Albert H. Potter schrieb:
Früher hat man Stahlteile nach dem Härten thermisch angelassen.
Beim Härten wird der Stahl geglüht und abgeschreckt. Dabei verändert sich die Struktur im Metall. Das Stahlteil ist jetzt glashart und damit zerbrechlich. Damit es seine Funktion wahrnehmen kann, muß dieser Härtevorgang kontrolliert zurückgenommen werden. Dazu wird das Werkstück vorsichtig erwärmt. Mit der zunehmenden Erwärmung wechselt die Farbe der Oberfläche. Bei zunächst erreicht man den wichtigen Punkt "Strohgelb". Er ist vor allem bei der Anfertigung von Werkzeugen interessant. Wenn das Werkstück diese Farbe hat, dann ist seine Härte bespielsweise geeignet für Meißelspitzen, die nicht abbrechen dürfen. Bei weiterem Erhitzen kommt der Punkt "Kornblumenblau". Hier ist eine Schraube so hart, daß nicht sofort der Kopf abbricht, wenn man sie anzieht (Zähigkeit). Eine Winkelhebelfeder federt statt zu brechen oder zu verbiegen. Dieser Temperaturpunkt ist also sehr wichtig für fast alle Stahlteile in der Uhr.
Wird das Werkstück noch weiter erwärmt, so verliert es die Farbe wieder und wird grau. Das war dann zuviel und man muß erneut härten.
Nicht jeder Stahl läßt sich Härten und Anlassen. Ein geeigneter Stahl ist als "Silberstahl" erhältlich.
Nachdem der Stahl blau angelassen ist, kann man ihn natürlich auf andere Weise bearbeiten, als vorher den weichen, ungehärteten Stahl. Ein Stahlzeiger wird beispielsweise im weichen Zustand in die grobe Form gebracht und erst nach dem Härten und Anlassen feinbearbeitet, da sonst die Gefahr besteht, das sich eine feine Struktur beim Feilen verbiegt oder beim Härten verzieht. Ist der Zeiger fertig, wird er erneut angelassen, um die schöne Kontrastfarbe Blau zu erreichen. Die Schrauben und andere Stahlteile hochwertiger Uhren wurden früher nach dem Anlassen feinbearbeitet man polierte flach (geht nicht in der Maschine), bis sich ein Spiegelglanz einstellte. In manche hochwertigen Uhren findet man daher spiegelblanke Schrauben mit einem blauen (!) Schraubenschlitz.
Das chemische Bläuen macht einfach nur blau, und verbessert die Eigenschaften des Stahls nicht.
Damit dürfte klar sein, warum chemisches Blaumachen manchmal verpönt ist.
Gruß,
Peter