
jd17
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Kürzlich habe ich meine G-Shock vorgestellt, die für mich die erste Rückkehr zu den Uhrenidealen meiner Jugend darstellte:
Back to the roots, Teil 1: Casio G-Shock GW-M5610-1ER
Der Kauf dieser Square war sehr bewusst darauf ausgelegt - ich habe etwas gesucht was meiner Uhr von früher möglichst nahe kommt.
Dass die Casio Oceanus, die ich euch heute vorstellen möchte, ebenfalls so eine Rückkehr zu meiner Jugend war, wurde mir erst klar als ich sie das erste Mal in der Hand hatte.
Deswegen ist diese Vorstellung aber auch "back to the roots" für mich und ich möchte euch erzählen, warum ich das so sehe.
Nachdem mein Interesse an Casio Digitaluhren etwas nachgelassen hat, konnte ich mich mit ca. 14 oder 15 Jahren für einen ganz anderen Typ Uhr begeistern.
Wenn ich mich richtig erinnere hat mein Vater das auch etwas mit vorangetrieben, weil er sagte eine Uhr sei doch ein schönes Geschenk und ich solle mir etwas aussuchen.
Wahrscheinlich war ein bevorstehender Geburtstag der Anlass - ich weiß es leider nicht mehr.
Da ich damals wie heute ziemlich technikbegeistert war, habe ich versucht die "ideale" Uhr an technischen Merkmalen festzumachen, die mich als Jungspund total beeindruckt haben:
Die Vereinigung dieser drei Eigenschaften war so etwas wie der heilige Gral für mich.
Selbst heute sind Uhren, die alle diese Eigenschaften vereinen, nicht gerade wie Sand am Meer zu finden - aber um 2000 herum gab es da keine allzu große Auswahl.
Vor allem nicht, wenn man nicht die unendlichen Recherchemöglichkeiten wie heute hat. Es gab zwar schon Internetzugang, aber ich konnte damals nicht einfach so stundenlang Hersteller-Homepages wälzen.
Flatrates gab es (glaube ich) noch nicht (günstig) und meine Kenntnis von Uhrenherstellern war sowieso extrem eingeschränkt.
Ich erinnere mich noch an genau zwei Hersteller, die Uhren dieser Art angeboten haben:
Junghans und Citizen.
Es gab vielleicht noch mehr, aber das sind die einzigen, die ich damals identifizieren konnte.
Junghans war unerreichbar.
Ich weiß noch, dass es ein Junghans-Modell gab, was ich total cool fand.
Leider kann ich mich nicht mehr so richtig an die Uhr erinnern, aber die Vermutung liegt nahe, dass es eine Mega Solar war, die der heutigen Spektrum nahe kommt.
Es könnte diese hier gewesen sein, aber ich bin absolut nicht sicher:
[Erledigt] - Junghans Mega Solar Titanium W 615 (Funk)
Welches Modell es letztlich auch war - Junghans war deutlich zu teuer.
Rückblickend ist das aber alles andere als tragisch, weil ich die Citizen, die es letztlich wurde, zeitloser, wertiger und schöner finde.
Vor allen Dingen für die damalige Zeit (und im Vergleich zu Junghans) wahrscheinlich geradezu revolutionär ist das Zifferblatt, was nicht mehr die hässliche Solar-Optik hat, sondern bei dem die Lichtzelle hinter einem zeitlosen, dunkelgrauen Sunburst Blatt liegt.
Zu meiner großen Überraschung wird dieses Modell (BM1290-54F) sogar scheinbar heute noch verkauft!
BM1290-54F | Citizen Watch Europe
Ich weiß noch genau, dass mich damals das Titanband, bzw. dessen außergewöhnliche Glieder total fasziniert haben. Heutzutage sind sie mir zu verspielt und "organisch".
Außerdem schreit einem das Design geradezu entgegen, aus welcher Zeit es denn stammt.
Das ist allerdings nicht der Grund, aus dem ich die Uhr heute nicht mehr trage. Sie ist mir an meinem Handgelenk schlicht und ergreifend zu klein.
Auf dem Papier klingen 38mm Durchmesser zwar nicht so schlecht, aber durch Gehäuseform und sehr kleines Zifferblatt (26mm!) gefällt mir die Uhr an meinem Handgelenk einfach nicht mehr.
Ich weiß, dass einige hier im Forum eine andere Meinung zu dem Thema haben...
Citizen verdient jedoch Respekt. Gemessen an Preis und Alter der Uhr ist die Qualität phantastisch.
Saubere Polierung, super verarbeitetes Band, Zifferblatt und Zeiger ohne Mängel.
Nun komme ich aber endlich zur grandiosen Oceanus.
Die JDM Modellserie Oceanus hat in den letzten drei Jahren einen (kleinen) Hype im Forum erfahren.
Den "Insidern" hier war diese Serie zwar schon länger bekannt und es gab auch durchaus Käufe/Berichte zwischen 2009 und 2017, aber mit 2018/2019 stieg das Interesse massiv an.
Wenn ich "Oceanus" suche und nach Datum sortiere, bekomme ich ca. 20 Seiten Resultate für den Zeitraum 2009-2017 (= ca. 44 Nennungen pro Jahr).
Mehr als 30 Seiten sind nur für Oceanus-Nennungen ab 2018 (= ca. 200 Nennungen pro Jahr), über 25 Seiten davon ab 2019 (= ca. 250 Nennungen pro Jahr), wobei 2020 ja noch nicht einmal vorbei ist.
So wie ich das sehe, sind vor allem 4 Serien für die aktuelle Beliebtheit verantwortlich:
Quelle: Casio Oceanus Japan
Ich habe mich für das Modell S5000 entschieden, genau genommen die OCW-S5000E.
Nachdem ich das erste Mal ein Bild dieser Modellserie gesehen habe, war ich sofort begeistert von dem tollen Design.
Wie der Zufall es wollte, war für Oktober/November 2019 sowieso ein 3-wöchiger Japan-Urlaub vorgesehen.
Also bot sich natürlich an, die Uhr direkt vor Ort zu kaufen - auch wenn ich deswegen einige Monate darauf warten musste.
Tatsächlich habe ich mich so sehr darauf gefreut, dass ich meine drei Mitreisenden noch am Abend der Ankunft in Tokyo in den nächsten BIC Camera geschleppt habe... so gegen 21:40 Uhr.
Der arme Verkäufer, der mit "Übersetzungs-Ei" arbeiten musste, war offensichtlich nicht allzu glücklich darüber und hat mir auch zu verstehen gegeben, dass sie gleich schließen.
Dann hat er aber (ohne große Überzeugungsarbeit von mir) doch noch eingesehen, dass der Verkauf einer 125000円-Uhr Grund genug ist, 10 Minuten länger zu arbeiten und war üblich-japanisch höflich und freundlich.
Ein weiterer Grund, wieso ich nicht einfach bestellen wollte, war die Tatsache dass ich mich vorab nicht zwischen S5000 und S5000E entscheiden konnte. Daher wollte ich unbedingt beide Varianten vor Ort sehen.
Letztlich war die Entscheidung selbst noch schwer, als ich beide Uhren in der Hand hatte, weil auch die non-E grandios aussieht. Am Ende haben aber zweifarbiger Rehaut und Meinung des Weibchens den Kauf in Richtung S5000E gelenkt.
Wer einmal eine Oceanus in der Hand hatte, weiß warum sie so beliebt sind.
Man bekommt einfach unglaublich viel Uhr für sein Geld.
Die Verarbeitung der Gehäuse ist auf höchstem Niveau, sie werden scheinbar bei Grand Seiko gefertigt.*
Selbst wenn das nicht stimmen sollte, können sich die Gehäuse mit GS messen. Seiko spricht von Zaratsu-Polierung, Casio nennt es Sallaz...
OCW-S5000E-1A,OCW-S5000S-2A - OCEANUS - PRODUCTS - BASELWORLD 2019 - CASIO
...beide Begriffe beschreiben den gleichen Prozess.
Die Zifferblätter bieten tolle Designs und viel Tiefe, sind qualitativ super - aber natürlich nicht ganz auf dem peniblen GS Niveau.
Die Metallbänder sind herausragend im finish (wahrscheinlich ebenfalls bei GS gefertigt), können aber Japan-typisch nicht ganz mit den den Detaileigenschaften der besseren Schweizer mithalten (Komfort, Schließe, Toleranzen).
Sowas konnte man vor Ort auch begutachten - ein Wink an die Oceanus-Fans:
Um aber direkt mal mit der Schließe zu starten - hier hat sich Casio etwas besonderes einfallen lassen. Die S5000 hat eine einfache, aber sehr schöne und subtil untergebrachte Schnellverstellung.
Diese funktioniert so gut, dass ich mir kaum bessere Lösungen vorstellen kann. Man drückt einfach den Schließenmechanismus wie zum Öffnen des Bandes und zieht oder drückt das Bandende heraus/herein.
Wie oben schon angemerkt ist das Band optisch grandios. Haptisch kann es dieses hohe Niveau aber leider nicht ganz halten. Natürlich ist es sehr leicht, aber das meine ich nicht.
Die Spalte / Toleranzen sind einfach ein wenig zu groß, weswegen die Haptik eher in guter Mittelklasse anzusiedeln ist. Man könnte auch sagen - angemessen für den Preis.
Das Gehäuse ist für mein Empfinden über jeden Zweifel erhaben - ich habe noch nichts besseres gesehen. Es ist Grade 5 Titan und die Lünette hat eine DLC-Beschichtung.
Polierte Flächen spiegeln makellos. Das Brushing ist sehr fein und wunderbar gleichmäßig. Jeder Winkel ist perfekt.
Das Zifferblatt lässt kaum Zweifel daran, wer der Hersteller ist - auch bei der Premium-Linie Oceanus.
Derart technisch modern geht es bei Seiko, Orient oder Citizen in der Regel nicht zu, von den Schweizern mal ganz zu schweigen.
Vielleicht einzige Ausnahme und wahrscheinlich auch direkte Konkurrenz der Oceanus-Modelle sind die Seiko Astron.
Für mich macht aber auch diese Optik den besonderen Reiz einer Oceanus aus.
Die Detailverarbeitung des Blattes ist auf sehr hohem Niveau und die vielen applizierten Elemente generieren eine phantastische Tiefe.
Das ist besonders beachtlich wenn man bedenkt, dass die Gesamthöhe der Uhr nur 9,4mm beträgt.
Die Grundfarbe des Zifferblattes ist nicht schwarz, sondern dunkelgrau oder anthrazit. Das sieht man erst auf den zweiten Blick, macht es aber noch interessanter.
Es ist in einem schönen Sunburst-Schliff ausgeführt. Besonderes Highlight sind natürlich die diversen, blauen Akzente.
Ich werde aber gar nicht erst versuchen sie alle einzufangen oder gar zu erklären. Das hat @Astron hier schon unerreichbar gut bei seiner S4000 gemacht:
Symphonie der Blautöne: Casio Oceanus Manta OCW-S4000-1AJF
Ein netter Zusatz der S5000E ist der blau-schwarze Rehaut mit fließendem Farbübergang.
Als Krone der Schöpfung muss aber wohl die streng limitierte und längst ausverkaufte S5000C erwähnt werden.
Hier wird in dem Saphirglas-Facetten-Rehaut eine Farbpracht vom allerfeinsten geliefert, am besten mal in dieses Video schauen:
Ich hatte zu große Sorge, dass diese S5000C zu "bling" ist, aber am Ende des Tages ist sie einfach cool und ich bereue ein wenig, sie mir nicht zumindest einmal angesehen zu haben.
Ich glaube nämlich, im Oktober 2019 hatten noch einige Geschäfte in Japan das ein- oder andere Modell auf Lager.
Die ähnliche, aber noch seltenere S5000S war auch damals schon komplett ausverkauft.
Das heißt aber natürlich nicht, dass ich mit meiner S5000E nicht glücklich bin - im Gegenteil!
Letztlich gefallen mir ihre breiteren Indizes auch besser.
Ich trage die Uhr extrem gerne und regelmäßig, sie darf in meiner Sammlung nicht fehlen.
Das Saphirglas ist beidseitig entspiegelt und diese Entspiegelung ist ebenfalls auf allerhöchstem Niveau, ich habe noch keine bessere gesehen. Die Uhr wirkt quasi "glaslos".
Das Werk verdient es glaube ich durchaus, als High-End Quartz bezeichnet zu werden. Es hat natürlich nicht die Ganggenauigkeit eines Bulova Precisionist, ETA Precidrive, Seiko 9F oder Citizen A010.
Aber ich denke, die Summe der Eigenschaften ergeben durchaus ein echtes Premium-Werk.
Sehr dünn (3,5mm), solarbetrieben, Funk- und BT-Abgleich und extrem präzise Schrittmotoren für jeden Zeiger.
Ich habe mal ein kleines Video zur Zeigerjustierung gemacht.
Beide Uhren - Citizen und Casio - sehen sich zwar auf den ersten Blick nicht besonders ähnlich, aber wenn man die blanken Fakten betrachtet, versteht ihr vielleicht warum ich an meine alte Citizen denken musste, als ich die Oceanus gekauft habe.
Hier meine Liste der Gemeinsamkeiten:
Noch ein paar Kritikpunkte, die für mich zu jeder Vorstellung gehören:
Ich "meckere" hier auf sehr hohem Niveau. Das liegt wohl daran, dass einige Aspekte der Uhr so perfekt sind, dass man es nur schwer glauben kann bei dem verhältnismäßig geringen Preis.
Es ist schön eine weitere Uhr zu haben, die mich beim Tragen jedes Mal ein wenig an meine Jugend erinnert.
Noch dazu ist die Oceanus natürlich eine Erinnerung an den wundervollen Japan-Urlaub.
Technische Daten:
Durchmesser: 40,5mm
Dicke: 9,4mm
Lug to lug: 45mm
Bandanstoß: 22mm
Werk: Casio 5603
Gangreserve: ?, Uhr stoppt im Dunkeln zuerst den Sekundenzeiger, dann alle Zeiger um Energie zu sparen
Eigenschaften: Chronograph, Weltzeit, Solar, Funk/Atomuhrabgleich, Bluetooth (Abgleich, Steuerung, Einstellung)
Glas: Saphir, beidseitig entspiegelt
WR: 100m
*Quelle zu dieser Aussage:
Visiting Grand Seiko case Manufacture
Falls jemand Freude beim Lesen hatte, hier sind Links zu meinen anderen, bisherigen Vorstellungen:
2x Unitas 6497-1 leicht bekleidet: DONE Mechanica Squelette vs. Tissot T-Complication Squelette
Orient FFM03004B0 oder auch: Warum möchte Orient bloß keine Uhren verkaufen?
Ein sportlicher Graupapagei ohne Familie: Seiko SSA381K1
Ich mag Diver einfach nicht… aber… Seiko Samurai SRPB49K1 oder die übrigen 1%
Das schwarze Schaf: Pancor P02-automatic blue
Erinnerung an eine Stadt: Seiko SRPB41J1 aka “Blue Moon”, die Tonhallenuhr
Back to the roots, Teil 1: Casio G-Shock GW-M5610-1ER
Im nächsten Beitrag noch ein paar wenige Eindrücke aus diesem phantastischen Land.
Back to the roots, Teil 1: Casio G-Shock GW-M5610-1ER
Der Kauf dieser Square war sehr bewusst darauf ausgelegt - ich habe etwas gesucht was meiner Uhr von früher möglichst nahe kommt.
Dass die Casio Oceanus, die ich euch heute vorstellen möchte, ebenfalls so eine Rückkehr zu meiner Jugend war, wurde mir erst klar als ich sie das erste Mal in der Hand hatte.
Deswegen ist diese Vorstellung aber auch "back to the roots" für mich und ich möchte euch erzählen, warum ich das so sehe.
Nachdem mein Interesse an Casio Digitaluhren etwas nachgelassen hat, konnte ich mich mit ca. 14 oder 15 Jahren für einen ganz anderen Typ Uhr begeistern.
Wenn ich mich richtig erinnere hat mein Vater das auch etwas mit vorangetrieben, weil er sagte eine Uhr sei doch ein schönes Geschenk und ich solle mir etwas aussuchen.
Wahrscheinlich war ein bevorstehender Geburtstag der Anlass - ich weiß es leider nicht mehr.
Da ich damals wie heute ziemlich technikbegeistert war, habe ich versucht die "ideale" Uhr an technischen Merkmalen festzumachen, die mich als Jungspund total beeindruckt haben:
- Sie musste Saphirglas haben.
- Sie sollte aus Titan sein (klingt für einen 14-Jährigen entschieden cooler als Stahl).
- Sie musste solarbetrieben sein.
Die Vereinigung dieser drei Eigenschaften war so etwas wie der heilige Gral für mich.

Selbst heute sind Uhren, die alle diese Eigenschaften vereinen, nicht gerade wie Sand am Meer zu finden - aber um 2000 herum gab es da keine allzu große Auswahl.
Vor allem nicht, wenn man nicht die unendlichen Recherchemöglichkeiten wie heute hat. Es gab zwar schon Internetzugang, aber ich konnte damals nicht einfach so stundenlang Hersteller-Homepages wälzen.
Flatrates gab es (glaube ich) noch nicht (günstig) und meine Kenntnis von Uhrenherstellern war sowieso extrem eingeschränkt.
Ich erinnere mich noch an genau zwei Hersteller, die Uhren dieser Art angeboten haben:
Junghans und Citizen.
Es gab vielleicht noch mehr, aber das sind die einzigen, die ich damals identifizieren konnte.
Junghans war unerreichbar.
Ich weiß noch, dass es ein Junghans-Modell gab, was ich total cool fand.
Leider kann ich mich nicht mehr so richtig an die Uhr erinnern, aber die Vermutung liegt nahe, dass es eine Mega Solar war, die der heutigen Spektrum nahe kommt.
Es könnte diese hier gewesen sein, aber ich bin absolut nicht sicher:
[Erledigt] - Junghans Mega Solar Titanium W 615 (Funk)
Welches Modell es letztlich auch war - Junghans war deutlich zu teuer.

Rückblickend ist das aber alles andere als tragisch, weil ich die Citizen, die es letztlich wurde, zeitloser, wertiger und schöner finde.
Vor allen Dingen für die damalige Zeit (und im Vergleich zu Junghans) wahrscheinlich geradezu revolutionär ist das Zifferblatt, was nicht mehr die hässliche Solar-Optik hat, sondern bei dem die Lichtzelle hinter einem zeitlosen, dunkelgrauen Sunburst Blatt liegt.
Zu meiner großen Überraschung wird dieses Modell (BM1290-54F) sogar scheinbar heute noch verkauft!
BM1290-54F | Citizen Watch Europe
Ich weiß noch genau, dass mich damals das Titanband, bzw. dessen außergewöhnliche Glieder total fasziniert haben. Heutzutage sind sie mir zu verspielt und "organisch".
Außerdem schreit einem das Design geradezu entgegen, aus welcher Zeit es denn stammt.

Das ist allerdings nicht der Grund, aus dem ich die Uhr heute nicht mehr trage. Sie ist mir an meinem Handgelenk schlicht und ergreifend zu klein.
Auf dem Papier klingen 38mm Durchmesser zwar nicht so schlecht, aber durch Gehäuseform und sehr kleines Zifferblatt (26mm!) gefällt mir die Uhr an meinem Handgelenk einfach nicht mehr.
Ich weiß, dass einige hier im Forum eine andere Meinung zu dem Thema haben...
Citizen verdient jedoch Respekt. Gemessen an Preis und Alter der Uhr ist die Qualität phantastisch.
Saubere Polierung, super verarbeitetes Band, Zifferblatt und Zeiger ohne Mängel.
Nun komme ich aber endlich zur grandiosen Oceanus.

Die JDM Modellserie Oceanus hat in den letzten drei Jahren einen (kleinen) Hype im Forum erfahren.
Den "Insidern" hier war diese Serie zwar schon länger bekannt und es gab auch durchaus Käufe/Berichte zwischen 2009 und 2017, aber mit 2018/2019 stieg das Interesse massiv an.
Wenn ich "Oceanus" suche und nach Datum sortiere, bekomme ich ca. 20 Seiten Resultate für den Zeitraum 2009-2017 (= ca. 44 Nennungen pro Jahr).
Mehr als 30 Seiten sind nur für Oceanus-Nennungen ab 2018 (= ca. 200 Nennungen pro Jahr), über 25 Seiten davon ab 2019 (= ca. 250 Nennungen pro Jahr), wobei 2020 ja noch nicht einmal vorbei ist.
So wie ich das sehe, sind vor allem 4 Serien für die aktuelle Beliebtheit verantwortlich:
- OCW-S100
- OCW-S4000
- OCW-T200
- OCW-S5000
Quelle: Casio Oceanus Japan
Ich habe mich für das Modell S5000 entschieden, genau genommen die OCW-S5000E.
Nachdem ich das erste Mal ein Bild dieser Modellserie gesehen habe, war ich sofort begeistert von dem tollen Design.
Wie der Zufall es wollte, war für Oktober/November 2019 sowieso ein 3-wöchiger Japan-Urlaub vorgesehen.
Also bot sich natürlich an, die Uhr direkt vor Ort zu kaufen - auch wenn ich deswegen einige Monate darauf warten musste.

Tatsächlich habe ich mich so sehr darauf gefreut, dass ich meine drei Mitreisenden noch am Abend der Ankunft in Tokyo in den nächsten BIC Camera geschleppt habe... so gegen 21:40 Uhr.

Der arme Verkäufer, der mit "Übersetzungs-Ei" arbeiten musste, war offensichtlich nicht allzu glücklich darüber und hat mir auch zu verstehen gegeben, dass sie gleich schließen.
Dann hat er aber (ohne große Überzeugungsarbeit von mir) doch noch eingesehen, dass der Verkauf einer 125000円-Uhr Grund genug ist, 10 Minuten länger zu arbeiten und war üblich-japanisch höflich und freundlich.

Ein weiterer Grund, wieso ich nicht einfach bestellen wollte, war die Tatsache dass ich mich vorab nicht zwischen S5000 und S5000E entscheiden konnte. Daher wollte ich unbedingt beide Varianten vor Ort sehen.
Letztlich war die Entscheidung selbst noch schwer, als ich beide Uhren in der Hand hatte, weil auch die non-E grandios aussieht. Am Ende haben aber zweifarbiger Rehaut und Meinung des Weibchens den Kauf in Richtung S5000E gelenkt.

Wer einmal eine Oceanus in der Hand hatte, weiß warum sie so beliebt sind.
Man bekommt einfach unglaublich viel Uhr für sein Geld.
Die Verarbeitung der Gehäuse ist auf höchstem Niveau, sie werden scheinbar bei Grand Seiko gefertigt.*
Selbst wenn das nicht stimmen sollte, können sich die Gehäuse mit GS messen. Seiko spricht von Zaratsu-Polierung, Casio nennt es Sallaz...
OCW-S5000E-1A,OCW-S5000S-2A - OCEANUS - PRODUCTS - BASELWORLD 2019 - CASIO
...beide Begriffe beschreiben den gleichen Prozess.

Die Zifferblätter bieten tolle Designs und viel Tiefe, sind qualitativ super - aber natürlich nicht ganz auf dem peniblen GS Niveau.
Die Metallbänder sind herausragend im finish (wahrscheinlich ebenfalls bei GS gefertigt), können aber Japan-typisch nicht ganz mit den den Detaileigenschaften der besseren Schweizer mithalten (Komfort, Schließe, Toleranzen).
Sowas konnte man vor Ort auch begutachten - ein Wink an die Oceanus-Fans:
Um aber direkt mal mit der Schließe zu starten - hier hat sich Casio etwas besonderes einfallen lassen. Die S5000 hat eine einfache, aber sehr schöne und subtil untergebrachte Schnellverstellung.
Diese funktioniert so gut, dass ich mir kaum bessere Lösungen vorstellen kann. Man drückt einfach den Schließenmechanismus wie zum Öffnen des Bandes und zieht oder drückt das Bandende heraus/herein.
Wie oben schon angemerkt ist das Band optisch grandios. Haptisch kann es dieses hohe Niveau aber leider nicht ganz halten. Natürlich ist es sehr leicht, aber das meine ich nicht.
Die Spalte / Toleranzen sind einfach ein wenig zu groß, weswegen die Haptik eher in guter Mittelklasse anzusiedeln ist. Man könnte auch sagen - angemessen für den Preis.

Das Gehäuse ist für mein Empfinden über jeden Zweifel erhaben - ich habe noch nichts besseres gesehen. Es ist Grade 5 Titan und die Lünette hat eine DLC-Beschichtung.
Polierte Flächen spiegeln makellos. Das Brushing ist sehr fein und wunderbar gleichmäßig. Jeder Winkel ist perfekt.
Das Zifferblatt lässt kaum Zweifel daran, wer der Hersteller ist - auch bei der Premium-Linie Oceanus.
Derart technisch modern geht es bei Seiko, Orient oder Citizen in der Regel nicht zu, von den Schweizern mal ganz zu schweigen.
Vielleicht einzige Ausnahme und wahrscheinlich auch direkte Konkurrenz der Oceanus-Modelle sind die Seiko Astron.
Für mich macht aber auch diese Optik den besonderen Reiz einer Oceanus aus.
Die Detailverarbeitung des Blattes ist auf sehr hohem Niveau und die vielen applizierten Elemente generieren eine phantastische Tiefe.
Das ist besonders beachtlich wenn man bedenkt, dass die Gesamthöhe der Uhr nur 9,4mm beträgt.
Die Grundfarbe des Zifferblattes ist nicht schwarz, sondern dunkelgrau oder anthrazit. Das sieht man erst auf den zweiten Blick, macht es aber noch interessanter.
Es ist in einem schönen Sunburst-Schliff ausgeführt. Besonderes Highlight sind natürlich die diversen, blauen Akzente.
Ich werde aber gar nicht erst versuchen sie alle einzufangen oder gar zu erklären. Das hat @Astron hier schon unerreichbar gut bei seiner S4000 gemacht:

Symphonie der Blautöne: Casio Oceanus Manta OCW-S4000-1AJF
Ein netter Zusatz der S5000E ist der blau-schwarze Rehaut mit fließendem Farbübergang.
Als Krone der Schöpfung muss aber wohl die streng limitierte und längst ausverkaufte S5000C erwähnt werden.
Hier wird in dem Saphirglas-Facetten-Rehaut eine Farbpracht vom allerfeinsten geliefert, am besten mal in dieses Video schauen:
Ich hatte zu große Sorge, dass diese S5000C zu "bling" ist, aber am Ende des Tages ist sie einfach cool und ich bereue ein wenig, sie mir nicht zumindest einmal angesehen zu haben.

Ich glaube nämlich, im Oktober 2019 hatten noch einige Geschäfte in Japan das ein- oder andere Modell auf Lager.
Die ähnliche, aber noch seltenere S5000S war auch damals schon komplett ausverkauft.
Das heißt aber natürlich nicht, dass ich mit meiner S5000E nicht glücklich bin - im Gegenteil!

Letztlich gefallen mir ihre breiteren Indizes auch besser.
Ich trage die Uhr extrem gerne und regelmäßig, sie darf in meiner Sammlung nicht fehlen.
Das Saphirglas ist beidseitig entspiegelt und diese Entspiegelung ist ebenfalls auf allerhöchstem Niveau, ich habe noch keine bessere gesehen. Die Uhr wirkt quasi "glaslos".

Das Werk verdient es glaube ich durchaus, als High-End Quartz bezeichnet zu werden. Es hat natürlich nicht die Ganggenauigkeit eines Bulova Precisionist, ETA Precidrive, Seiko 9F oder Citizen A010.
Aber ich denke, die Summe der Eigenschaften ergeben durchaus ein echtes Premium-Werk.
Sehr dünn (3,5mm), solarbetrieben, Funk- und BT-Abgleich und extrem präzise Schrittmotoren für jeden Zeiger.
Ich habe mal ein kleines Video zur Zeigerjustierung gemacht.

Beide Uhren - Citizen und Casio - sehen sich zwar auf den ersten Blick nicht besonders ähnlich, aber wenn man die blanken Fakten betrachtet, versteht ihr vielleicht warum ich an meine alte Citizen denken musste, als ich die Oceanus gekauft habe.
Hier meine Liste der Gemeinsamkeiten:
- Japanischer Hersteller
- Solarbetrieben
- Titangehäuse/band
- Integriertes Band
- Außergewöhnliche Bandglieder
- Erhabener Band-Mittelsteg
- Dunkelgraues Sunburst-Zifferblatt
- Saphirglas
- 100M WR
- Polierte und gebürstete Flächen
- Kleine, hexagonale Krone
Noch ein paar Kritikpunkte, die für mich zu jeder Vorstellung gehören:
- Auf zwei Indizes ist das Lume nicht ganz perfekt aufgetragen. Es ist minimal und fällt nur bei Betrachtung aus bestimmten Winkeln auf, aber hier spürt man dann eben doch den Unterschied zu GS.
- Scheinbar ein allgemeines Problem von Titan: Ich finde ich schwer, das Band makellos sauber zu halten. Meist sehe ich feine Spuren/Schlieren, die schwer wegzuwischen sind. Die Uhr ist geradezu ein Fingerabdruck-Magnet.
- Die Unterseite des Bandes hat ein paar härtere Kanten und zupft daher manchmal ein wenig an meinen Armhaaren. Ich glaube das liegt eher am sehr kantigen Stil des Bandes als der Verarbeitungsqualität.
- Die Stoppuhrfunktion der Uhr ist nutzlos. Wenn man startet, dreht der Sekundenzeiger immer erst eine Runde um das Blatt. Absoluter Schwachsinn.
Ich "meckere" hier auf sehr hohem Niveau. Das liegt wohl daran, dass einige Aspekte der Uhr so perfekt sind, dass man es nur schwer glauben kann bei dem verhältnismäßig geringen Preis.
Es ist schön eine weitere Uhr zu haben, die mich beim Tragen jedes Mal ein wenig an meine Jugend erinnert.

Noch dazu ist die Oceanus natürlich eine Erinnerung an den wundervollen Japan-Urlaub.
Technische Daten:
Durchmesser: 40,5mm
Dicke: 9,4mm
Lug to lug: 45mm
Bandanstoß: 22mm
Werk: Casio 5603
Gangreserve: ?, Uhr stoppt im Dunkeln zuerst den Sekundenzeiger, dann alle Zeiger um Energie zu sparen
Eigenschaften: Chronograph, Weltzeit, Solar, Funk/Atomuhrabgleich, Bluetooth (Abgleich, Steuerung, Einstellung)
Glas: Saphir, beidseitig entspiegelt
WR: 100m
*Quelle zu dieser Aussage:
Visiting Grand Seiko case Manufacture
Falls jemand Freude beim Lesen hatte, hier sind Links zu meinen anderen, bisherigen Vorstellungen:
2x Unitas 6497-1 leicht bekleidet: DONE Mechanica Squelette vs. Tissot T-Complication Squelette
Orient FFM03004B0 oder auch: Warum möchte Orient bloß keine Uhren verkaufen?
Ein sportlicher Graupapagei ohne Familie: Seiko SSA381K1
Ich mag Diver einfach nicht… aber… Seiko Samurai SRPB49K1 oder die übrigen 1%
Das schwarze Schaf: Pancor P02-automatic blue
Erinnerung an eine Stadt: Seiko SRPB41J1 aka “Blue Moon”, die Tonhallenuhr
Back to the roots, Teil 1: Casio G-Shock GW-M5610-1ER
Im nächsten Beitrag noch ein paar wenige Eindrücke aus diesem phantastischen Land.

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