Ancre "La Minute" Taschenuhr

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  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #1
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GrafZahl2

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Hallo zusammen,

in meiner ersten Therapiesitzung wegen der Infektion hatte ich ja schon erwähnt, daß meine Tochter - der Infektionsherd ;-) - die Wartezeit auf's bestellte Uhrenöl nicht abwarten konnte.
Eine Nachbarin hatte von unserer Krankheit erfahren und als rettende Sofortmaßnahme gleich mal eine Taschenuhr mit den Kommentar "die geht nicht mehr" vorbeigebracht.
Also saßen wir zusammen... ich hatte den Laptop an und bin dann auf einschlägigen Seiten wie Mikrolisk oder pocketwatch rumgesurft, habe meiner Tochter entsprechende Schritte dort gezeigt und sie hat dann das meiste Selbst gemacht.

Zu der Uhr hätte ich einige Fragen und auch wieder ein größeres Problem.
Aber der Reihe nach

so sieht sie aus:
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von hinten so:

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von der Seite so:

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Also erst mal gegoogelt... Wer ist Ancre ? Was ist Modell "La Minute" - nichts. Hat mich auch nicht wirklich überrascht ... es gibt ja soviele Lizensbauten die dann zu Zeitungsabos oder beim Kaffeeröster rumliegen.

Naja, dann halt Glas ab, um an die Zeiger zu kommen (zugegeben, es war wirklich nur ein Verdacht, daß das Glas genau wie der hintere Boden nur gesteckt ist... bei Verschraubung hätte ich auch nicht gewußt, wie man das dann ab bekommt, ohne die Randverzierung zu verkratzen)

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und Gehäuse auf

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Das ist doch nett, schöne Brücken, übersichtliche Schrauben (2 Werkhalteschrauben außen, Große Brücke 3, die anderen 3 Brücken je 1 Schraube)... aber keine Punze die das Kaliber oder den Hersteller verrät.
Preisfrage: Weiß jemand an der Stelle schon, um was für ein Werk es sich da handelt ?

Als allerersten Schritt die Feder entspannt. Dazu die Sperrklinke angehoben und die Krone durch die Finger gleiten lassen

Dann mal die Aufzugswelle ab um das Werk herauszubekommen
Dazu die kleine Schraube neben dem Kronenrad gelockert - da war wohl mal jemand mit 'nem viel zu großen Schraubenzieher dran ... mit was soll ich denn den Murks wieder hinbekommen ?

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Mit Pinzetten und Zeigerabheber waren die Zeiger schnell ab und nun wollte ich im Gegensatz zur Ruhla gleich das ZB abnehmen.

Nach genauerer Betrachtung der Schrauben vielen die 2 zwischen den Brücken auf:

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Die Kupferstifte sind vom ZB, der Schrauben an der Seite abgeflacht, müssen also nur 90Grad gedreht werden

Danach endlich der Blick unter's ZB

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Es ist also ein AS (ASSA) Werk. Habe mal bei Ranfft gestöbert, aber alle Kaliber in der Größe (Platinenedurchmesser gemessen ab der Aufzugswelle 40,58 mm, 90 grad dazu 40,12 mm :shock:) haben eine ganz andere Wippenform :???:.

Frage 1) Kann jemand sagen, was das für ein Werk ist ???

Danach kam die Unruh' raus und man sieht schön den Anker

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der kam also nun raus

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wie fast alles an dem Werk schön dreckig

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Dann das Hemmungsrad

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die "Klötzchen" an den Zähnen sind rußfarbene Ölrückstände :-)

Nun konnte man die anderen Brücken wegschrauben
Dabei das Drama am Sekundenrad:

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Das Steinlager ist gebrochen.:motz:
Was kann man da machen ?
Frage 2) Weiß jemand, was das Ersetzen beim Uhrmacher in etwa kosten würde oder gibt es hier - Umkreis Heilbronn - noch einen Uhrenspezi der das machen könnte ??

als nächstes kam das Kronenrad dran (Linksgewinde)

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und dann das Aufzugsrad der Federgehäuses

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das wollte überhaupt nicht raus - bis ein Hinweis bei Mikrolisk half: auch hier Linksgewinde !
Darunter wieder mal eine gaaanz feine Feder (die der Sperrklinke) ... so wie die eingebaut ist, wird das beim Zusammenbauen bestimmt nicht so einfach wie bei der Ruhla... aber das soll heute abend die Kleine machen :D

Nun kam die große (Federhaus?)brücke dran..

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Werk umdrehen, das Minutenrad und Zeigerstellrad wegnehmen und die Aufzugsmechanik zerlegen ging dann ganz ähnlich wie bei der Ruhla

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zuletzte wurde dann noch das geschraubte Unruhlager weggenommen

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Auf dem ersten Bild sieht man, daß die Zeiger zur hälfte verfärbt sind
Frage 3) Hat jemand einen Tip, wie man die am besten reinigen sollte ?

Ich denke an blauen radiergummi oder fein(s)es Schmirgelpapier (1000 ... 12000er). Vielleicht gibt's ja noch Patentrezepte ?
Versuche den anderen Dreck erst mal mit Waschbenzin loszuwerden (die Platine liegt schon einige Zeit im Bad und hat noch einige braune Stellen :|

Den rest (Ölen und zusammenbau) zeige ich dann später ...
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #2
Labrador

Labrador

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Hallo GrafZahl2,

ich gehe jetzt nur mal kurz auf den gebrochenen Lagerstein ein. Bei dieser Uhr haben wir noch die von unten gefassten Lagersteine. Deren Ersatz ist etwas aufwändiger als bei den später und heute verwendeten Einpresssteinen. Man kann das natürlich umbauen, aber das sieht dann nicht mehr original aus.

Grundsätzlich sollte aber vor dem Austausch geprüft werden, ob es in der Bohrung scharfe Kanten gibt. Solange die Innenoberfläche glatt ist, kann man damit auch weiterhin leben.

Viele Grüße

Jörn (Labrador)
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #3
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GrafZahl2

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Hi Jörn,
auf die Idee bin ich aufgrund eines anderen Threads hier , wo nur einseitige Risse waren auch gekommen.
Leider sieht die glatte Seite auch nicht so toll aus :(
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Denke mal, das mit dem Zeiger bekomme ich hin

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habe mal angefangen, ihn auf nem 8000er Leinen zu rubbeln, da sieht's dann schon verheißungsvoll aus

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Gruß, Christof
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #4
Philipp

Philipp

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Herzlich Willkommen Christof,

echt klasse wie du uns hier den TU-Service präsentierst.
Tolle Bilder und Beschreibungen. :super:
Ich kann dir leider mit den defekten Lagersteinen nicht helfen, werde dein "Treiben" aber weiter verfolgen...
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #5
Labrador

Labrador

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Hallo Christof,

den Lagerstein solltest du tauschen oder tauschen lassen. Mit seinen scharfen Kanten zerstört er sen Zapfen der Welle - wie schaut denn der noch aus?

Es mag sein, dass ich noch einen passenden Lagerstein zum Einfassen habe. Wenn du also Unterstützung brauchst...

Der Zeiger ist auf dem richtigen Weg. Weiterhin viel gutes Gelingen!

Viele Grüße

Jörn (Labrador)
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #6
pretium intus

pretium intus

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Hai,

das Tauschen (mit ein-und auspressen) dürfte doch von jedem halbwegs interessierten Uhrmacher zu machen sein.........
Habe in der Hinsicht hier gute Erfahrungen mit dem Spannungsriß an einem Deckstein gemacht.:-P .........20€

Grüßle

Hans
 
  • Ancre "La Minute" Taschenuhr Beitrag #7
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GrafZahl2

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Hallo zusammen,
am Freitag nach der Schule hat die Kleine die Ancre weitestgehend wieder zusammengeschraubt.
Ich hab derweil in Netz nach einem Schmierplan gesurft um beim Ölen zu assistieren (welche Sorte
gehört wohin ... )
Zuerst das Unruhlager - Ölen mit dem "besseren" Öl, mit der winzigen Schraube einsetzten,
dann die Wippenaufzugsmechanik - war ja genau wie bei der Ruhla und Schmieren.
Zeigerstellrad und Stunden rad mal zur Kontrolle rein (fällt beim Umdrehen eh' wieder raus :-) )
Das Ganze sieht dann wieder so aus

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Auf der anderen Seite analog zu den obigen Bildern wieder zusammensetzten

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Die Platinen und Brücken hatte ich nach der Reinigeung noch ein wenig poliert..
an der Unruhbrücke hab' ich mich nicht getraut, sieht natürlich unschön aus.
Wie könnte man die aufhübschen ?

Das Erlebnis, daß die Uhr sofort anfängt zu tickern, sobald die Unruh nur eingelegt war - noch vor dem
Festschrauben der Brücke - war wirklich nett :D

Dann die Zeiger wieder drauf und den Abstand kontrollieren, damit nichts irgendwo hängt

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Ticker sieht jetzt so aus:

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Auf dem Mineralglas sind noch ein paar Kratzer... mal sehen, ob oder wie ich die rausbekomme
Diamantpaste soll ja helfen ... hab' ich aber nicht :(

Hinterseite sieht zwar nicht mehr so grau aus, hat aber auch noch Kratzer. Weiß nicht, ob ich
da noch polieren soll. Fürchte, daß ich dann die feingravierten Linien wegrubbeln könnte....

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Heute habe ich mal Rollo's/Ralphs Idee mit Audacity als Zeitwaagenersatz aufgegriffen:
Die aktuelle Version dieser Freeware erlaubt nicht nur das aufnehmen des Tickens, sondern
auch hinzufügen eines Clip-Tracks - das ist dann wie "Üben mit Metronom"
Diese Tracks kann man bis 300 bpm einstellen. also bis 18000 A/h - genau was wir hier brauchen.
Diesen Track dann als wav exportieren oder direkt abspielen....
... um mit der anderen freeware von biburo dieses Zeitwaagenteil zu kalibrieren. Da beides auf demselben
System läuft, brauch ich mir dann keine Gedanken mehr um die Soundkarte (Genauigkeit des Quarzes)
zu machen.
Das Ergebnis war schnell

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Für 'ne Uhr mit wenig Steinen und der Rest der Achsen blechgelagert finde ich das nicht schlecht.

Das ersetzten des Lagers wird wohl ein Akt. Unser Uhrmacher in Heilbronn meinte: Altes Lager, altes Maß...
Restauratuer...2-3h Arbeit ... Muß sich der Besitzer überlegen
 
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