befindet sich die neue elektronische Garantie"Karte" (was ist eigentlich, wenn die Batterie in diesem neumodischen Ding den Geist aufgibt? Garantie bzw. Identitätsnachweis futsch?


Nun zur Uhr. Wer schwere Taucheruhren mag, die sich trotzdem bequem tragen lassen und sogar noch eine gewisse Eleganz ausstrahlen, der ist bei dieser Uhr an der richtigen Adresse. Als Dresswatch ist sie wegen des wenig zurückhaltenden, knallgelben Zifferblattes natürlich weniger geeignet.
Da ich sie (zunächst) aber nicht mit dem Metallband tragen, auf der anderen Seite aber nicht gänzlich darauf verzichten wollte, habe ich das Metallband durch ein anderes Band ersetzt - hiervon wird noch später die Rede sein.
Die Uhrgehäuse selbst besteht aus einem soliden Stück Stahl, welcher einer Gewichtskraft von mehreren Tonnen widerstehen muss, denn auf jedem Quadratzentimeter des Gehäuses lasten bei der zertifizierten 3000 Meter Wassertiefe aberwitzige 300 Kilogramm. Entsprechend dick ist die Uhr mit ca. 18 Millimetern - allein das Glas ist fast einen halben Zentimeter dick. Trotz dieser enormen Ausmaße ist die Uhr auf ihre Art elegant - das Gehäuse ist an den Außenseiten hochglanzpoliert und in der Aufsicht auf dem Horn schön mattiert. Die Lünette ist nicht einfach nur mattiert, sondern an den Rändern hochglanzpoliert und in der Aufsicht sehr schön radial gebürstet. Sie hebt sich somit in ihrer Oberflächenstruktur dezent von den mattierten Hörnern ab.
Die Hochglanzpolierung an den Gehäuseflanken wird allerdings nicht lange so schön glänzen, sondern zieht Haarlinienkratzer natürlich magisch an. Das Gleiche gilt für die Lünette, denn diese besteht nicht aus kratzfester Keramik wie bei anderen Divern der Premiumklasse, sondern aus Stahl. Kratzer in mattierten Uhrarmbändern habe ich stets mit dem Metallradierer von "Garryflex" mit entsprechender Körnung herausbekommen, Hochglanz wurde in Eigenregie mit den Poliertüchern von „Cape Cod“ wieder hergestellt. Damit habe ich fast den Originalzustand selbst wieder herstellen können - bei einer verkratzten Lünette wie hier beschrieben wird dieses wegen ihrer perfekten radialen Bürstung mit simplen Mitteln wie einem Garryflex-Radierer in Eigenregie nicht mehr möglich sein...
Die Lünette rastet sauber und exakt in Halbsekundenschritten, aber der Leuchtpunkt trifft – zumindest bei meinem Exemplar - nicht ganz exakt die obere Dreiecksmarkierung auf 12 Uhr, sondern liegt ein wenig links daneben. Bei einer Uhr dieser Preisklasse hätte ich da mehr erwartet…schwaches Bild…! - Auf der anderen Seite fällt die leichte Fehlstellung nur auf, wenn man sehr exakt senkrecht auf das Zifferblatt schaut. Schaut man leicht schräg (also Normalfall), so erscheint die Lünette durch die Parallaxe wesentlich stärker versetzt, was in Anbetracht der Dicke der Uhr nicht verwunderlich ist. Für mich persönlich ist dies kein Reklamationsgrund, aber es sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
Die Breitling typischen Reiter der Lünette sind nicht etwa aufgesetzt, sondern aus dem Stahl der Lünette herausgefräst und ragen ein wenig über die metallene Einfassung des Uhrglases. "Etwas scharfkantig", werden Kritiker bemängeln, "auch mit nassen Fingern sehr schön griffig", werden Befürworter loben. Diese Uhr wird aufgrund ihrer Bauhöhe und mit dieser Lünette ein Manschettenkiller sein, aber fürs Büro ist diese Uhr eben nicht unbedingt konzipiert worden. Übrigens muss man keine Oberarme bzw. Handgelenke wie Wladimir Klitschko haben: auch große, sehr schlanke Männer mit einem Handgelenksumfang von ca. 19 Zentimetern (wie bei mir) können diese Uhr tragen. Kritisch wird es erst unter 17 Zentimetern, wenn die Breite der Uhr übers Horn das Handgelenk fast völlig abdeckt.
Die Krone ist groß, durch ihre Profilierung recht griffig und natürlich flankenseitig geschützt. Sie rastet sauber, so dass man beim Herausziehen derselben nicht „über das Ziel“ hinausschießt. Beim Anziehen fasst das Gewinde sofort bei leichtem Druck. Ein „Überdrehen“ (Gebrauchsanweisung: nicht forcieren!) dürfte kaum möglich sein, da man aufgrund des Flankenschutzes nur die Spitzen von Daumen und Zeigefinger beim Festdrehen einsetzen und damit nicht das Drehmoment einer Wasserpumpenzange erreichen kann.
Wie oben schon erwähnt, ist das Uhrglas fast einen halben Zentimeter dick. Aufgrund seiner perfekten Entspiegelung und der Art der Einfassung hat man aber nicht das Gefühl, durch einen dicken Flaschenboden zu sehen, sondern schaut - genau wie bei der dünneren Omega Seamaster - quasi direkt auf das Zifferblatt. Manchmal hat man den Eindruck, als sei gar kein Glas da…kein Mensch würde vermuten, was für eine dicke Saphirscheibe hier verbaut worden ist, erst die seitliche Aufsicht lässt dies erahnen.
Womit wir beim gelben Zifferblatt wären... man wird es lieben oder den Kopf schütteln...ich liebe das schöne satte und kräftige Gelb, welches durch den gestochen scharfen, sauberen roten Schriftzug "Automatic" und dem darüber schwebenden Sekundenzeiger mit ebenfalls roter Spitze noch wärmer erscheint. Das Blatt ist perfekt verarbeitet; die Leuchtmasse sauber aufgetragen und selbst mit einer Lupe konnte ich hier keine Mängel feststellen. Man kann nur hoffen, dass der satte gelbe Farbton nicht im Laufe der Jahre zu stark verblasst. In Kombination mit einem schwarzen Kautschuk- oder Siliconband springt dieses gelbe Zifferblatt noch viel stärker hervor als wenn man die Uhr am Metallband trägt. Schwarz und gelb und Stahl, dabei ein wenig Rot als I-Tüpfelchen...eine tolle Kombination. Nichts Zeitlos-Elegantes, aber dafür ein echter Hingucker, erst recht für Jeansträger und im Sommer.
Ebenfalls sehr gut gefallen mir die metallenen Ziffern. Ob diese nun unbedingt als "Kaffeesack-Druck" oder besser in „normaler“ Schreibweise aussehen, sei dahingestellt. Schwarze Ziffern sind immer schwarz, aber diese metallenen Ziffern zeigen entweder ihren metallischen Spiegelglanz oder wechseln ins Schwarze, je nach Lichteinfall. Auf jeden Fall ist das Zifferblatt gut ablesbar.
Das Datum wird bei meinem Exemplar sauber und exakt zentriert im Datumsfensterchen angezeigt, springt etwa 7-8 Minuten vor Mitternacht um und ist ohne Lupe für einen Normalsichtigen gut zu erkennen. Es stört mich nicht, dass die Ziffern schon etwa eine halbe Stunde vor dem Datumswechsel nach unten wandern.
Gegen die mitunter kritisierte Qualität der Leuchtmarkierungen kann ich nichts sagen. Kommt man vom hellen Tageslicht in die Dämmerung eines Hausflures, so springen einem die Leuchtmarkierungen sofort ins Auge. Leider lässt die Leuchtkraft nach kurzer Zeit erheblich nach, aber da bin ich bei z.B. Omega auch nichts Besseres gewöhnt.
Noch ein paar Worte zum Sekundenzeiger, bzw. zum Thema Zeigerspiel. Wenn man genau hinschaut, so fällt auf, dass der Sekundenzeiger zwischen beispielsweise 2 und 5 Uhr meist etwas „schneller“ läuft als zwischen 8 und 10 Uhr. Der Zeiger scheint auf der rechten Hälfte des Blattes manchmal ein Stückchen „herunterzufallen“, wenn die Uhr mit 6 Uhr nach unten senkrecht gehalten wird. Oder etwas gebildeter ausgedrückt ist die Winkelgeschwindigkeit auf der rechten Seite des Zifferblattes etwas größer als links. Ich habe mich darüber anfangs gewundert, wurde aber mittlerweile darüber aufgeklärt, dass dies aufgrund des vorhandenen Zeigerspiels oder anderer Toleranzen durchaus so sein kann. Also kein Makel, sondern normal bzw. akzeptabel und hier nur für die ganz Pingeligen (die sich vielleicht auch darüber wundern so wie ich) erwähnt. Die Uhr geht nicht etwa „falsch“, vielmehr ist nach einer 360°-Drehung des Sekundenzeigers auch wirklich auch nur eine Sekunde vergangen.
Womit wir beim Thema „Gang“ bzw. „Genauigkeit“ wären…mein Exemplar ist von Anfang an im Rahmen der COSC-Spezifikationen gelaufen, so wie sich dies gehört. In der 1. Woche ist sie mit über 4 Sekunden/24 Stunden, in der 2. Woche mit über 5 Sekunden/24 Stunden im Plus gelaufen. Nach 4 Wochen Tragedauer läuft sie mit knapp +4 Sekunden/24 Stunden. Ich bin sehr gespannt, ob sie noch langsamer wird, wie das hier vielfach vom Kaliber B17 (bzw. 2824-2) berichtet worden ist.
Aus mir unerfindlichen Gründen war die Uhr mit Metallband sogar billiger als das gleiche Modell mit Kautschukband. Da ich die Uhr aber zunächst am schwarzen Band tragen möchte, habe ich mich nach einer preislich akzeptablen Alternative umgesehen. Ich bin immer wieder verwundert, mich welcher Unverschämtheit hier Wucherpreise bei den Originalbändern verlangt werden - mehrere hundert Euro für ein paar lumpige Gummistrapse mit Faltschließe sind die Regel. Ich bin nicht bereit, diesen Wucher zu unterstützen.
Ohne an dieser Stelle Schleichwerbung betreiben, aber ähnlich Interessierte informieren zu wollen: ich habe mir (zunächst) ein Band von Hirsch ("Andy") ausgesucht. Das Band ist zweischichtig aufgebaut. Die Unterseite besteht aus gelbem, hautfreundlichem Kunststoff, die Oberseite aus wassertauglichem schwarzem geprägtem Leder. Das Band hat eine Dornschließe und ist gelb eingefasst. Es passt somit farblich perfekt zur Uhr, da die gelbe Farbe des Blattes durch die gelbe Einsäumung des Bandes aufgenommen und sehr gut ergänzt wird. Leider ist das Band ein wenig dünn und sieht an dem Stahlklotz etwas mager aus, so dass ich mittlerweile ein mattschwarzes, aber mit 5,5 Millimetern eben deutlich dickeres Kautschukband montiert habe. Dieses findet man bei einem Onlineversand für Uhrenarmbänder, sogar für Breitling ausgewiesen, aber für weniger als einem Zwanzigstel des Originalpreises. Wer suchet, der findet. Wenn man etwas länger sucht, so findet man auch eine passende Sicherheitsfaltschließe dafür, womit das so ausgerüstete Band dem Original ("Ocean Racer") von Breitling nahe kommt - aber eben viel weniger kostet. Die Qualität des Bandes und der Schließe sind über jeden Zweifel erhaben. Damit sieht die Uhr jetzt für meine Begriffe nahezu perfekt und sehr ausgewogen aus. Wer es noch besser haben will und meint, an eine Breitlinguhr gehört auch ein Originalband kann sich ja das Originalband für über 300 Euro bestellen oder die Uhr mit Stahlband tragen (dann kann nebenbei das Hanteltraining entfallen…


Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dies die zweite Seawolf ist. Die erste Seawolf war ein Montagsmodell

Nun ist dies ein halber Roman geworden, aber ich wollte den Leuten, die vielleicht auch mit dem Gedanken an die Anschaffung dieser Uhr spielen, ein paar Infos geben, die hoffentlich nützlich sind. Anbei ein paar Bilder der Uhr, welche keinen Anspruch auf Perfektion erheben. Wer mehr Bilder von dieser tollen Uhr haben will: im Internet kann man zum Teil großartige Makroaufnahmen in perfekter Ausleuchtung finden.





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