
Seiko-Landy
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Ein freundliches „Hallo“ in die Runde,
bin erst seit Kurzem Mitglied dieses Forums, in dem ich allerdings schon lange interessiert mitlese und versuche mal mit einer Seiko Marine Master-Vorstellung meinen Einstand.
Der eine oder andere hat möglicherweise schon meinen Vorstellungsthread vom 28.06.2014 im „Hallo, ich bin …“ -Unterforum gelesen. Dort habe ich mich vorgestellt und erzählt, wie meine Seiko-Begeisterung entstanden ist.
Nachfolgend schreibe ich „Marinemaster“ (so steht es auf den Zifferblättern und Gehäuseböden) und nicht „Marine Master“ (so steht es in den Unterlagen zu den Uhren und auf der Seiko-Homepage).
Etliche aus diesem Forum haben mit ihren tollen Beiträgen einen nicht geringen Anteil an meiner Seiko-Freude. Auch war Ruegger‘s Seite nicht hilfreich, meine Begehrlichkeiten einzudämmen.
Begonnen hat der „Seiko-Wahnsinn“ Anfang dieses Jahres mit dem Kauf einer SBDX001 („Marinemaster 300 = MM300“), nachdem ich zuvor schon (allerdings ohne sammlerische Ambitionen) eine 1984er 7A38-7020 (Quarz-Chronograph), eine 2000er SNXS79 (kleine Automatik, jahrelang mein „Daily Rocker“) und eine 2012er SKA371P1 („Big Freaking Kinetic = BFK“), hatte.

Ich wollte schon lange eine „richtig gute“ Uhr, was ich für mich als robust, mechanisch, täglich tragbar und „etwas Besonderes“ definiert habe. Ich stöberte seit Jahren immer wieder mal in diversen Uhrenforen herum und kaufte gelegentlich Uhrenzeitschriften, aber es hatte sich noch nicht herauskristallisiert, in welche Richtung es letztlich gehen soll.
Weder war ich auf eine bestimmte Marke, noch eine bestimmte Uhrengattung (z. B. Diver) festgelegt. In meinem Kopf spukten bevorzugt eine Omega Speedmaster Professional und eine (gebrauchte) Rolex Sea-Dweller 4000 (16600) herum.
Anfang des Jahres lag ich mit einer Grippe im Bett und hatte viel Zeit zum Surfen. Dabei bin ich immer wieder auf die SBDX001 gestoßen, die mich mehr und mehr in ihren Bann gezogen hat.
Daher ist es letztlich weder eine Omega, noch eine Rolex geworden, sondern ich habe mich nach einigem Ringen (so viel Geld für „nur“ eine Seiko?) entschlossen, ohne jemals eine live gesehen zu haben, eine SBDX001 zu bestellen.
Dass es sich dabei um eine Taucheruhr handelt, hat nichts damit zu tun, dass ich eine solche brauche. Allerdings habe ich mir von der Gattung „Taucheruhr“ eine hohe Robustheit versprochen und mich faszinierte das Monocase-Gehäuse.

Alle Abmessungen, die ich angebe, habe ich nicht im Internet abgeschrieben, sondern mittels Schublehre nachgemessen, wobei die Werte auf 0,0 mm, bzw. 0,5 mm gerundet sind. Der Durchmesser bezieht sich auf das Gehäuse, nicht auf die Lünette. Die Höhe habe ich jeweils „über Glas“ und nicht an der Lünette gemessen.
Die wesentlichen Daten der SBDX001:
Durchmesser ohne Krone: 44 mm
Durchmesser mit Krone: 47 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 50 mm
Höhe: 15 mm
Bandanstoß: 20 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, unsigniert
Gehäuse: Edelstahl
Wasserdicht bis 300m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 8L35 Automatik, "Manufakturkaliber", 28.800 Halbschwingungen/Stunde, 26 Lagersteine
Mineralglas (Hardlex), gewölbt
Die Uhr hat mich sehr beeindruckt, wobei mir der Umstand, dass sie außerhalb der Foren nicht als das wahrgenommen wird, was sie ist, entgegenkommt. Ich wollte keine Uhr, mit der ich irgendwem irgendwas beweisen kann, sondern eine Uhr „für mich“.
Zur SBDX001 finden sich in diesem Forum (und anderen) etliche Informationen. Daher verzichte ich auf umfangreiche Ausführungen zu „Grand Seiko-Verwandtschaft“, „In-House-Kaliber / Manufakturkaliber“, „Monobloc-/Monocase-/Monocoque-Gehäuse“ und „Hardlex vs. Saphirglas“ (die SBDX001 hat „nur“ ein Hardlex-Glas). Bezüglich dieser Umstände mag sich jeder seine eigene Meinung bilden. Infos gibt es dazu genug im Netz.
Anmerken möchte ich jedoch ein paar Eindrücke:
Die SBDX001 wirkt auf mich in angenehmer Weise „vintage“-mäßig. Die (im Gegensatz zu allen anderen nachfolgend vorgestellten Uhren) unregelmäßig (wohl von Hand) aufgetragene Lume, die Gehäuseform, das gewölbte Hardlex-Glas, die schlichte, unsignierte Krone bei „4 Uhr“, die Zeigerform, der dezente 20 mm-Bandanstoß und das von mir (überwiegend) verwendete braune Lederband machen die SBDX001 für mich zu einer klassischen und edlen Uhr, die ich sehr gerne und zu allen Anlässen trage.
Lobeshymen sind auf die SBDX001 schon viele gesungen worden, deshalb von meiner Seite nur soviel:
Die Verarbeitung ist sehr gut, die Zeiger (vielleicht mit Ausnahme des Sekundenzeigers) sind aufwändig gearbeitet, der Kontrast zwischen polierten und gebürsteten/satinierten Gehäuseflächen ist spannend, die Uhr hat eine große „Tiefe“ (man schaut quasi hinein, statt nur darauf) und sie bietet aus jeder Perspektive (und mit jedem Band) andere Eindrücke.
Gleichwohl würde ich nicht so weit gehen – wie gelegentlich zu lesen – und behaupten, dass es sich um DIE Uhr schlechthin handelt, die andere weitaus teurere und meist eidgenössische Produkte per se übertrumpft.
Es ist einfach eine tolle, gut gemachte Uhr, die für sich steht – das reicht mir.
Das teils zwanghaft verehrte 8L35 Automatik-Werk – eine einfachere, weniger aufwändig dekorierte und regulierte Variante des Grand Seiko 9S55-Werkes – ist in meinen Augen nicht perfekt, jedenfalls nicht im Sinne bester Gangwerte.
Mir ist bewusst, dass unterschieden wird, ob eine Uhr Vor-/Nachgang hat, gang-/lagenstabil läuft oder ob sie in verschiedenen Lagen abweichendes Gangverhalten zeigt. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich nicht die technisch richtigen Begriffe verwende. Für mich sind diese Erwägungen sekundär. Wichtig ist mir, dass eine Uhr (am Arm getragen und unabhängig davon, ob ich mich viel oder wenig bewege) möglichst genau die Zeit hält.
Bei Auslieferung hatte die SBDX001 einen (nicht nach Lagen, sondern schlichtweg mit täglichem Blick auf eine Funkuhr bestimmten) Vorgang von ca. 2 s / Tag, der sich im Laufe der Monate erhöhte und mittlerweile bei ca. 10 s / Tag (wenn ich mich viel bewege oder die Uhr mal auf dem Beweger ist, auch mehr) eingependelt hat. Das ist nicht dramatisch, aber auch nicht so toll, wie von mir erhofft. Meine (allerdings nachregulierten) 7S26-Seikos können es überwiegend besser. Dass es das 8L35 auch deutlich besser kann, zeigt meine SBDX011 (dazu nachher mehr).
Ich weiß noch nicht, ob – wenn ja, durch wen – ich die SBDX001 irgendwann mal regulieren lasse. Meine Sorge gilt etwaigen Beschädigungen der Uhr beim/durchs Öffnen. In diesem Zusammenhang habe ich leider schon viel Stümperhaftes erlebt.
Hat jemand einen Tipp, wer in Deutschland ein 8L35 / eine SBDX001 mit dem nötigen Fingerspitzengefühl – möglicherweise sogar in mehreren Lagen – einregulieren kann? Sollte man sich direkt an Seiko Deutschland wenden oder gibt es geeignetere Adressen? Wäre Seiko Österreich eine Alternative? Darüber habe ich schon viel Gutes gelesen.
Das Verhältnis von Höhe und Durchmesser des Gehäuses zum Durchmesser des Zifferblatts gibt der Uhr – insbesondere von oben betrachtet – einen etwas „gedrungenen“ Eindruck. Ich finde die Proportionen sehr schön, allerdings sind sie m. E. etwas ungewöhnlich.
Die Lünette dreht sich satt und mit schönem, wertigen Geräusch.
Die verschraubte Krone bedarf einer sensiblen Bedienung. „Draufdrücken und Losschrauben“ geht (anders, als z. B. bei der SBDC007 „Shogun“, die eine wunderbar leichtgängige Krone hat) nicht. Am besten ist es, die Krone vorsichtig anzudrücken, dann leicht gegen die eigentliche Dreh-/Schraubrichtung zu bewegen bis man merkt, dass sie ins Gewinde greift und sie dann zu verschrauben.
Das werksseitige Metallband ist mir (wegen der polierten Elemente) zu „blinky“ (wenn auch die Ratschenverstellung der Schließe eine feine Sache ist) und das werksseitige Kunststoffband zu „skurill“. Ich habe mit verschiedenen schwarzen und braunen Lederbändern, Kautschukbändern (u. a. einem schwarzen Hirsch Hevea, das gut passt), sowie Natos und Zulus herumprobiert und mir gefällt die SBDX001 am besten am braunen Di-Modell „Polo Sherpa waterproof“, sowie am sandfarbenen oder grünen 5-Ring-Zulu, bzw. grauen 3-Ring-Zulu und (wie auf dem Foto) am grünen Nato. Auch nicht schlecht wirkt sie am dunkelbraunen Hirsch Liberty.
Die SBDX001 bekommt (da sie recht hoch ist) beim Tragen an den Gehäuseflanken schnell kleine Macken, die natürlich an den polierten Flächen besonders auffallen. Ich finde das nicht schlimm und sehe es positiv als Patina, könnte mir aber vorstellen, dass das nicht jeder so sieht.
Nachdem ich durch die SBDX001 angefixt war, kamen – was ich ursprünglich überhaupt nicht vor hatte (ich wollte EINE „richtig gute“ Uhr) und sowohl Vernunft, als auch Budget massiv überdehnte – in kurzer Zeit weitere Seikos hinzu, insbesondere diverse Marinemaster, so SBDD003, SBBN017, SBDX011, SBDB001 und SBDB009.
Zunächst zu den Tunas.

Die wesentlichen Daten der SBBN017 (oben im Foto links):
Durchmesser ohne Krone: 47,5 mm
Durchmesser mit Krone: 50 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 50 mm
Höhe: 15 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Edelstahl, poliert
Shroud: Edelstahl, mattiert
Wasserdicht bis 300m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 7C46 Quarz, "Manufakturkaliber", 7 Lagersteine
Mineralglas (Hardlex), gewölbt
Die wesentlichen Daten der SBDX011 (oben im Foto mittig):
Durchmesser ohne Krone: 51 mm
Durchmesser mit Krone: 54 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 46 mm
Höhe: 17 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, mattschwarz beschichtet
Shroud: Titan, mattschwarz beschichtet
Wasserdicht bis 1000m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 8L35 Automatik , "Manufakturkaliber", 28.800 Halbschwingungen/Stunde, 26 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die wesentlichen Daten der SBDB009 (oben im Foto rechts):
Durchmesser ohne Krone: 50 mm
Durchmesser mit Krone: 52 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 46 mm (gemessen zwischen den Bandanstößen im Shroud)
Höhe: 17 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, schwarz beschichtet
Shroud: Titan, anthrazit beschichtet
Wasserdicht bis 600m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 5R65 Automatik (Spring Drive), "Manufakturkaliber", 30 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die SBBN017 (oben im Foto links) ist eine Quarz-Tuna (Tuna Can = Thunfischdose). Sie trägt – wie auch die SBDX011 (die das gleiche 8L35 Automatik-Werk nutzt, wie die SBDX001, oben im Foto mittig) und die SBDB009 (die ein Spring Drive-Werk 5R65 nutzt, oben im Foto rechts) – einen sog. Shroud um das eigentliche Gehäuse. Dabei handelt es sich um einen verschraubten (abnehmbaren) Schutzring („Thunfischdose“), der – insbesondere beim Tauchen, der eigentlichen Bestimmung der Tunas – die Uhr vor Stößen/Schäden schützen soll.
Anders als SBDX011 und SBDB009 hat die SBBN017 kein Saphirglas, sondern ein gewölbtes Hardlex-Glas, das die Uhr „klassisch“ wirken lässt. Sie ist insgesamt „zierlicher“, als die beiden „Schwarzen“ (die sich jedoch untereinander auch in Größe und Eindruck unterscheiden), was durch den mattierten (wirkt wie bead blasted) Shroud noch unterstrichen wird.
Da die SBBN017 über ein Quarz-Werk (7C46) verfügt, hat sie den Vorteil, jederzeit einsatzfähig zu sein. Im Gegensatz dazu müssen die SBDX011 (mit ca. 50h Gangreserve) und die SBDB009 (mit ca. 72h Gangreserve) an den Arm oder auf den Beweger, um startklar zu bleiben. Alternativ können SBDX011 und SBDB009 von Hand aufgezogen werden, was ich aber aus Sorge um die Langlebigkeit der Kronenverschraubung nur selten nutze.
Das in der SBBN017 verwendete Quarz-Werk 7C46 ist – so habe ich gelesen – mehr auf Drehmoment und Robustheit, als auf Ganggenauigkeit ausgelegt. Ich stelle jedoch bislang nur eine geringe Abweichung von wenigen Sekunden / Monat fest.
Das 7C46-Werk soll in der Produktion teurer sein, als das Automatik-Werk 6R15, das z. B. in der SBDC001/003/005 („Sumo“) oder der SBDC007 („Shogun“) eingesetzt wird. Zudem soll sich das 7C46 durch eine hohe Batterielebensdauer auszeichnen und zeigt – was das Risiko plötzlichen Stillstands minimiert – durch doppelten Sekundensprung deren Ende an.
Ein interessantes Feature ist, dass am Boden eine ringförmige Skala mit Jahreszahlen angelegt ist (in meinem Fall von 18 bis 28), an der man das Wechseldatum/-jahr der Batterie einkerben kann.
Die SBBN017 trage ich am sandfarbenen 3-Ring-Zulu und halte sie für die „tragbarste“ meiner Tunas, wobei ich auch die anderen im Alltag nutze. Jedoch trage ich nur selten Anzug und Hemd, was den täglichen Einsatz sicher erleichtert.
Bei der SBDX001 hatte ich noch Bedenken ob Größe und Gewicht, die ich aber zwischenzeitlich abgelegt habe. Die SBDX001 kommt mir (allerdings mit 190 cm und 95 kg auch weder klein, noch magersüchtig) mittlerweile regelrecht zierlich vor, wenn ich z. B. von der SBDX011 wechsele.
Die SBDX011 („Emperor Tuna“) ist (samt Shroud) aus Titan gefertigt, hat – wie die SBDX001 – ein Monocase-Gehäuse (allerdings mit einer Wasserdichtigkeit „1000 m“ vs. „300 m“ bei der SBDX001) und nutzt – ebenfalls wie die SBDX001 – das 8L35 Automatik-Werk.
Die Ganggenauigkeit meiner SBDX011 schlägt die der SBDX001 deutlich. Die Uhr hat im Ergebnis (auch über Wochen am Stück getragen) weder Vor-, noch Nachgang. An „bewegten“ Tagen geht sie maximal 2 s vor, was sich nachts (seitlich – Krone nach oben – abgelegt) wieder „einregelt“. Mir stellt sich die Frage, ob das ein Zufall ist oder Seiko möglicherweise die 8L35-Werke, die in der SBDX011 eingesetzt werden, sorgfältiger auswählt, bzw. reguliert, als diejenigen der SBDX001. Auch habe ich schon überlegt, ob irgendwelche Gegebenheiten des Gehäuses (bin kein Techniker und weiß nicht, ob der Gedanke fundiert ist), bzw. der Einbaulage des Werkes Einfluss auf die Genauigkeit nehmen könnten.
Die SBDB009 („Spring Tuna“) ist die unlimitierte und ohne „goldige“ Details angebotene Variante der zwischenzeitlich eingestellten und im (Gebraucht-)Preis völlig abgedrifteten SBDB008.
Ausweislich der Gehäusenummer stammt meine SBDB009 aus Januar 2014 und hat eine zweistellige Produktionsnummer. Da auch in einem anderen Forum eine SBDB009 aus Januar 2014 (mit allerdings dreistelliger Produktionsnummer) vorgestellt wurde, gehe ich davon aus, dass die Produktion im Januar 2014 begonnen hat, während der Verkauf (meines Wissens nach) erst im Juni 2014 begonnen hat.
Die SBDB009 ist – wie die SBDX011 – einschließlich des Shrouds aus Titan gefertigt, wirkt aber doch ganz anders, als die SBDX011. Sie hat kein Monocase-Gehäuse (und „nur“ eine Wasserdichtigkeit „600 m“) ist minimal kleiner, als die SBDX011 und der Shroud ist deutlich anders geformt.
Im Gegensatz zur SBBN017 und der SBDX011 sind bei der SBDB009 die Federstege direkt in den Shroud eingesetzt (der aber nicht durchbohrt ist) und nicht in Hörner, sodass sich das Band sehr viel „freier“ bewegen kann, als bei der SBDX011. Die durchbohrten Bandanstöße der SBBN017 und der SBDX011 sind auch bei montiertem Shroud „erreichbar“ und lassen einen einfachen Bandwechsel zu, was bei der SBDB009 so nicht möglich ist.
Das „Schwarz“ der SBDB009 ist glänzender („dressiger“), als das der SBDX011, die im direkten Vergleich matt und etwas „grober“ (in meinen Augen „tooliger“) wirkt. Der Shroud der SBDB009 ist glatt und schimmert ins Anthrazit/Silbergrau, während der der SBDX011 „schwärzer“, massiver und weniger „fein“ wirkt.
Die Lünette der SBDB009 ist wesentlich glänzender (fast spiegelnd) und auch klarer („strahlender“) in der Beschriftung, als die der SBDX011, die auch hier „grober“, bzw. „matter“ wirkt.
Im Gegensatz zur SBBN017 und der SBDX011 trägt die SBDB009 das Datum zwischen „4 Uhr“ und „5 Uhr“ und nicht bei „3 Uhr“.
Die Lume der SBDB009 ist der absolute Hammer, wobei alle der hier vorgestellten Uhren in dieser Beziehung sehr gut sind. Die SBDB009 setzt dem m. E. jedoch die Krone auf, zumal die volle Leuchtkraft bereits nach kürzester „Lichtaufnahme“ zur Verfügung steht.
Nicht zuletzt aufgrund des „schwebenden“ Sekundenzeigers (Spring Drive) bietet die SBDB009 einen ganz anderen (insgesamt feineren und edleren) Eindruck, als die SBDX011. Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden Uhren sind, wenn man sie nebeneinander ansieht.
Was von den Seiko Spring Drive-Werken zu halten ist, ist nicht unumstritten. Seiko hat über viele Jahre und mit hohem finanziellen Aufwand ein Uhrwerk entwickelt, das einem klassischen Automatik-Werk nahezu gleich ist, sich jedoch in einem wesentlichen Punkt unterscheidet. Statt mittels einer mechanischen Hemmung wird mit Hilfe eines elektromagnetischen Kraftimpulses, der quarzgesteuert ist, die Geschwindigkeit des Gleitrades und der Zeiger kontrolliert / reguliert.
Das führt im Ergebnis zu beeindruckenden Gangwerten (bei meinen beiden Spring Drives bislang jeweils ca. 3 s Vorgang / Monat) und einer völlig ruckfreien, „schwebenden“ Bewegung des Sekundenzeigers.
Spring Drive-Werke haben eine hohe Gangreserve (72 h), die bereits nach wenigen Stunden am Arm erreicht ist, was durch einen kleinen Zeiger nachvollziehbar ist. Nach meiner Erfahrung sind die Spring Drive-Werke auch weniger anfällig für Abweichungen auf dem Uhrenbeweger, wo sie zudem bereits nach kurzer Zeit den Vollaufzug erreichen.
Ich habe zu wenig Ahnung von (Uhren-)Technik, um das detailreicher darstellen zu können. Jedenfalls ist es wohl so, dass die Kritiker es als „unzulässigen“ Eingriff in die Uhrmacherkunst / Uhrenmechanik begreifen, dass die Hemmung mittels eines quarzgesteuerten elektromagnetischen Impulses (und eben nicht rein mechanisch) stattfindet.
Anders, als bei den Kinetic-Modellen, bei denen es sich tatsächlich um „echte“ Quarz-Uhren handelt, die lediglich mittels eines Rotors (einem Automatik-Werk ähnlichen mechanischen Antrieb), der einen Kondensator (Akku) lädt, mit Energie versorgt werden, werden die Spring Drive-Werke rein mechanisch angetrieben.
Die für die Hemmung aufgewandte Energie ist minimal und hat (anders eben, als bei einer Quarz-Uhr) nichts mit dem Antrieb des Uhrwerkes zu tun.
Zudem sind die Spring Drive-Werke nahezu wartungsfrei, da die klassische Hemmung – so habe ich es zumindest mehrfach gelesen – dasjenige Bauteil im Uhrwerk ist, das am Ehesten Verschleiß unterliegt.
Einer Spring Drive zuzusehen, ist beeindruckend und macht Freude.
Zurück zu den Tunas:
Ich habe die SBDX011 an diversen Bändern probiert, u. a. 3- und 5-Ring-Zulus, sowie Leder-Zulus. Durchzugsbänder, insbesondere zweilagige, sehen zwar cool aus, lassen aber die – ohnehin schon sehr hohe – Uhr m. E. zu hoch wirken und verstärken den Eindruck der Kopflastigkeit zu sehr.
Vielfach werden für die SBDX011 IsoFrane-Bänder empfohlen – teilweise in 22 mm (dem Bandanstoß entsprechend), teilweise in 24 mm (dann unter dem Shroud verborgen zurechtgeschnitten). Das sieht auf Fotos recht bullig aus, ist aber nicht so mein Ding. Ich habe letztlich ein Seiko-Diverband Z22 genommen, das zum Gehäuse hin etwas breiter ist, als das Serienband B22 der SBDX011 und dadurch den sowohl optischen, als auch gefühlten Eindruck der Kopflastigkeit verringert. Zudem korrespondiert das Z22 – anders, als das werksseitige Band – der Breite nach mit dem jeweils dem Band zugewandten Ende des Shrouds, was der Uhr den Eindruck eines „Töpfchens auf dem Arm“ nimmt. Allerdings ist das Z22 „störrischer“, als das weichere B22 und hat eine „nur“ mattierte, nicht geschwärzte Dornschließe, wobei der Keeper im Falle des Z22 auch schwarz (Gummi, statt Titan) ist.
Da das serienmäßige Band der SBDB009 nochmals weicher/geschmeidiger ist, als das der SBDX011 und sich zudem aufgrund der etwas geringeren Höhe des Shrouds und der anderen Befestigung (nicht an Hörnern) freier bewegt, sehe ich einstweilen keine Veranlassung, dort ein anderes Band zu verwenden.
Die schwarzen Tunas sind sehr präsent, was man mögen muss. Ich mag es.
Möglicherweise sind die SBBN-Modelle (es gibt derzeit SBBN013, 015 und 017, wobei 015 und 017 sich nur in optischen Details unterscheiden, während die 013 „Darth Tuna“ schwarz ist, ein Monocase-Gehäuse mit „1000 m Wasserdichtigkeit“ hat und einen Keramik-Shroud trägt) diejenigen Tunas (oder gar Marinemaster?), die die Idee einer robusten und unkomplizierten Taucheruhr am konsequentesten umsetzen. Ob man als Taucher polierte Oberflächen, ein (im Vergleich zum Quarz-Werk stoßempfindlicheres) Automatikwerk, handbearbeitetes Zifferblatt und Zeiger oder gar ein Spring Drive-Werk braucht, sei dahingestellt. Aber auch das mag jeder selbst entscheiden.
Mir machen schlichtweg die unterschiedlichen technischen und ästhetischen Gegebenheiten Freude, was aber „Spleen“ und nicht irgendeine Notwendigkeit ist.
Bleiben noch die SBDD003 und die SBDB001.
Die wesentlichen Daten der SBDD003:
Durchmesser ohne Krone: 48 mm
Durchmesser mit Krone: 51,5 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 53 mm
Höhe: 10,5 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 3 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, glanzschwarz beschichtet
Wasserdicht bis 200m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 5D22 Quarz (Direct Drive), "Manufakturkaliber"
Saphirglas, flach

Bei der SBDD003 (die nicht mehr produziert wird) handelt es sich auch um eine Marinemaster, obgleich diese „Auszeichnung“ (anders, als bei allen anderen hier vorgestellten Uhren) nicht auf dem Ziffernblatt zu finden ist, sondern „nur“ auf dem Hang Tag.
Ich war unsicher, ob ich die SBDD003 kaufen soll, da sie letztlich „nur“ ein sehr teurer Quarzer ist und zudem meine aus 2008 stammt, also zum Zeitpunkt der Anschaffung schon sechs Jahre lag.
Allerdings bin ich froh, sie gekauft zu haben, denn sie ist beeindruckend und gefällt mir richtig gut. Sie wirkt ganz anders, als die anderen Marinemaster und setzt ihren eigenen Akzent.
Im Trageverhalten erinnert sie mich etwas an die SBDC007 („Shogun“) und teilt sich mit dieser auch die wunderbar leichtgängige Krone.
Die SBDD003 hat ein glanzschwarz beschichtetes Titangehäuse, Saphirglas, eine sehr griffige Lünette und ein Kinetic Direct Drive-Werk 5D22. Sie wirkt aufgrund ihrer Proportionen (großer Durchmesser, noch größerer Abstand der Bandanstöße im Verhältnis zur vergleichsweise geringen Höhe) sehr „flächig“, ganz im Gegensatz z. B. zur SBDX001.
Im Gegensatz zur normalen Kinetic (bei der es sich – siehe oben – ebenfalls um ein mit mechanisch gewonnener Energie versorgtes Quarz-Werk mit Kondensator als Energiespeicher handelt), kann man die SBDD003 von Hand aufziehen (ein langwieriges Unterfangen; zwei Minuten = ca. ein Tag Gangreserve), was es erleichtert, den Kondensator in geladenem Zustand zu halten (dann ist er langlebiger), auch wenn man die Uhr nicht regelmäßig trägt. Diese Funktion halte ich für sinnvoll, da die Kinetic-Modelle sich nicht über einen Uhrenbeweger „aufladen“ lassen. Gleichwohl wäre es noch besser, wenn die Uhr beim Aufziehen schneller „laden“ würde.
Bei Vollaufzug hat die SBDD003 nur eine Gangreserve von einem Monat, während die normalen Kinetic-Modelle eine solche von bis zu sechs Monaten haben (Kinetic Auto Relay-Modelle sogar bis zu vier Jahren).
Die SBDD003 hat eine Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt (wie auch die Spring Drive-Modelle), was ich praktisch finde, wobei man bei den normalen Kinetics auch per Knopfdruck die Gangreserve abfragen kann, die dann durch den Vorlauf des Sekundenzeigers angezeigt wird.
Aufgrund ihres recht geringen Gewichtes trägt sich die SBDD003 sehr angenehm, wobei sie allein schon durch ihre Farbe eine große Präsenz am Arm hat.
Ungewöhnlich ist, dass die SBDD003 (wie auch die SBDB009) das Datum nicht bei „3 Uhr“ zeigt, sondern zwischen „4 Uhr“ und „5 Uhr“.
Die Lünette ist – im Gegensatz zu allen anderen hier vorgestellten Marinemaster-Modellen – recht „grob“ gerastet. Zwar hat sie auch 120 Klicks, die aber nicht immer sauber einrasten und sich auch weniger wertig anhören, als bei den anderen.
Die SBDD003 ist übrigens (neben ihrem silbernen Schwestermodell SBDD001) die einzige Marinemaster, die die – wie auch bei allen anderen Marinemaster verschraubte – Krone nicht bei „4 Uhr“, sondern bei „3 Uhr“ trägt.
Derzeit trage ich die SBDD003 am braunen 5-Ring-Zulu (Leder) mit PVD-Ringen, alternativ am sandfarbenen 3-Ring-Zulu, ebenfalls mit PVD-Ringen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was an der Uhr von dem Leder-Zulu zu halten ist, finde es aber reizvoll.
Die wesentlichen Daten der SBDB001:
Durchmesser ohne Krone: 46 mm
Durchmesser mit Krone: 49,5 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 52 mm
Höhe: 18 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, poliert
Wasserdicht bis 600m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: Automatik 5R66 (Spring Drive), "Manufakturkaliber", GMT, 30 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die SBDB001 („Marinemaster 600 = MM/SD600“) ist möglicherweise die „streitbarste“ der hier vorgestellten Uhren. Mit ihr wollte Seiko alles richtig machen: hohe Wasserdichtigkeit (600 m vs. 300 m bei der SBDX001), poliertes Titangehäuse (allerdings kein Monocase wie bei SBDX001 und SBDX011), Saphirglas (vs. Hardlex bei der SBDX001), GMT-Funktion, abnehmbare und sehr griffige Lünette, klare Zeiger mit hoher Leuchtkraft … und natürlich Spring Drive mit Gangreserveanzeige (5R66 mit GMT, statt 5R65 bei der SBDB009).

Ob das Ergebnis ästhetisch überzeugt, liegt im Auge des Betrachters.
Jedenfalls erschweren die der abnehmbaren Lünette geschuldeten „Schraubenhalter“, die fest mit dem Gehäuse verbunden sind, das Spielen mit verschiedenen Bändern und lassen die meisten „Fremd“-Bänder unschön aussehen.
Speziell in amerikanischen Foren sieht man angepasste (um die Schraubenhalter ausgeschnittene) Sinn-Kautschuk-Bänder an der SBDB001, was mir aber nicht so gut gefällt. Da mir das werksseitig verbaute Metallband (wie auch das der SBDX001) nicht gefällt, habe ich meinen Frieden mit einem dunkelbraunen Lederband Di-Modell „Chronissimo waterproof“ gefunden. Das passt – wie ich finde – gut und nimmt durch die mit Kontrastfaden vernähten Laschen an den Oberseiten der jeweils dem Gehäuse zugewandten Bandenden ein wenig die Form der „Schraubenhalter“ auf, was ich als durchaus harmonisch empfinde.
Ob man eine GMT-Funktion (die nach meinem Eindruck die Ablesbarkeit – anders, als mehrfach in Foren gelesen – nicht einschränkt und auch nicht von den sonstigen Zeigern ablenkt) braucht, sei dahingestellt. Es ist auf jeden Fall eine schöne Zusatzfunktion. Ich habe den GMT-Zeiger auf Ortszeit, sodass ich quasi eine 24h-Anzeige habe.
Die SBDB001 ist eine – aus meiner Sicht – herausragende Uhr. Nicht ganz so dominant, wie die schwarzen Tunas und sehr gut ausgestattet, mit Saphirglas (im Gegensatz zur SBDX001), beeindruckend ganggenauem Spring Drive-Werk mit „schwebender“ Sekunde und sehr griffiger Lünette. Für mich ist die SBDB001 uneingeschränkt alltagstauglich, was sich für einen Hemdenträger aufgrund der Höhe aber anders darstellen könnte.
Von den hier vorgestellten Uhren sind nur SBDX001 und SBBN017 Bestandteil der deutschen Seiko-Kollektion. Die anderen muss man sich im Ausland besorgen, wobei die einschlägigen Adressen im Forum bekannt sind (z. B. Chino, Higuchi, SeiyaJapan, Chronograph.com oder auch via eBay („solojapan“)).
So, jetzt neigt sich mein Beitrag dem Ende zu und ich habe viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte (hoffentlich nicht zu viel?).
Falls das noch von Interesse ist: Ich kann nicht sagen, welche der vorgestellten Uhren mein Favorit ist. Alle gefallen mir und alle haben ihren eigenen Charakter. Es ist keine dabei, deren Kauf ich bereue.
Welche Seiko ich behalten würde, wenn ich alle anderen abgeben müsste? … Die 7A38-7020 (Quarz-Chronograph), die mir meine Eltern 1985 geschenkt haben, die ich noch heute (mit neuen Dichtungen und Saphirglas) gelegentlich trage und die – so glaube ich – die Keimzelle meiner „Seiko-Leidenschaft“ ist.
Viele Grüße und ein großes Lob fürs Durchhalten beim Lesen. Hoffentlich hat es Euch so viel Spaß gemacht, wie mir das Schreiben,
Stephan
P.S. 1: Ich bin weder ein guter, noch leidenschaftlicher Fotograf und habe zudem nur eine einfache Digitalkamera, sodass ich bitte, von Schelte wegen der im Vergleich zu manch anderem Thread bescheidenen und wenigen Fotos abzusehen. Danke.
P.S. 2: Sollte einer der hiesigen Seiko-Experten Fehler in meinen Ausführungen finden, bitte ich um einen Hinweis und werde sie korrigieren.
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Weitere Fotos auf Seite 4: https://uhrforum.de/6-seiko-marinem...sbdb009-sbdd003-sbdb001-t183366-4#post2226137
bin erst seit Kurzem Mitglied dieses Forums, in dem ich allerdings schon lange interessiert mitlese und versuche mal mit einer Seiko Marine Master-Vorstellung meinen Einstand.
Der eine oder andere hat möglicherweise schon meinen Vorstellungsthread vom 28.06.2014 im „Hallo, ich bin …“ -Unterforum gelesen. Dort habe ich mich vorgestellt und erzählt, wie meine Seiko-Begeisterung entstanden ist.
Nachfolgend schreibe ich „Marinemaster“ (so steht es auf den Zifferblättern und Gehäuseböden) und nicht „Marine Master“ (so steht es in den Unterlagen zu den Uhren und auf der Seiko-Homepage).
Etliche aus diesem Forum haben mit ihren tollen Beiträgen einen nicht geringen Anteil an meiner Seiko-Freude. Auch war Ruegger‘s Seite nicht hilfreich, meine Begehrlichkeiten einzudämmen.
Begonnen hat der „Seiko-Wahnsinn“ Anfang dieses Jahres mit dem Kauf einer SBDX001 („Marinemaster 300 = MM300“), nachdem ich zuvor schon (allerdings ohne sammlerische Ambitionen) eine 1984er 7A38-7020 (Quarz-Chronograph), eine 2000er SNXS79 (kleine Automatik, jahrelang mein „Daily Rocker“) und eine 2012er SKA371P1 („Big Freaking Kinetic = BFK“), hatte.

Ich wollte schon lange eine „richtig gute“ Uhr, was ich für mich als robust, mechanisch, täglich tragbar und „etwas Besonderes“ definiert habe. Ich stöberte seit Jahren immer wieder mal in diversen Uhrenforen herum und kaufte gelegentlich Uhrenzeitschriften, aber es hatte sich noch nicht herauskristallisiert, in welche Richtung es letztlich gehen soll.
Weder war ich auf eine bestimmte Marke, noch eine bestimmte Uhrengattung (z. B. Diver) festgelegt. In meinem Kopf spukten bevorzugt eine Omega Speedmaster Professional und eine (gebrauchte) Rolex Sea-Dweller 4000 (16600) herum.
Anfang des Jahres lag ich mit einer Grippe im Bett und hatte viel Zeit zum Surfen. Dabei bin ich immer wieder auf die SBDX001 gestoßen, die mich mehr und mehr in ihren Bann gezogen hat.
Daher ist es letztlich weder eine Omega, noch eine Rolex geworden, sondern ich habe mich nach einigem Ringen (so viel Geld für „nur“ eine Seiko?) entschlossen, ohne jemals eine live gesehen zu haben, eine SBDX001 zu bestellen.
Dass es sich dabei um eine Taucheruhr handelt, hat nichts damit zu tun, dass ich eine solche brauche. Allerdings habe ich mir von der Gattung „Taucheruhr“ eine hohe Robustheit versprochen und mich faszinierte das Monocase-Gehäuse.

Alle Abmessungen, die ich angebe, habe ich nicht im Internet abgeschrieben, sondern mittels Schublehre nachgemessen, wobei die Werte auf 0,0 mm, bzw. 0,5 mm gerundet sind. Der Durchmesser bezieht sich auf das Gehäuse, nicht auf die Lünette. Die Höhe habe ich jeweils „über Glas“ und nicht an der Lünette gemessen.
Die wesentlichen Daten der SBDX001:
Durchmesser ohne Krone: 44 mm
Durchmesser mit Krone: 47 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 50 mm
Höhe: 15 mm
Bandanstoß: 20 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, unsigniert
Gehäuse: Edelstahl
Wasserdicht bis 300m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 8L35 Automatik, "Manufakturkaliber", 28.800 Halbschwingungen/Stunde, 26 Lagersteine
Mineralglas (Hardlex), gewölbt
Die Uhr hat mich sehr beeindruckt, wobei mir der Umstand, dass sie außerhalb der Foren nicht als das wahrgenommen wird, was sie ist, entgegenkommt. Ich wollte keine Uhr, mit der ich irgendwem irgendwas beweisen kann, sondern eine Uhr „für mich“.
Zur SBDX001 finden sich in diesem Forum (und anderen) etliche Informationen. Daher verzichte ich auf umfangreiche Ausführungen zu „Grand Seiko-Verwandtschaft“, „In-House-Kaliber / Manufakturkaliber“, „Monobloc-/Monocase-/Monocoque-Gehäuse“ und „Hardlex vs. Saphirglas“ (die SBDX001 hat „nur“ ein Hardlex-Glas). Bezüglich dieser Umstände mag sich jeder seine eigene Meinung bilden. Infos gibt es dazu genug im Netz.
Anmerken möchte ich jedoch ein paar Eindrücke:
Die SBDX001 wirkt auf mich in angenehmer Weise „vintage“-mäßig. Die (im Gegensatz zu allen anderen nachfolgend vorgestellten Uhren) unregelmäßig (wohl von Hand) aufgetragene Lume, die Gehäuseform, das gewölbte Hardlex-Glas, die schlichte, unsignierte Krone bei „4 Uhr“, die Zeigerform, der dezente 20 mm-Bandanstoß und das von mir (überwiegend) verwendete braune Lederband machen die SBDX001 für mich zu einer klassischen und edlen Uhr, die ich sehr gerne und zu allen Anlässen trage.
Lobeshymen sind auf die SBDX001 schon viele gesungen worden, deshalb von meiner Seite nur soviel:
Die Verarbeitung ist sehr gut, die Zeiger (vielleicht mit Ausnahme des Sekundenzeigers) sind aufwändig gearbeitet, der Kontrast zwischen polierten und gebürsteten/satinierten Gehäuseflächen ist spannend, die Uhr hat eine große „Tiefe“ (man schaut quasi hinein, statt nur darauf) und sie bietet aus jeder Perspektive (und mit jedem Band) andere Eindrücke.
Gleichwohl würde ich nicht so weit gehen – wie gelegentlich zu lesen – und behaupten, dass es sich um DIE Uhr schlechthin handelt, die andere weitaus teurere und meist eidgenössische Produkte per se übertrumpft.
Es ist einfach eine tolle, gut gemachte Uhr, die für sich steht – das reicht mir.
Das teils zwanghaft verehrte 8L35 Automatik-Werk – eine einfachere, weniger aufwändig dekorierte und regulierte Variante des Grand Seiko 9S55-Werkes – ist in meinen Augen nicht perfekt, jedenfalls nicht im Sinne bester Gangwerte.
Mir ist bewusst, dass unterschieden wird, ob eine Uhr Vor-/Nachgang hat, gang-/lagenstabil läuft oder ob sie in verschiedenen Lagen abweichendes Gangverhalten zeigt. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich nicht die technisch richtigen Begriffe verwende. Für mich sind diese Erwägungen sekundär. Wichtig ist mir, dass eine Uhr (am Arm getragen und unabhängig davon, ob ich mich viel oder wenig bewege) möglichst genau die Zeit hält.
Bei Auslieferung hatte die SBDX001 einen (nicht nach Lagen, sondern schlichtweg mit täglichem Blick auf eine Funkuhr bestimmten) Vorgang von ca. 2 s / Tag, der sich im Laufe der Monate erhöhte und mittlerweile bei ca. 10 s / Tag (wenn ich mich viel bewege oder die Uhr mal auf dem Beweger ist, auch mehr) eingependelt hat. Das ist nicht dramatisch, aber auch nicht so toll, wie von mir erhofft. Meine (allerdings nachregulierten) 7S26-Seikos können es überwiegend besser. Dass es das 8L35 auch deutlich besser kann, zeigt meine SBDX011 (dazu nachher mehr).
Ich weiß noch nicht, ob – wenn ja, durch wen – ich die SBDX001 irgendwann mal regulieren lasse. Meine Sorge gilt etwaigen Beschädigungen der Uhr beim/durchs Öffnen. In diesem Zusammenhang habe ich leider schon viel Stümperhaftes erlebt.
Hat jemand einen Tipp, wer in Deutschland ein 8L35 / eine SBDX001 mit dem nötigen Fingerspitzengefühl – möglicherweise sogar in mehreren Lagen – einregulieren kann? Sollte man sich direkt an Seiko Deutschland wenden oder gibt es geeignetere Adressen? Wäre Seiko Österreich eine Alternative? Darüber habe ich schon viel Gutes gelesen.
Das Verhältnis von Höhe und Durchmesser des Gehäuses zum Durchmesser des Zifferblatts gibt der Uhr – insbesondere von oben betrachtet – einen etwas „gedrungenen“ Eindruck. Ich finde die Proportionen sehr schön, allerdings sind sie m. E. etwas ungewöhnlich.
Die Lünette dreht sich satt und mit schönem, wertigen Geräusch.
Die verschraubte Krone bedarf einer sensiblen Bedienung. „Draufdrücken und Losschrauben“ geht (anders, als z. B. bei der SBDC007 „Shogun“, die eine wunderbar leichtgängige Krone hat) nicht. Am besten ist es, die Krone vorsichtig anzudrücken, dann leicht gegen die eigentliche Dreh-/Schraubrichtung zu bewegen bis man merkt, dass sie ins Gewinde greift und sie dann zu verschrauben.
Das werksseitige Metallband ist mir (wegen der polierten Elemente) zu „blinky“ (wenn auch die Ratschenverstellung der Schließe eine feine Sache ist) und das werksseitige Kunststoffband zu „skurill“. Ich habe mit verschiedenen schwarzen und braunen Lederbändern, Kautschukbändern (u. a. einem schwarzen Hirsch Hevea, das gut passt), sowie Natos und Zulus herumprobiert und mir gefällt die SBDX001 am besten am braunen Di-Modell „Polo Sherpa waterproof“, sowie am sandfarbenen oder grünen 5-Ring-Zulu, bzw. grauen 3-Ring-Zulu und (wie auf dem Foto) am grünen Nato. Auch nicht schlecht wirkt sie am dunkelbraunen Hirsch Liberty.
Die SBDX001 bekommt (da sie recht hoch ist) beim Tragen an den Gehäuseflanken schnell kleine Macken, die natürlich an den polierten Flächen besonders auffallen. Ich finde das nicht schlimm und sehe es positiv als Patina, könnte mir aber vorstellen, dass das nicht jeder so sieht.
Nachdem ich durch die SBDX001 angefixt war, kamen – was ich ursprünglich überhaupt nicht vor hatte (ich wollte EINE „richtig gute“ Uhr) und sowohl Vernunft, als auch Budget massiv überdehnte – in kurzer Zeit weitere Seikos hinzu, insbesondere diverse Marinemaster, so SBDD003, SBBN017, SBDX011, SBDB001 und SBDB009.
Zunächst zu den Tunas.

Die wesentlichen Daten der SBBN017 (oben im Foto links):
Durchmesser ohne Krone: 47,5 mm
Durchmesser mit Krone: 50 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 50 mm
Höhe: 15 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Edelstahl, poliert
Shroud: Edelstahl, mattiert
Wasserdicht bis 300m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 7C46 Quarz, "Manufakturkaliber", 7 Lagersteine
Mineralglas (Hardlex), gewölbt
Die wesentlichen Daten der SBDX011 (oben im Foto mittig):
Durchmesser ohne Krone: 51 mm
Durchmesser mit Krone: 54 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 46 mm
Höhe: 17 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, mattschwarz beschichtet
Shroud: Titan, mattschwarz beschichtet
Wasserdicht bis 1000m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 8L35 Automatik , "Manufakturkaliber", 28.800 Halbschwingungen/Stunde, 26 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die wesentlichen Daten der SBDB009 (oben im Foto rechts):
Durchmesser ohne Krone: 50 mm
Durchmesser mit Krone: 52 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 46 mm (gemessen zwischen den Bandanstößen im Shroud)
Höhe: 17 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, schwarz beschichtet
Shroud: Titan, anthrazit beschichtet
Wasserdicht bis 600m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 5R65 Automatik (Spring Drive), "Manufakturkaliber", 30 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die SBBN017 (oben im Foto links) ist eine Quarz-Tuna (Tuna Can = Thunfischdose). Sie trägt – wie auch die SBDX011 (die das gleiche 8L35 Automatik-Werk nutzt, wie die SBDX001, oben im Foto mittig) und die SBDB009 (die ein Spring Drive-Werk 5R65 nutzt, oben im Foto rechts) – einen sog. Shroud um das eigentliche Gehäuse. Dabei handelt es sich um einen verschraubten (abnehmbaren) Schutzring („Thunfischdose“), der – insbesondere beim Tauchen, der eigentlichen Bestimmung der Tunas – die Uhr vor Stößen/Schäden schützen soll.
Anders als SBDX011 und SBDB009 hat die SBBN017 kein Saphirglas, sondern ein gewölbtes Hardlex-Glas, das die Uhr „klassisch“ wirken lässt. Sie ist insgesamt „zierlicher“, als die beiden „Schwarzen“ (die sich jedoch untereinander auch in Größe und Eindruck unterscheiden), was durch den mattierten (wirkt wie bead blasted) Shroud noch unterstrichen wird.
Da die SBBN017 über ein Quarz-Werk (7C46) verfügt, hat sie den Vorteil, jederzeit einsatzfähig zu sein. Im Gegensatz dazu müssen die SBDX011 (mit ca. 50h Gangreserve) und die SBDB009 (mit ca. 72h Gangreserve) an den Arm oder auf den Beweger, um startklar zu bleiben. Alternativ können SBDX011 und SBDB009 von Hand aufgezogen werden, was ich aber aus Sorge um die Langlebigkeit der Kronenverschraubung nur selten nutze.
Das in der SBBN017 verwendete Quarz-Werk 7C46 ist – so habe ich gelesen – mehr auf Drehmoment und Robustheit, als auf Ganggenauigkeit ausgelegt. Ich stelle jedoch bislang nur eine geringe Abweichung von wenigen Sekunden / Monat fest.
Das 7C46-Werk soll in der Produktion teurer sein, als das Automatik-Werk 6R15, das z. B. in der SBDC001/003/005 („Sumo“) oder der SBDC007 („Shogun“) eingesetzt wird. Zudem soll sich das 7C46 durch eine hohe Batterielebensdauer auszeichnen und zeigt – was das Risiko plötzlichen Stillstands minimiert – durch doppelten Sekundensprung deren Ende an.
Ein interessantes Feature ist, dass am Boden eine ringförmige Skala mit Jahreszahlen angelegt ist (in meinem Fall von 18 bis 28), an der man das Wechseldatum/-jahr der Batterie einkerben kann.
Die SBBN017 trage ich am sandfarbenen 3-Ring-Zulu und halte sie für die „tragbarste“ meiner Tunas, wobei ich auch die anderen im Alltag nutze. Jedoch trage ich nur selten Anzug und Hemd, was den täglichen Einsatz sicher erleichtert.
Bei der SBDX001 hatte ich noch Bedenken ob Größe und Gewicht, die ich aber zwischenzeitlich abgelegt habe. Die SBDX001 kommt mir (allerdings mit 190 cm und 95 kg auch weder klein, noch magersüchtig) mittlerweile regelrecht zierlich vor, wenn ich z. B. von der SBDX011 wechsele.
Die SBDX011 („Emperor Tuna“) ist (samt Shroud) aus Titan gefertigt, hat – wie die SBDX001 – ein Monocase-Gehäuse (allerdings mit einer Wasserdichtigkeit „1000 m“ vs. „300 m“ bei der SBDX001) und nutzt – ebenfalls wie die SBDX001 – das 8L35 Automatik-Werk.
Die Ganggenauigkeit meiner SBDX011 schlägt die der SBDX001 deutlich. Die Uhr hat im Ergebnis (auch über Wochen am Stück getragen) weder Vor-, noch Nachgang. An „bewegten“ Tagen geht sie maximal 2 s vor, was sich nachts (seitlich – Krone nach oben – abgelegt) wieder „einregelt“. Mir stellt sich die Frage, ob das ein Zufall ist oder Seiko möglicherweise die 8L35-Werke, die in der SBDX011 eingesetzt werden, sorgfältiger auswählt, bzw. reguliert, als diejenigen der SBDX001. Auch habe ich schon überlegt, ob irgendwelche Gegebenheiten des Gehäuses (bin kein Techniker und weiß nicht, ob der Gedanke fundiert ist), bzw. der Einbaulage des Werkes Einfluss auf die Genauigkeit nehmen könnten.
Die SBDB009 („Spring Tuna“) ist die unlimitierte und ohne „goldige“ Details angebotene Variante der zwischenzeitlich eingestellten und im (Gebraucht-)Preis völlig abgedrifteten SBDB008.
Ausweislich der Gehäusenummer stammt meine SBDB009 aus Januar 2014 und hat eine zweistellige Produktionsnummer. Da auch in einem anderen Forum eine SBDB009 aus Januar 2014 (mit allerdings dreistelliger Produktionsnummer) vorgestellt wurde, gehe ich davon aus, dass die Produktion im Januar 2014 begonnen hat, während der Verkauf (meines Wissens nach) erst im Juni 2014 begonnen hat.
Die SBDB009 ist – wie die SBDX011 – einschließlich des Shrouds aus Titan gefertigt, wirkt aber doch ganz anders, als die SBDX011. Sie hat kein Monocase-Gehäuse (und „nur“ eine Wasserdichtigkeit „600 m“) ist minimal kleiner, als die SBDX011 und der Shroud ist deutlich anders geformt.
Im Gegensatz zur SBBN017 und der SBDX011 sind bei der SBDB009 die Federstege direkt in den Shroud eingesetzt (der aber nicht durchbohrt ist) und nicht in Hörner, sodass sich das Band sehr viel „freier“ bewegen kann, als bei der SBDX011. Die durchbohrten Bandanstöße der SBBN017 und der SBDX011 sind auch bei montiertem Shroud „erreichbar“ und lassen einen einfachen Bandwechsel zu, was bei der SBDB009 so nicht möglich ist.
Das „Schwarz“ der SBDB009 ist glänzender („dressiger“), als das der SBDX011, die im direkten Vergleich matt und etwas „grober“ (in meinen Augen „tooliger“) wirkt. Der Shroud der SBDB009 ist glatt und schimmert ins Anthrazit/Silbergrau, während der der SBDX011 „schwärzer“, massiver und weniger „fein“ wirkt.
Die Lünette der SBDB009 ist wesentlich glänzender (fast spiegelnd) und auch klarer („strahlender“) in der Beschriftung, als die der SBDX011, die auch hier „grober“, bzw. „matter“ wirkt.
Im Gegensatz zur SBBN017 und der SBDX011 trägt die SBDB009 das Datum zwischen „4 Uhr“ und „5 Uhr“ und nicht bei „3 Uhr“.
Die Lume der SBDB009 ist der absolute Hammer, wobei alle der hier vorgestellten Uhren in dieser Beziehung sehr gut sind. Die SBDB009 setzt dem m. E. jedoch die Krone auf, zumal die volle Leuchtkraft bereits nach kürzester „Lichtaufnahme“ zur Verfügung steht.
Nicht zuletzt aufgrund des „schwebenden“ Sekundenzeigers (Spring Drive) bietet die SBDB009 einen ganz anderen (insgesamt feineren und edleren) Eindruck, als die SBDX011. Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden Uhren sind, wenn man sie nebeneinander ansieht.
Was von den Seiko Spring Drive-Werken zu halten ist, ist nicht unumstritten. Seiko hat über viele Jahre und mit hohem finanziellen Aufwand ein Uhrwerk entwickelt, das einem klassischen Automatik-Werk nahezu gleich ist, sich jedoch in einem wesentlichen Punkt unterscheidet. Statt mittels einer mechanischen Hemmung wird mit Hilfe eines elektromagnetischen Kraftimpulses, der quarzgesteuert ist, die Geschwindigkeit des Gleitrades und der Zeiger kontrolliert / reguliert.
Das führt im Ergebnis zu beeindruckenden Gangwerten (bei meinen beiden Spring Drives bislang jeweils ca. 3 s Vorgang / Monat) und einer völlig ruckfreien, „schwebenden“ Bewegung des Sekundenzeigers.
Spring Drive-Werke haben eine hohe Gangreserve (72 h), die bereits nach wenigen Stunden am Arm erreicht ist, was durch einen kleinen Zeiger nachvollziehbar ist. Nach meiner Erfahrung sind die Spring Drive-Werke auch weniger anfällig für Abweichungen auf dem Uhrenbeweger, wo sie zudem bereits nach kurzer Zeit den Vollaufzug erreichen.
Ich habe zu wenig Ahnung von (Uhren-)Technik, um das detailreicher darstellen zu können. Jedenfalls ist es wohl so, dass die Kritiker es als „unzulässigen“ Eingriff in die Uhrmacherkunst / Uhrenmechanik begreifen, dass die Hemmung mittels eines quarzgesteuerten elektromagnetischen Impulses (und eben nicht rein mechanisch) stattfindet.
Anders, als bei den Kinetic-Modellen, bei denen es sich tatsächlich um „echte“ Quarz-Uhren handelt, die lediglich mittels eines Rotors (einem Automatik-Werk ähnlichen mechanischen Antrieb), der einen Kondensator (Akku) lädt, mit Energie versorgt werden, werden die Spring Drive-Werke rein mechanisch angetrieben.
Die für die Hemmung aufgewandte Energie ist minimal und hat (anders eben, als bei einer Quarz-Uhr) nichts mit dem Antrieb des Uhrwerkes zu tun.
Zudem sind die Spring Drive-Werke nahezu wartungsfrei, da die klassische Hemmung – so habe ich es zumindest mehrfach gelesen – dasjenige Bauteil im Uhrwerk ist, das am Ehesten Verschleiß unterliegt.
Einer Spring Drive zuzusehen, ist beeindruckend und macht Freude.
Zurück zu den Tunas:
Ich habe die SBDX011 an diversen Bändern probiert, u. a. 3- und 5-Ring-Zulus, sowie Leder-Zulus. Durchzugsbänder, insbesondere zweilagige, sehen zwar cool aus, lassen aber die – ohnehin schon sehr hohe – Uhr m. E. zu hoch wirken und verstärken den Eindruck der Kopflastigkeit zu sehr.
Vielfach werden für die SBDX011 IsoFrane-Bänder empfohlen – teilweise in 22 mm (dem Bandanstoß entsprechend), teilweise in 24 mm (dann unter dem Shroud verborgen zurechtgeschnitten). Das sieht auf Fotos recht bullig aus, ist aber nicht so mein Ding. Ich habe letztlich ein Seiko-Diverband Z22 genommen, das zum Gehäuse hin etwas breiter ist, als das Serienband B22 der SBDX011 und dadurch den sowohl optischen, als auch gefühlten Eindruck der Kopflastigkeit verringert. Zudem korrespondiert das Z22 – anders, als das werksseitige Band – der Breite nach mit dem jeweils dem Band zugewandten Ende des Shrouds, was der Uhr den Eindruck eines „Töpfchens auf dem Arm“ nimmt. Allerdings ist das Z22 „störrischer“, als das weichere B22 und hat eine „nur“ mattierte, nicht geschwärzte Dornschließe, wobei der Keeper im Falle des Z22 auch schwarz (Gummi, statt Titan) ist.
Da das serienmäßige Band der SBDB009 nochmals weicher/geschmeidiger ist, als das der SBDX011 und sich zudem aufgrund der etwas geringeren Höhe des Shrouds und der anderen Befestigung (nicht an Hörnern) freier bewegt, sehe ich einstweilen keine Veranlassung, dort ein anderes Band zu verwenden.
Die schwarzen Tunas sind sehr präsent, was man mögen muss. Ich mag es.
Möglicherweise sind die SBBN-Modelle (es gibt derzeit SBBN013, 015 und 017, wobei 015 und 017 sich nur in optischen Details unterscheiden, während die 013 „Darth Tuna“ schwarz ist, ein Monocase-Gehäuse mit „1000 m Wasserdichtigkeit“ hat und einen Keramik-Shroud trägt) diejenigen Tunas (oder gar Marinemaster?), die die Idee einer robusten und unkomplizierten Taucheruhr am konsequentesten umsetzen. Ob man als Taucher polierte Oberflächen, ein (im Vergleich zum Quarz-Werk stoßempfindlicheres) Automatikwerk, handbearbeitetes Zifferblatt und Zeiger oder gar ein Spring Drive-Werk braucht, sei dahingestellt. Aber auch das mag jeder selbst entscheiden.
Mir machen schlichtweg die unterschiedlichen technischen und ästhetischen Gegebenheiten Freude, was aber „Spleen“ und nicht irgendeine Notwendigkeit ist.
Bleiben noch die SBDD003 und die SBDB001.
Die wesentlichen Daten der SBDD003:
Durchmesser ohne Krone: 48 mm
Durchmesser mit Krone: 51,5 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 53 mm
Höhe: 10,5 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 3 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, glanzschwarz beschichtet
Wasserdicht bis 200m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: 5D22 Quarz (Direct Drive), "Manufakturkaliber"
Saphirglas, flach

Bei der SBDD003 (die nicht mehr produziert wird) handelt es sich auch um eine Marinemaster, obgleich diese „Auszeichnung“ (anders, als bei allen anderen hier vorgestellten Uhren) nicht auf dem Ziffernblatt zu finden ist, sondern „nur“ auf dem Hang Tag.
Ich war unsicher, ob ich die SBDD003 kaufen soll, da sie letztlich „nur“ ein sehr teurer Quarzer ist und zudem meine aus 2008 stammt, also zum Zeitpunkt der Anschaffung schon sechs Jahre lag.
Allerdings bin ich froh, sie gekauft zu haben, denn sie ist beeindruckend und gefällt mir richtig gut. Sie wirkt ganz anders, als die anderen Marinemaster und setzt ihren eigenen Akzent.
Im Trageverhalten erinnert sie mich etwas an die SBDC007 („Shogun“) und teilt sich mit dieser auch die wunderbar leichtgängige Krone.
Die SBDD003 hat ein glanzschwarz beschichtetes Titangehäuse, Saphirglas, eine sehr griffige Lünette und ein Kinetic Direct Drive-Werk 5D22. Sie wirkt aufgrund ihrer Proportionen (großer Durchmesser, noch größerer Abstand der Bandanstöße im Verhältnis zur vergleichsweise geringen Höhe) sehr „flächig“, ganz im Gegensatz z. B. zur SBDX001.
Im Gegensatz zur normalen Kinetic (bei der es sich – siehe oben – ebenfalls um ein mit mechanisch gewonnener Energie versorgtes Quarz-Werk mit Kondensator als Energiespeicher handelt), kann man die SBDD003 von Hand aufziehen (ein langwieriges Unterfangen; zwei Minuten = ca. ein Tag Gangreserve), was es erleichtert, den Kondensator in geladenem Zustand zu halten (dann ist er langlebiger), auch wenn man die Uhr nicht regelmäßig trägt. Diese Funktion halte ich für sinnvoll, da die Kinetic-Modelle sich nicht über einen Uhrenbeweger „aufladen“ lassen. Gleichwohl wäre es noch besser, wenn die Uhr beim Aufziehen schneller „laden“ würde.
Bei Vollaufzug hat die SBDD003 nur eine Gangreserve von einem Monat, während die normalen Kinetic-Modelle eine solche von bis zu sechs Monaten haben (Kinetic Auto Relay-Modelle sogar bis zu vier Jahren).
Die SBDD003 hat eine Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt (wie auch die Spring Drive-Modelle), was ich praktisch finde, wobei man bei den normalen Kinetics auch per Knopfdruck die Gangreserve abfragen kann, die dann durch den Vorlauf des Sekundenzeigers angezeigt wird.
Aufgrund ihres recht geringen Gewichtes trägt sich die SBDD003 sehr angenehm, wobei sie allein schon durch ihre Farbe eine große Präsenz am Arm hat.
Ungewöhnlich ist, dass die SBDD003 (wie auch die SBDB009) das Datum nicht bei „3 Uhr“ zeigt, sondern zwischen „4 Uhr“ und „5 Uhr“.
Die Lünette ist – im Gegensatz zu allen anderen hier vorgestellten Marinemaster-Modellen – recht „grob“ gerastet. Zwar hat sie auch 120 Klicks, die aber nicht immer sauber einrasten und sich auch weniger wertig anhören, als bei den anderen.
Die SBDD003 ist übrigens (neben ihrem silbernen Schwestermodell SBDD001) die einzige Marinemaster, die die – wie auch bei allen anderen Marinemaster verschraubte – Krone nicht bei „4 Uhr“, sondern bei „3 Uhr“ trägt.
Derzeit trage ich die SBDD003 am braunen 5-Ring-Zulu (Leder) mit PVD-Ringen, alternativ am sandfarbenen 3-Ring-Zulu, ebenfalls mit PVD-Ringen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was an der Uhr von dem Leder-Zulu zu halten ist, finde es aber reizvoll.
Die wesentlichen Daten der SBDB001:
Durchmesser ohne Krone: 46 mm
Durchmesser mit Krone: 49,5 mm
Abstand der Bandanstöße (Lug to Lug): 52 mm
Höhe: 18 mm
Bandanstoß: 22 mm
Verschraubte Krone bei 4 Uhr, signiert
Gehäuse: Titan, poliert
Wasserdicht bis 600m
Unidirektionale Lünette, 120 Klicks
Werk: Automatik 5R66 (Spring Drive), "Manufakturkaliber", GMT, 30 Lagersteine
Saphirglas, flach
Die SBDB001 („Marinemaster 600 = MM/SD600“) ist möglicherweise die „streitbarste“ der hier vorgestellten Uhren. Mit ihr wollte Seiko alles richtig machen: hohe Wasserdichtigkeit (600 m vs. 300 m bei der SBDX001), poliertes Titangehäuse (allerdings kein Monocase wie bei SBDX001 und SBDX011), Saphirglas (vs. Hardlex bei der SBDX001), GMT-Funktion, abnehmbare und sehr griffige Lünette, klare Zeiger mit hoher Leuchtkraft … und natürlich Spring Drive mit Gangreserveanzeige (5R66 mit GMT, statt 5R65 bei der SBDB009).

Ob das Ergebnis ästhetisch überzeugt, liegt im Auge des Betrachters.
Jedenfalls erschweren die der abnehmbaren Lünette geschuldeten „Schraubenhalter“, die fest mit dem Gehäuse verbunden sind, das Spielen mit verschiedenen Bändern und lassen die meisten „Fremd“-Bänder unschön aussehen.
Speziell in amerikanischen Foren sieht man angepasste (um die Schraubenhalter ausgeschnittene) Sinn-Kautschuk-Bänder an der SBDB001, was mir aber nicht so gut gefällt. Da mir das werksseitig verbaute Metallband (wie auch das der SBDX001) nicht gefällt, habe ich meinen Frieden mit einem dunkelbraunen Lederband Di-Modell „Chronissimo waterproof“ gefunden. Das passt – wie ich finde – gut und nimmt durch die mit Kontrastfaden vernähten Laschen an den Oberseiten der jeweils dem Gehäuse zugewandten Bandenden ein wenig die Form der „Schraubenhalter“ auf, was ich als durchaus harmonisch empfinde.
Ob man eine GMT-Funktion (die nach meinem Eindruck die Ablesbarkeit – anders, als mehrfach in Foren gelesen – nicht einschränkt und auch nicht von den sonstigen Zeigern ablenkt) braucht, sei dahingestellt. Es ist auf jeden Fall eine schöne Zusatzfunktion. Ich habe den GMT-Zeiger auf Ortszeit, sodass ich quasi eine 24h-Anzeige habe.
Die SBDB001 ist eine – aus meiner Sicht – herausragende Uhr. Nicht ganz so dominant, wie die schwarzen Tunas und sehr gut ausgestattet, mit Saphirglas (im Gegensatz zur SBDX001), beeindruckend ganggenauem Spring Drive-Werk mit „schwebender“ Sekunde und sehr griffiger Lünette. Für mich ist die SBDB001 uneingeschränkt alltagstauglich, was sich für einen Hemdenträger aufgrund der Höhe aber anders darstellen könnte.
Von den hier vorgestellten Uhren sind nur SBDX001 und SBBN017 Bestandteil der deutschen Seiko-Kollektion. Die anderen muss man sich im Ausland besorgen, wobei die einschlägigen Adressen im Forum bekannt sind (z. B. Chino, Higuchi, SeiyaJapan, Chronograph.com oder auch via eBay („solojapan“)).
So, jetzt neigt sich mein Beitrag dem Ende zu und ich habe viel mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte (hoffentlich nicht zu viel?).
Falls das noch von Interesse ist: Ich kann nicht sagen, welche der vorgestellten Uhren mein Favorit ist. Alle gefallen mir und alle haben ihren eigenen Charakter. Es ist keine dabei, deren Kauf ich bereue.
Welche Seiko ich behalten würde, wenn ich alle anderen abgeben müsste? … Die 7A38-7020 (Quarz-Chronograph), die mir meine Eltern 1985 geschenkt haben, die ich noch heute (mit neuen Dichtungen und Saphirglas) gelegentlich trage und die – so glaube ich – die Keimzelle meiner „Seiko-Leidenschaft“ ist.
Viele Grüße und ein großes Lob fürs Durchhalten beim Lesen. Hoffentlich hat es Euch so viel Spaß gemacht, wie mir das Schreiben,
Stephan
P.S. 1: Ich bin weder ein guter, noch leidenschaftlicher Fotograf und habe zudem nur eine einfache Digitalkamera, sodass ich bitte, von Schelte wegen der im Vergleich zu manch anderem Thread bescheidenen und wenigen Fotos abzusehen. Danke.
P.S. 2: Sollte einer der hiesigen Seiko-Experten Fehler in meinen Ausführungen finden, bitte ich um einen Hinweis und werde sie korrigieren.
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Weitere Fotos auf Seite 4: https://uhrforum.de/6-seiko-marinem...sbdb009-sbdd003-sbdb001-t183366-4#post2226137
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