Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren

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gsl

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Liebes Forum!

Bei einer Wanduhr kann man den Abfall ja am Werk regulieren und einstellen. Das passiert bei der Revision. Aber wenn die Uhr schief hängt ändert sich der Abfall ebenfalls. Man hört es deutlich wenn sie statt tick-tack tiick-tack oder tick-taack macht, und wenn man es übertreibt, bleibt sie stehen.
Der durch die Schieflage veränderte Abfall verändert wohl auch das Gangverhalten (Vor- Nachgang), zusätzlich zu der Längeneinstellung des Pendels, oder verstehe ich das falsch?
Wenn das aber zutrifft, gibt es da eine Gesetzmäßigkeit (z.B. tik-took VOR und tiik-tok NACH oder so ähnlich)?

Der Hintergrund meiner Frage: Das führt dann dazu, dass wenn sich beim Aufziehen die Position geringfügig verändert, man am Pendel schrauben kann bis man alt ist ohne die gewünschte Ganggenauigkeit zu erreichen.

Wie immer für jede Hilfe dankbar
Michael
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #2
Schraubendreher

Schraubendreher

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Hallo Michael,

theoretisch verändert ein geringer Abfallfehler nicht den Gang der Uhr. Wenn der Abfallfehler nach dem Aufziehen hörbar ist weil die Uhr schief hängt, hängst Du die Uhr halt einfach wieder grade hin. Problem gelöst.

Bis dann:
der Schraubendreher
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #3
gsl

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theoretisch verändert ein geringer Abfallfehler nicht den Gang der Uhr
Danke, Schraubendreher. Ich war mir nicht sicher. Da ich meine Wanduhren im Sommer nach Jahrzehnten wieder in Betrieb genommen habe und nach der Revision jetzt am Regulieren bin wollte ich nicht an einer Schraube drehen, um beim nächsten Aufziehen, durch die unvermeidliche kleine Verschiebung (es sind kleinere Uhren mit (neuen) starken Federn) dann alles zunichte machen. Aber wenn das so ist, dann mache ich mit dem Pendel weiter. Die Genauigleit ist schon bei +- 1 Min./Woche, aber ich brauche sie noch genauer, damit sie bei den Schlägen nicht ineinanderdriften und sich überscheiden.

Liebe Grüße
Michael.
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #4
Matthias MUC

Matthias MUC

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Mach einfach, wenn sie perfekt senkrecht hängt und dann einmal auf perfekten Gang einreguliert ist, eine ganz kleine Marke mit Bleistift für "senkrecht", dann brauchst Du nach dem Aufziehen nicht immer andächtig lauschen (auch wenn die Uhr das freut). Meine Damm & Wolff H3 ist da auf 1mm hin oder her sehr empfindlich, aber mit dem Bleistiftstrich ganz schnell wieder geradegerückt.
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #5
gsl

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wenn sie perfekt senkrecht hängt
Servus Matthias und danke für den Tipp. Aber wie stelle ich fest, ob die Uhr perfekt senkrecht hängt, oder ich sie trotz Abfallfehler zufällig "erwischt" habe und sie genau geht? Und wie ist das mit dem Winkel zur Wand? Der verändert sich ja auch geringfügig (Aufhängeöse weiter draußen am Haken, bzw. weiter zur Wand).
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #6
Paulchen

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Ich würde eine Wasserwaage nehmen
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #7
Matthias MUC

Matthias MUC

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Wenn Du bei der Uhr den Abfallfehler ohne Gefummel an der Hemmung selber einstellen kannst (grr, mir fehlen die ganzen Begriffe...) - Der Teil, der am Anker hängt, hat ja z.B. oft den Stift, der in die eigentliche Pendelstange greift, und der Stift ist dann seitlich verstellbar. (siehe Markierung, Bild geklaut beim Wiener Regulator von @Dieter Heun).
Dann kannst Du zuerst die Uhr mit Wasserwaage oder wie auch immer perfekt senkrecht aufhängen. Der Winkel zur Wand sollte nicht völlig freifliegend sein, Haken kurz genug, daß sie eine eindeutige Position hat, evtl. hat die Uhr am Kasten unten Justierschrauben, aber dieser Winkel ist weit weniger kritisch, weil er ja sich nicht auf die Position Anker vs. Ankerrad auswirkt. Wenn die Uhr dann also perfekt hängt, dann mit der Einstellschraube den Abfall auf Null justieren (Gehör). Wenn das nicht gelingt, ist evtl. das Werk selber schief im Kasten oder sonst was, was über die normalen Justagen bei der "Inbetriebnahme" hinausgeht, ist im Argen.

1612169858188.png

lG Matthias
 
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Schraubendreher

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Moin,

eine alte Wanduhr sollte man grundsätzlich nicht nach der Wasserwaage aufhängen sondern immer nach Augenmaß. Oft sind die Gehäuse minimal asymetrisch, durch Alter oder ungenaue Fertigung. Wenn man sie dann nach Wasserwaage grade hängt und dann drei Schritte zurück geht, sieht es aus als würde die Uhr schief hängen. Deshalb so aufhängen, dass sie gerade aussieht und dann den Abfall entsprechend einstellen.

Solange das Pendel frei schwingen kann und der Abfall stimmt, ist es ihm völlig egal wie das Gehäuse hängt. Der Gang wird (in guter Näherung) nur von der effektiven Pendellänge bestimmt. Wenn das Gehäuse auf dem Haken hin und herrutschen kann, ist der Haken nicht weit genug in der Wand oder hat die falsche Form.

Im übrigen machst Du Dir viel zu viele Gedanken. Wenn Du keine PPU hast (PräzisionsPendelUhr), werden Temperatur und Luftdruck ohnehin einen höheren Einfluss auf den Gang der Uhr haben als die Aufhängung, solange der Abfall stimmt und das Pendel frei schwingt.

Bis dann:
der Schraubendreher
 
  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #9
Matthias MUC

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Augenmaß oder Wasserwaage - egal, ja, sie sollte nicht "schief" aussehen. Daß Wasserwaagenausrichtung objektiv perfekt sein kann, aber furchtbar ausschaut, kommt mir vom Bilderaufhängen in Altbauten stark bekannt vor..... Ich gebe aber offen zu, daß mich ein hörbarer Abfallfehler von meiner H3 hibbelig macht (passiert ja mal, wenn die gute "in Schulterhöhe" hängt, wo ein gewisser "Publikumsverkehr" herrscht), ich fange dann im Geiste an, im 5/4-Takt mitzuzählen, "Tick" auf die 1, "Tack" auf die 3 und irgendwann spring ich dann auf und rutsch die gute wieder um ihren halben Millimeter zurecht. Die H3 hat keinen irgendwie gearteten quaderförmigen Kasten, an dem das Auge zwanghaft Senkrechte suchen zu müssen vermag, und eine Amant-Hemmung, die zum Feineinstellen etwas fummelig, beim Abstauben schnell verstellt ist, da ist der Millimeter, um den die ganze Uhr "schief" gerückt wird, einfacher...

lG Matthias
PS.: Zur Vorstellung, was eine H3 ist, hier Bilder vom Mitforisten @rba285
 
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  • Aufhängen, Abfall und Gangverhalten von Wanduhren Beitrag #10
gsl

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R0012362.JPG

Das man sich auf die Geometrie des Gehäuses bei keiner antiken Uhr verlassen kann hat mir auch mein Uhrmacher gesagt. Er hat statt Wasserwaage oder Markierung am Pendelspitz im Kasten, Augapfel und Ohr empfohlen. Er hat auch nicht so gewirkt, als würde er die (fein)Position der Uhr als kritisch sehen. Meine Eingangsfrage war mehr aus Interesse, ob es eine Gesetzmäßigkeit gibt, und weniger weil ich in der Praxis anstehe. Natürlich wollte ich auch nicht unnötig am Pendel herumdoktorn, wenn andere Faktoren den Gang beeinflussen können,
Temperatur und Luftdruck ohnehin einen höheren Einfluss auf den Gang der Uhr haben
was mir Schraubendreher dankenswerterweise bestätigt und veranschaulicht hat.

Dank und Gruß

P.S. Nur falls sich jemand ob der Internationalität wundert, als diese Uhr von meiner Familie neu gekauft wurde, waren Wien, Budapest und Zagreb (und vieles mehr) Österreich-Ungarn.
 
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Architektenkind

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eine alte Wanduhr sollte man grundsätzlich nicht nach der Wasserwaage aufhängen sondern immer nach Augenmaß. Oft sind die Gehäuse minimal asymetrisch, durch Alter oder ungenaue Fertigung.

Kann ich aus Erfahrung bestätigen. Ich habe eine Wanduhr (nicht die auf dem Profilbild, sondern eine kleinere runde), die sich in Sachen Aufhängung sehr zickig aufführt. Sie läuft eigentlich nur, wenn die Pendelachse exakt stimmt; sonst bleibt sie nach wenigen Minuten stehen. Problem: Sie ist anscheinend irgendwann mal runtergefallen, das rechteckige Gehäuse hinter dem runden Ziffernblatt ging dabei kaputt und wurde anschließend amateurhaft (sprich: krumm und schief) neu verleimt. Mit der Wasserwaage ist da wenig zu machen, auch Augenmaß hilft bei einer runden Uhr kaum. Ich verlasse mich deshalb aufs Gehör – wenn es dauerhaft gleichmäßig tickt, stimmt die Aufhängung. Der Rest ist Einregulierung.

Habe sie auf diese Weise auf um die 20 Sekunden Abweichung die Woche gebracht. Mehr kann man von einem so schiefen Ding mit einem (geschätzt) 10 bis 12 cm langen Messingpendel kaum erwarten, finde ich. (Das Werk ist allerdings vor zwei Jahren in der Revision gewesen. Davor gab es einen Abfallfehler, der sich mit einer optisch halbwegs geraden Aufhängung nicht vereinbaren ließ.)
Schönen Gruß
Jan
 
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