Hallo Thomas,
ich würd mich bei der Uhr nicht so auf das EC im Gehäuse versteifen. Auf Marken, die eine bildliche Darstellung zeigen und die Mikrolisk gesammelt hat, weil sie irgendwo registriert sind, kann man sich einigermaßen verlassen, aber bei "Nur"-Buchstaben wäre ich vorsichtig. Genauso würde ich mich nicht auf eine Uhrenbeschreibung in einem Auktionshaus oder bei ebay oder bei catawiki verlassen. Die, die da die Uhren beschreiben, sind auch Leute wie wir hier, die aus ihren vielleicht vorhandenen Erfahrungen und den ihnen zur Verfügung stehenden Hilfmitteln, wie zum Beispiel dem Mikrolisk-Verzeichnis, die Uhren einordnen. Das EC bei catawiki mag zwar auf den gleichen (wahrscheinlich Gehäuse)-Hersteller hinweisen, das ist aber überhaupt nicht sicher. Ich denke, dass die Zuordnung zu Eggli dort auch nur auf dem Nachschauen bei Mikrolisk basiert, also äußerst unsicher ist , wenn man nur die Buchstaben sieht. Das Gehäuse bei catawiki ist auch mit Sicherheit kein Stahlgehäuse, wie dort beschrieben, sondern es ist zu 99 % auch aus Silber, nur noch ungestempelt. Reine Stahlgehäuse in dieser Art gab es nicht, dann könnte es höchstens ein Neusilbergehäuse oder ähnliches sein. Stahlgehäuse waren glatt und dann brüniert oder gebläut, aber nicht guillochiert oder so verziert und auch noch abgenutzt.
Der Unterschied (bei der Uhr von catawiki) zwischen dem garantiert nichtsilbernen Innendeckel zum Gehäuse ist so stark, dass man relativ sicher von einem Silbergehäuse ausgehen kann. Nur eben ungestempelt, weil vor den Stempelgesetzen. Wenn ich das Gehäuse in der Hand hätte könnte ich es ganz sicher sagen. Aber das nur nebenbei.
Es kommt mir ..... komisch vor, dass Eggli - der scheinbar eine "Marke" war, sich nicht mit Wort/Bildmarke auch am Werk verewigt haben soll, sondern ein - nach meiner wenig maßgebenden Einschätzung - Massenkaliber verwendet hat.
Ganz sicher war Eggli keine der bekannte Uhrenmarken. Und die Signierung von Uhren aus der Zeit war hier im Forum ja schon öfter Thema. Es war damals der Uhrmacher am Ort und nicht die Marke ausschlaggebend welche Uhr gekauft wurde. Ein Markenfetischismus, wie wir ihn heute kennen, gab es damals nur in ganz kleinem Umfang. Auch einige große Firmen haben anfangs sehr oft noch unsignierte oder versteckt signierte Uhren verkauft. Bei Uhren von Audemars Piguet findet man z.B. sehr oft nur ein verstecktes AP. Bei Werken von LeCoultre kommen wahrscheinlich vor der Vereinigung mit Jäger neunundneunzig unsignierte oder versteckt signierte Werke auf ein öffentlich signiertes. Um nur zwei prominente Beispiele zu nennen.
Dafür findet man aus der Zeit sehr viele Uhren, die den Verkäufernamen irgendwo tragen. Oder eben gar keine Bezeichnung.
Oder man findet hier und da ein Zeichen, kann aber nicht sicher sein, ob das dann der Montierer, der Großhändler, der Werkehersteller oder der Gehäusehersteller war. Es ist also überhaupt nicht einfach bei anonymen Uhren, die der Kenner nicht sofort wegen ihres Werkes zuordnen kann.
Das mit dem "Massenkaliber" würde ich auch nicht so abschätzig sagen, denn die Arbeitsteilung war bei Uhrenherstellern schon immer ein gängiges Modell. Sogar schon zu Zeiten der Spindeluhren, also 100 Jahre früher. Und die Hersteller solcher Massenkaliber haben sehr viele Uhrenhersteller beliefert.
Zumal dieses Werk für eine Silberuhr schon zu den besseren gehört, denn sehr oft waren zu der Zeit in Silbergehäusen Werke mit der einfacheren Zylinderhemmung verbaut.
Michael (gsl) hat die Uhr auf das erste Viertel des 20 Jhdts geschätzt. Damit hat er vom Ausehen der Uhr 100%ig Recht, aber ich würde die Uhr trotzdem etwas eher, also um oder sogar kurz vor 1900 schätzen, denn die Bezeichnung "Ligne droite" findet man später kaum noch. Eher noch früher. Das bezeichnet nämlich die Anordnung zwischen Unruhe, Anker und Ankerrad. Bei älteren Uhren war das nicht in gerade Linie (was ligne droite in etwa bedeutet), sondern ungefähr im rechten Winkel. In der Anfangszeit der geraden Ausführung wurde das dann noch manchmal als Besonderheit auf dem Innendeckel erwähnt, aber als es normal war, hat man das nicht mehr extra so bezeichnet.
Gruß
Peter