Uhrenbestimmung 2 spiegelbildliche Kaliber 65 von IWC (bzw. JWC)?

[Herzhebel]

Liebe Taschenuhrfreunde,

ich habe im Netz eine Taschenuhr von IWC gefunden, deren Kaliber dem meiner Uhr täuschend ähnlich sieht. Bei meiner Uhr handelt es sich -soweit ich weiß- um das seltene Kaliber 65 19´´´H7 (Quelle: Ranfft.de).
Doch um welches Kaliber handelt es sich bei der anderen (linken) Uhr? Es sieht doch so aus, als hätte man mein Kaliber 65 schlicht gespiegelt (wenn man mal von der Schwanenhalsreglage absieht).

Gab es denn so etwas, daß Uhrwerke spiegelbildlich hergestellt wurden? Wozu? Das kostet doch nur mehr Geld in der Herstellung. Oder gibt es einen anderen, vernünftigen Grund dafür?

Wenn mir jemand helfen könnte wäre ich ihm/ihr sehr dankbar.

Beste Grüße vom

Herzhebel

 

[monozelle]

Das eine ist ein Savonette, das andere ein Lepine Kaliber

 

[monozelle]

Hä. Moment mal. Nein. Ich bin doof. Es sind beides Lepine Kaliber. (Wenn man beim Kochen nebenbei aufs Handy guckt und kluge Kommentare abgibt...)
Naja. Vielleicht ist eins von beiden kein IWC, sondern eine Kopie. Soll's ja auch gegeben haben.
Oder es gab tatsächlich verschiedene Ausführungen. Gibts da bei Ranfft ne Anmerkung dazu?

Ich muss mich jetzt nochmal um mein Hummus kümmern...

 

[pet.sch]

Hallo,
die andere Uhr könnte auch die kleinere Schwester vom Kaliber 65 sein, also Kaliber 73, denn es sieht mir stark nach einer flacheren Ausführung aus.

Aber nichtsdestotrotz ist Deine Annahme richtig, es gibt das Kaliber 65, wie auch andere IWC-Werke, auch spiegelbildlich aufgebaut.

Deine Version ist die ältere Ausführung, denn im Jahr 1904 wurden viele IWC-Werke (Lepine- also offene Werke), auch die Platinenwerke, umkonstruiert und danach spiegelbildlich gebaut. Man versprach sich offenbar davon eine technische Verbesserung. Man liest von einem besseren Kraftfluss, wobei meine technischen Vorstellungskräfte nicht ausreichen um das nachvollziehen zu können.
Auf Anhieb zu erkennen sind die neueren Werksausführungen auch an der Befestigung des Aufzugsrades, denn ich glaube mit der Werksumgestaltung im Jahr 1904 kam auch die patentierte Befestigung, die man an den drei kleinen Schrauben erkennt.
Vielleicht hat die spiegelbildliche Umkonstruktion auch mit dieser neuen Konstruktion von Kron- und Sperrrad mit der schweizer Patentnummer 31457 , zu tun.

Gruß
Peter

 

[Herzhebel]

Hallo Peter,
danke für Deine aufklärenden Worte. Wenn IWC seine Werke ab 1904 umkonstruiert hat, d.h. auch spiegelbildlich ausgeführt hat, dann ist meine Uhr tatsächlich ein noch aus der früheren Serie stammendes Exemplar. Die Seriennummer ist 224217, nach Mikrolisk also von 1900. Ein identisches Exemplar des Werks findet sich bei ranfft unter: bidfun-db Archiv: Taschenuhren, Schmuckuhren: 1422: HTU IWC, Silber, 1900
Danke noch einmal für die Hilfe,
beste Grüße,
Herzhebel

 

[pet.sch]

sorry, dass ich einen etwas älteren Thread wieder hochhole, aber ich habe beim Herumstöbern in alten Uhrmacherzeitschriften etwas interessantes dazu gefunden und es gibt vielleicht den Einen oder Anderen, den das interessiert.

Ich hab mich relativ viel mit IWC-Taschenuhren beschäftigt, deswegen wusste ich, dass bei IWC Taschenuhrenwerken ab einem bestimmten Zeitraum die Werksanordnung bei Lepine (offenen)- Uhren geändert worden ist. Bei IWC war das um 1904.
Was mir bisher nicht aufgefallen war, ist, dass das bei anderen Uhrenfabriken wohl auch stattgefunden hat.
Im "allgemeinen journal der uhrmacherkunst" von 1910 fiel mir dazu nämlich folgende Leserfrage auf :



Im nächsten Heft 1/1911 habe ich dann eine Antwort gefunden :



Gruß
Peter

 

[Herzhebel]

Hallo Peter,

beeindruckend, Deine Recherche! Wieder einmal hat sich gezeigt, welche geballte Kompetenz hier im Uhrforum zu finden ist.
Herzlichen Dank für Deine Arbeit.
Beste Grüße
Jürgen alias Herzhebel